Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn

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lehnte sich David gegen die Wand. »Kannst du mal herleuchten?«
    Katie richtete die Taschenlampe auf Davids Fuß. Er löste die Schnürsenkel und streifte erst den Schuh und dann den Socken ab.
    Die Schürfwunde sah nicht besorgniserregend aus. Keine Spur von Entzündung, die Haut war nicht einmal gerötet. Stattdessen hatte sich eine braune Kruste darübergelegt.
    »Sieht doch gut aus.«
    »Aber der Fuß fühlt sich taub an.«
    David war niemand, der ohne Grund jammerte. Und in medizinischen Dingen kannte er sich ausnehmend gut aus. Er hatte eine Sanitätsausbildung und Katie wusste, dass er später auf die Medschool gehen wollte.
    »Vielleicht bin ich auch einfach nur müde«, murmelte David.
    Robert reichte ihm die Flasche. »Du solltest die Wunde reinigen.«
    David schüttete vorsichtig etwas Wasser über seinen Fuß und Katie stellte fest, dass sie sich getäuscht hatte. Bei der Kruste, die sich mit dem Wasser löste, handelte es sich nicht um eingetrocknetes Blut, sondern um Schmutz. Was kein gutes Zeichen war. Aber sie verlor kein Wort darüber.
    »Was machen wir jetzt?« Katie hielt das Schweigen nicht aus. Sie biss von ihrem Müsliriegel ab und starrte die Wand an. »Verdammt, wir haben uns doch nicht umsonst durch diesen Gang gequält, oder? Hier muss einfach ein Durchgang sein.« Sie ließ den Strahl der Taschenlampe über die Wand wandern, leuchtete jeden Zentimeter aus, aber konnte nicht einmal die kleinste Ritze finden. Hier kamen sie ohne Werkzeug nicht durch. Und auch wenn sie Hammer und Meißel bei sich gehabt hätten, wäre jede Mühe vergebens gewesen. Wer auch immer diesen Abschnitt der Katakomben versiegelt hatte, hatte gründliche Arbeit geleistet.
    Nur … weiter oben, da war etwas zu erkennen, was sie verwirrte.
    »Seht ihr das?«, fragte sie.
    David blickte auf. »Was meinst du?«
    »Das Zeichen dort.«
    »Wo?«
    »Dort oben.« Sie hob die Taschenlampe und deutete auf die Wand. Ein primitiver Kreis war zu erkennen und in ihm war ein weiterer Kreis eingeschlossen.
    Robert nickte mehrfach. »Der äußerste Kreis hat denselben Durchmesser wie an der ersten Tür.«
    »Du meinst, hier könnte es einmal einen Durchgang gegeben haben, der zugemauert wurde? Vielleicht ist dahinter etwas, was niemand entdecken soll? Oder das gefährlich ist?«
    So wie sie das sagte, klang es wie aus einem Fantasyroman.
    »Aber dann müsste man doch sehen, wo genau die Tür zugemauert wurde«, wandte David ein. »Und diese Kreise, die können alles Mögliche bedeuten. Drehen wir um.«
    »Warte noch«, sagte Robert. »Ich muss etwas überprüfen.« Er sah auf die Uhr und zuckte nicht einmal zusammen, als ein seltsames Quietschen ertönte. Erst war es ein Schleifen, dann ging es über in ein knirschendes Geräusch, als ob man zwei Steine aneinanderrieb. Staub flog auf, brachte Katie zum Husten. Ihr schien, als bewege sich der Boden unter ihren Füßen. Alles um sie herum drehte sich.
    »Oh, Scheiße, was ist das?« Davids Stimme war nur noch ein Flüstern. Angst war daraus zu hören.
    Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, dachte Katie. Es ist, als ob er eine Maske fallen lässt. Als ob sein ganzes System zusammenbricht. Eine Art Programm, das er für seine Selbstbeherrschung und Aufopferungsbereitschaft entwickelt hatte und das nun abstürzte.
    Wir sind alle Schauspieler, schoss ihr durch den Kopf. Die einen sind gut – die anderen miserabel. Aber normalerweise gehörte David zu den besten, was das betraf.
    Das Beben hörte auf und allmählich begriff Katie. Nicht sie hatte sich bewegt, sondern die Mauer vor ihr. Sie drehte sich um eine imaginäre Mittelachse. Schon war ein breiter Spalt erkennbar.
    »Es funktioniert.« Robert sprang auf. »Beeilt euch, bevor sie sich wieder schließt.«
    Das ließ sich Katie nicht noch einmal sagen. Sie quetschte sich bereits durch die Öffnung.
    Ein Schwall warmer Luft schlug Katie entgegen und sie spürte einen starken Luftzug, der sie durch die Mauer zu ziehen schien.
    Dunkelheit umfing sie.
    »Was ist mit der Taschenlampe?«, fragte sie.
    »Moment«, hörte sie Robert antworten.
    Ein Lichtstrahl flackerte auf, erlosch wieder. Es wurde hell, erneut dunkel. Scheiße, was, wenn die Lampe den Geist aufgab? Aber dann klackte es. Die Lampe funktionierte wieder.
    In ihrem Schein sahen sie, dass sich ihre Situation nicht entscheidend verändert hatte. Sie befanden sich erneut in einem Gang, der in die Unendlichkeit zu führen schien.
    Katie spürte, wie sich ihre Lungen verengten. Vielleicht