Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
Vom Netzwerk:
entfernt, was bedeutete, dass die Grenze fast zu ihren Füßen verlaufen musste.
    Das kratzende Geräusch, das ihr Stiefel am Stamm verursachte, war zu laut.
    »Was war das?«, hörte sie unter sich jemanden fragen.
    Sie erstarrte und klammerte sich am Stamm fest. Die Stimme kam von der Lichtung. Zwei Männer standen auf und traten aus ihrer Deckung unter den Wurzeln des abgestorbenen Baums hervor. Na wunderbar. Sie hatte sich einen Baum in unmittelbarer Nähe des Grenzpostens ausgesucht. Als die Männer näher kamen, erkannte Bramble, dass es noch schlimmer war. Einer von ihnen war Leof. Er musste das andere Lager in der vergangenen Nacht verlassen haben und hierher zurückgekehrt sein, um sich wieder seinen Leuten anzuschließen.
    Selbst in dem matten Licht der frühmorgendlichen Sonne glänzte Leofs Gestalt golden und voller Energie. Er sah wirklich hinreißend aus. Es fiel ihr schwer, ihn zu hassen, auch wenn er ein Mann des Kriegsherrn war. Doch sein Gesicht war ernster, als sie es kannte. Er konzentrierte sich, war sehr darum bemüht, sie zu finden, um sie zu Thegan zurückzubringen, damit dieser sie versklaven konnte. Darin bestand seine Arbeit, Leute aufzuspüren, die Befehle eines Mörders auszuführen … Sie rief sich die besetzten Galgen vor Sendat in Erinnerung, und sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Sie klammerte sich an den Stamm und betete darum, dass die Pferde, die zum Glück außer Sichtweite standen, nicht wiehern oder sich bewegen würden.

    Sie waren zu viert. Leof bedeutete zweien, sich die andere Seite der Lichtung vorzunehmen. Mit dem Schwert in der Hand schlüpften sie in den Wald. Leof und der andere Mann kamen auf sie zu. Sie sah, dass es ein Bogenschütze war, und zwar der, der anstelle eines Schwerts einen Bogen trug. Es war der gleiche Mann, der am Abend zuvor bei Leof gewesen war. Leof schickte ihn weiter hinunter Richtung See, weg von ihren Pferden. Dann kam er langsam durch die Bäume auf sie zu. Er lehnte sich lässig gegen den Stamm des Baumes, auf dem sie saß, zog sich einen Stiefel aus und hob ihn hoch, als wolle er einen Stein daraus entfernen.
    Ihr Herz pochte so heftig wie eine Trommel, dass sie schon glaubte, er müsse es durch den Stamm hindurch hören.
    »Bramble?«, flüsterte er. »Sei leise. Nur für den Fall, dass Horst zurückkommt. Alles in Ordnung bei dir?«
    Er schaute zu ihr hinauf, wie ein Mann, der am Sonnenstand die Zeit misst. Ihre Blicke begegneten sich. Sie nickte.
    »Er - Thegan … wollte dich umbringen lassen, als du weggeritten bist.« Er hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen. »Warum?«
    »Ich habe mich ihm widersetzt«, flüsterte sie.
    »Das kann doch nicht alles gewesen sein!« Er stieß sich vom Stamm ab und begann, auf und ab zu gehen, wobei er so tat, als suche er auf dem Boden nach Spuren. »Es muss noch einen anderen Grund gegeben haben.«
    »Er hat mich bedroht«, flüsterte sie. »Er hat gesagt, ich müsse seine Pferde zureiten und ihm das Bett wärmen, ob ich wollte oder nicht. Ich habe nein gesagt.«
    Er blieb stehen und starrte auf den Boden, die Schultern hochgezogen, die Hände baumelten am Körper herab. Er sah aus wie ein kleiner Junge.

    »Irgendwas gefunden, Hauptmann?«, rief Horst von der anderen Seite der Lichtung herüber.
    Sofort wieder stark, voller Entschlossenheit und Überzeugung, drehte Leof sich um. »Hier ist nichts. Geh, und rufe die anderen zurück, Horst. Ich glaube, wir sind auf der Jagd nach einem Waldgeist.«
    »Ja, das kann schon sein.« Horst drehte sich um und verschwand zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung.
    »Bleib, wo du bist. Ich lasse sie gleich abziehen. Wohin bist du unterwegs?«
    »Zum See.«
    »Und danach?«
    Sie zögerte. Im Augenblick war er ihr wohlgesonnen. Aber wer wusste schon, wohin ihn seine Loyalität führen würde, wenn Thegan ihn wieder in seinem Blickfeld hatte?
    »Wer weiß?«, sagte sie, da es ihr widerstrebte, ihn direkt anzulügen.
    Er blieb einen Moment stehen. Dann warf er den Kopf nach hinten und starrte sie an. »Ich hätte dich lieben können.«
    Sie nickte. »Ich weiß.«
    Das war alles, was sie ihm geben konnte. Was sollte sie auch sagen? Dass auch sie ihn hätte lieben können, wäre er nicht der, der er war? Dass sie immer noch eingerollt beieinanderliegen und sich lieben könnten, hätte er nicht diese Uniform angezogen? Er war die Uniform.
    »Pass auf dich auf«, sagte sie. »Traue ihm nicht.«
    Er machte ein Geste, als wolle er ihre

Weitere Kostenlose Bücher