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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hinzu, sich an meinen Namen erinnernd, als wäre ich jemand von Bedeutung. »Sag dem Waffenmeister, er soll sofort herkommen.«
    Das war der erste Befehl, den er mir erteilte. Ich rannte los, um ihn auszuführen.
    Heute bin ich sein Mann und gehöre zu der diszipliniertesten, am besten ausgebildeten und hingebungsvollsten Truppe der ganzen Domäne. Er hat uns geformt, wie er auch mich geformt hat. Er war derjenige, der erkannte, dass meine Weitsichtigkeit einen guten Bogenschützen aus mir machen würde. Aber die wirkliche Weitsicht hatte er. Er ist der Einzige, der mir je begegnet ist, der weiter als bis zum nächsten Essen und bis zur nächsten Frau sieht. Er ist derjenige, der die Vision hat, dass die Domänen vereint werden können und ein Land geschaffen werden kann, das so gut, das besser ist als jedes andere auf der Welt.
    Er ist ein großer Mann, mein Lord, ein großer Mann. Er wird uns allen Ruhm einbringen. Und ich werde einer der Männer sein, die dabei sind, wenn seine Vision in die Tat umgesetzt wird. Ich werde ihm folgen, ganz gleich, was geschieht. Denn bei meinem Leben, ich bin Lord Thegans Mann.

Bramble
    Halb durch Zufall, halb mit Hilfe ihres Geruchssinns fand sie die Pferde wieder. Je näher sie ihnen kam, desto stärker nahm sie den leichten Geruch von frischem Pferdedung wahr. Vor Erleichterung traten ihr fast die Tränen in die Augen. Dieser Ort, der so anders war als die Wälder, die sie kannte, nahm ihr die Kraft. So einsam hatte sie sich noch nie gefühlt, als sei sie schon Wochen und nicht erst Tage zwischen den knarrenden Kiefern unterwegs. Die Panik in ihr war abgeklungen, doch nun trat eine tiefe Traurigkeit an ihre Stelle. Die Elemente umgaben sie; dunkler Wald, schwerer Kiefernduft, das Rauschen der Äste über ihr, als der Wind zunahm, die ruhige, unheilverkündende Luft darunter, von Feinden umgeben und ohne Zuhause. Erneut dankte sie den Göttern für die Pferde. Ohne diese hätte sie sich Leof und seinen Männern vielleicht ergeben, nur um jemanden zu haben, mit dem sie reden konnte.
    Energisch schüttelte sie den Kopf, nahm die Zügel in die Hand und murmelte den Pferden leise zu »Na, dann kommt, na, dann kommt«, um diese und auch sich selbst zu beruhigen.
    Soweit sie es beurteilen konnte, bewegten sie sich Richtung Westen. Sie hatte vor, Leofs Fährte zu folgen und die Grenze auf halbem Weg zwischen seinem Rastplatz und dem nächsten Grenzposten zu überqueren.

    Sie streichelte Trines Nase und zog ihre Hand zurück, bevor sie gebissen werden konnte. »Mit Glück sind wir morgen drüben.«
    Vier Stunden später schimmerte das dämmerige Morgenlicht durch die dunklen Äste, und Bramble verwünschte sich dafür, es laut ausgesprochen und die Waldgeister damit offenkundig dazu herausgefordert zu haben, sie in die Irre zu führen.
    Nun, vielleicht war dem doch nicht so. Näher am See wurde der Wald von kleinen wie großen Wasserläufen durchschnitten, von denen einige geräuschvoll durch tief eingeschnittene Täler rauschten. Bei zweien von ihnen war sie gezwungen, einen Umweg zu gehen, bis sie eine Furt fand. Dabei verlor sie die Orientierung. In der morgendlichen Dämmerung würde sie auf einen Baum klettern und herausfinden, in welche Richtung sie sich bewegte.
    Sie band die Pferde an, hängte ihnen die Futterbeutel um und machte sich auf die Suche nach einem Baum zum Hinaufklettern. Diesen zu finden dauerte länger, als sie gedacht hatte. Diese Bäume waren echte Riesen und hatten so dicke Stämme, dass drei Männer sie mit ausgestreckten Armen nicht hätten umfassen können. Ihre untersten Äste lagen weit oberhalb von Brambles Reichweite. Sie setzte ihre Suche fort, wobei ihr immer banger zumute wurde, bis es endlich vor ihr heller wurde. Einer der Baumriesen war umgestürzt und hatte eine Lichtung geschlagen. Die Äste eines der Bäume am Rande der Lichtung berührten, im Licht prächtig gedeihend, den Boden.
    Vorsichtig stieg sie auf einen der niedrig hängenden Äste. Es war eine lange Nacht gewesen, und ihre Hände taten ihr immer noch vom letzten Mal weh. Ihre Oberschenkel zitterten vor Müdigkeit. Schlimmer noch aber war, dass sie von ihrem Aussichtspunkt aus erkennen konnte, dass sie
sich Richtung Nordwesten und nicht nach Westen bewegt hatten. Wahrscheinlich befanden sie sich jetzt viel zu nah an dem von Leof erwähnten Grenzposten.
    Immerhin konnte sie den See sehen - oder zumindest die riesigen Schilfflächen, die sein Ufer umgaben. Er war nur wenige Meilen

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