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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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aus dem Handy, aber sie konnte nicht verstehen, wer am anderen Ende war.
    »Wie sieht es aus?« Davids Miene war verzerrt, aber nach der Antwort am anderen Ende schien er sich ein bisschen zu entspannen. »Bist du dir sicher?«, fragte er.
    Pause.
    Katie versuchte, sich einen Reim aus den Gesprächsfetzen zu machen:
    »Okay, danke.«
    »Wirklich?«
    »Und ist er losgefahren?«
    »Nein, erzähl ich dir später.«
    »Nein, das … hör, mal, das ist nicht so einfach. Danke noch mal. Sag Julia … Ach nein, vergiss es, grüß sie einfach von mir. Und mach’s gut.«
    Er drückte das Gespräch weg und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche. »Das war Rose. Laut Walden ist Benjamins Zustand unverändert. Aber wenigstens lebt er noch. Die Polizei ermittelt und sie haben jetzt O’Connor in der Mangel. Er hat Benjamin offenbar mit Dope und ein paar Uppern versorgt, aber die Ärzte sagen, dass die nichts mit Benjamins Zustand zu tun haben können.« Er rieb sich die Stirn. »Sie wissen also immer noch nicht weiter. Allerdings war Tom vorhin bei Chris im Apartment und hat Bens Kamera abgeholt. Er wollte sie mit ins Krankenhaus nehmen. Das heißt, er bringt die Proben wirklich nach Lake Louise, wie er versprochen hat.«
    Roberts klare Stimme klang durch die Dunkelheit. Er fragte gar nicht nach, ob sie ihm folgen wollten. Er nahm es einfach an. »Vorsicht!«, rief er. »Ein paar Meter hinter dem Eingang beginnen Stufen und sie sind ziemlich steil.«
    Robert hatte recht. Nach nur drei Metern mündete der Gang in einer in den Felsen gehauenen Treppe, die steil nach unten in den Berg führte. Katie zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde. Sie wusste, was sie erwartete. Dunkelheit. Enge Räume. Wände, die auf sie zukamen.
    Dennoch folgte sie dem schwachen Strahl von Roberts Lampe und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Das Licht sorgte gerade für ausreichende Beleuchtung, dass keiner von ihnen stolperte.
    Die Stufen waren unregelmäßig in den Felsen gehauen, aber sie waren in jedem Fall von Menschenhand geschaffen. Kein Naturereignis der Welt konnte eine so lange Treppe schaffen.
    Es war still hier unten, aber es war eine andere Stille als die im Tal. Sie war vollkommen. Undurchdringlich. Einfach perfekt. Eben noch war die Welt erfüllt gewesen von dem überlauten Prasseln des Wasserfalls, dem Geräusch ihrer Schritte und ihren Stimmen. Jetzt war noch nicht einmal das Geräusch ihres Atems zu hören. Außerdem war die Luft, auch als sie weiter nach unten kamen, nicht feucht und muffig, sondern erstaunlich angenehm.
    »Es muss irgendeine Art von Belüftungssystem geben«, sagte in diesem Moment Robert, als hätte er wieder einmal Katies Gedanken gelesen.
    Und noch immer führte die Treppe in die Tiefe. Katie spürte ihren Empfindungen nach. Es war noch nicht lange her, seit sie unter dieser Angst vor engen, geschlossenen Räumen litt. Die Panik hatte sich schleichend entwickelt. Erst nach Sebastiens Unfall hatte sie mit voller Wucht zugeschlagen, als sie in den Lift gestiegen war, der sie in den neunten Stock zu dem Psychiater bringen sollte. Seitdem litt sie unter dieser extremen Form von Klaustrophobie – und es war für jemanden wie sie verdammt frustrierend, diesem Gefühl ausgeliefert zu sein. Aber sie hatte die Angst schon einmal überwunden, als sie sich auf dem Ghost in die Gletscherspalte abgeseilt hatte, um Ana Crees Leben zu retten.
    Konnte eine Paranoia sich einfach so in Luft auflösen? Oder waren ihre brennende Neugierde und der unbändige Wissensdurst dafür verantwortlich, dass sie so gut damit umgehen konnte?
    Wenn ja, musste sie der Tatsache ins Auge blicken, dass David mit seinen Vorwürfen recht hatte. Es ging ihr nicht um Benjamin, sondern um den Ort hier. Sie, Katie, wollte das Unerklärliche, die angeblichen Mysterien, die das Leben im Tal fest im Griff zu haben schienen, entlarven.
    Und dann erreichten sie das Ende der Treppe.
    »Zwanzig Meter«, hörte sie Robert sagen.
    »Was?«
    »Wir sind jetzt zwanzig Meter tiefer.«
    Robert wollte dasselbe wie sie. Es beruhigte sie. Aber dieses Gefühl löste sich schnell wieder auf. Er richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Umgebung. Katie konnte spüren, wie das Adrenalin erneut in ihrem Körper hochschoss. Denn von dem langen Hauptstollen, der geradewegs in die tiefschwarze Dunkelheit führte, zweigte jeweils rechts und links in einem Winkel von genau neunzig Grad ein Seitengang ab.
    Sie mussten sich wieder entscheiden.
    »Was nun?

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