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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sich hin. Meiner Meinung nach redet sie völligen Blödsinn.
    Immer wieder streicht sie mit den Händen über das Gefäß, über das ein Handtuch gebreitet ist.
    Und dann beginnt das lange Schweigen.
    Mark kommt aus der Hütte mit einem Eimer und gießt Wasser auf die heißen Steine. Es zischt und dampft.
    Dann murmelt Martha wieder irgendwelche Formeln in einer Sprache, die tatsächlich indianisch klingt.
    Frank hält einen Topf zwischen den Knien, auf dem er mit den Händen trommelt.
    Es ist Milton, der sagt: »Nicht mehr als drei Pilze. Sie enthalten etwa ein Gramm Psilocybin. Je nach Körpergewicht braucht ihr mehr oder weniger.«
    Und dann bin ich dran. Ich hebe das Handtuch und starre darunter. Mein Magen zieht sich zusammen bei diesem Anblick. Die getrockneten Pilze sehen aus wie … ja, genau wie verkohlte tote Würmer. Sie haben eine merkwürdige Farbe, die ganz dunkel, eher gelblich ist.
    Trotzdem. Ich nehme mir zwei und beginne zu kauen.
    Puh.
    Ekelhaft!

Kapitel 18
    Robert übernahm die Führung und Katie und David stellten sie nicht infrage. Der Staub, den die Schließung des Durchgangs aufgewirbelt hatte, lag noch immer in der Luft und machte das Atmen schwer. Katie hörte David hinter sich keuchen, aber sie konnte an nichts anderes denken als an das Blatt Papier.
    Es war harmlos gewesen. Einfach nur eine Liste mit Filmen. Aber wie kam der Zettel hierher? Was war damals mit ihrer Mutter geschehen?
    Keine dieser Fragen konnte sie beantworten und vielleicht lag es daran, dass sie inzwischen immer öfter den Eindruck hatte, dass die Wände sie einschlossen und die Betondecke über ihr herunterkam. Ja, sie fühlte sich wie in einer Presse. Irgendwann würde sie vermutlich zerquetscht werden, aber es gab Wichtigeres.
    So verwirrend.
    Absurd.
    Beängstigend, wie die Vergangenheit sie hier oben verfolgte, wie sie langsam und unaufhörlich ihr Netz um sie spann. Fragen stellte, ohne Antworten zu geben. Erinnerungen weckte, die plötzlich ihr ganzes Leben auf den Kopf stellten. Denn wer war sie, wenn ihre Mutter eine andere war, als sie gedacht hatte?
    Gedanken, die alle in einer Sackgasse endeten.
    Nicht wichtig, wiederholte Katie in ihrem Kopf. Du bist, wer du bist. Nichts hat sich geändert. Rein gar nichts.
    An diesem Mantra hielt sie sich fest und es half ihr endlich, ihre Umgebung wahrzunehmen.
    Auch dieser Teil des Ganges verlief wieder schnurgerade. Es konnte sich unmöglich um einen natürlichen Höhlengang handeln. Er bestand aus hohen, fast spitzbogenförmigen Wänden. Die Deckenhöhe betrug deutlich über zwei Meter, genauso wie die Breite.
    Katie konnte aufrecht stehen und hatte noch viel Luft über ihrem Kopf. Wenn sie die Arme ausstreckte, reichten sie nicht bis an die Wände. Aber auch wenn der Gang nicht natürlichen Ursprungs war, so hatte die Natur doch längst die Herrschaft übernommen. Die Mauern des Stollens waren mit einem grünen Belag überzogen. Moos und Algen wuchsen überall, genau wie Pilzkolonien, die da und dort aus den Wänden und dem Fußboden schossen. Der Boden war zunehmend mit Sand und Flechten bedeckt, auf denen sie Gefahr liefen auszurutschen.
    Und die Feuchtigkeit verbunden mit dem plötzlichen Temperaturanstieg war unerträglich. Katie lief der Schweiß den Rücken herunter und es war nicht gerade beruhigend, dass sie schon wieder die ganze Zeit abwärtsgingen.
    Das Einzige, was ihr irgendwie Halt gab, war die Tatsache, dass Robert so außerordentlich gelassen war. Sie wusste nicht, woher dieses Urvertrauen kam, zumal Julias kleiner Bruder ihnen nach wie vor nicht verriet, was er im Sinn hatte, aber trotzdem – sie beneidete ihn. Vielleicht wurde die Welt verständlicher, wenn man sie mithilfe von Zahlen betrachtete und alles an wissenschaftlichen Daten festmachen konnte?
    »Was sagt der Höhenmeter?«, fragte Katie.
    »Dreißig Meter tiefer als der Eingang«, erwiderte Robert.
    Was, wenn das Ganze eine Falle war? Wenn jemand sie bewusst hierher gelockt hatte? Wenn ihnen dasselbe zustieß wie Benjamin? Jetzt kam sie doch, die Panik.
    Ihr Atem ging schneller und schneller und unwillkürlich begann sie zu rennen. Sie hörte nicht einmal mehr die Stimmen von David und Robert. Dunkelgraue, undurchdringliche Stille, die sie von allen Seiten bedrängte.
    Eine Welle der Übelkeit stieg in ihr auf, ließ sie stoppen. Sie atmete mehrfach tief durch. Sie stellte sich vor, in einem Sarg zu liegen und langsam vor sich hin zu modern. In ihrer Angst begann sie, den Staub von ihren

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