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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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die Ochsen ankamen. Ich wollte wegen der Sense noch einmal zurückkommen, aber …« Foegen zitterte, da ihm sehr bewusst war, was eine Klinge bei Fleisch anrichten konnte. »Bei den Göttern, wenn du nicht hier gewesen wärst, Udall.«
    Wir kehrten zum Haus zurück, hatten die Ochsen vergessen, und Merris machte viel Wind um uns beide, am meisten jedoch um Foegen.
    Zum Abschied gab sie mir einen Kuss auf die Wange und bedankte sich bei mir. Auf dem Heimweg sagte ich zum Schilfrohr: »Ach, es hätte ja doch nicht geklappt. Ich bin zu alt für sie.« Die Schilfrohre antworteten flüsternd, und dabei hörten sie sich nicht überzeugt an.
    Beim nächsten Steinedeuten war keine Spur mehr von
dem Hochzeitsstein. Ich versuchte, mich Merris zuliebe darüber zu freuen. Und auch Foegen zuliebe. Schließlich machte er sie glücklich.
    »Wenn du versuchst, deinem Schicksal zu entgehen, steht es bei dir vor der Tür«, sagte Sylvie zu mir. »Selbstsucht zieht das Unglück an, heißt es. Was mich angeht, ist mir noch nie ein Fall untergekommen, bei dem jemand versucht hat, das Schicksal eines anderen abzuwenden, es sei denn aus Liebe. Und Liebe wirft jedes Schicksal über den Haufen.«

Ash
    An der Wand klebte Blut. Ash konnte es riechen. Von dem leblosen Körper zu seinen Füßen stieg Dunst auf. Er überlegte kurz, ob er sich die Hände an der offenen Wunde wärmen sollte, begriff aber sofort, dass ihm dieser Gedanke nur kam, weil er unter Schock stand, an der Grenze zur Hysterie. Er hatte keine Zeit für Hysterie.
    Ash wischte seinen Dolch am Ärmel der Leiche ab und stürmte davon. Er rannte wie ein kräftiger, nüchterner junger Mann, nicht wie der betrunkene Säufer, den er beim Betreten der Gasse gemimt hatte, als er von Wand zu Wand getaumelt war und laut zu sich selbst gesagt hatte, nun sei es aber wirklich Zeit, nach Hause zu gehen, da er doch gerade so viel Geld beim Kümmelblättchen gewonnen habe. Das Mädchen war mit einem Totschläger und einem versteckten Messer auf ihn losgegangen und hatte von Anfang an vorgehabt, ihn zu töten. Und sie war geschickt gewesen. Als er ihr den Knüppel aus der Hand geschlagen hatte, war er dabei ihrem Messer nur knapp entgangen.
    Beim Laufen lauschte er. Seine Schritte dröhnten wie das gedämpfte Trommeln bei einer Beerdigung, aber es waren die einzigen Schritte. Die anderen, die ihm gefolgt waren, waren verschwunden. Sie hatten ihn als leichte Beute eingestuft, und als er sie eines Besseren belehrte, hatten sie Reißaus genommen.

    Er rannte aus den dunklen Gassen auf eine Straße, von der er wusste, dass sie vornehm und sicher war, weil die wohlhabenden Hausbesitzer dafür bezahlten, dass an jeder Straßenecke Fackeln brannten. Etwa nach der fünften Ecke fand er sich am Acton Square wieder. Dort kamen von beiden Seiten Gruppen spätabendlicher Spaziergänger auf ihn zu. Vor ihm befand sich eine Reihe von Gasthaustischen. Einen Hustenanfall vortäuschend, wandte er sich zur Seite; dabei ließ er seinen Dolch unauffällig in den Gürtel gleiten. Er atmete nicht einmal schwer, was ihm unglaublich vorkam. Ihm war zu Mute, als sollte er keuchen, schwitzen … irgendeine Reaktion zeigen .
    Als Ash zum ersten Mal nach Turvite gekommen war, hatte ihn der Acton Square verblüfft. Es war ein großer, kopfsteingepflasterter Platz zwischen zweistöckigen Backsteinhäusern, der immer voller Menschen war. Tagsüber war hier der Markt, und der Boden war bedeckt mit Ständen und Karren und Decken, auf denen Waren aus allen Ecken und Enden der Welt angeboten wurden. Und im Gegensatz zu jedem anderen Markt, den er kannte, stank es hier nicht, denn der Fischmarkt befand sich unten an den Docks, wo die Fischereiflotte anlegte. Am Abend, wenn der Markt schloss, stellten die Gasthäuser und Restaurants, die den Platz umgaben, Stühle und auf Böcken stehende Tische hinaus - manche davon sogar mit Tischtüchern -, und die Reichen von Turvite strömten herbei, um zu essen, zu bummeln und gesehen zu werden.
    An diesem schönen Frühsommerabend war der Platz voller Menschen, die frischgefangenen Fisch aßen, Pökelfleisch, Aal in Aspik, gegrillte Taube und in Spinatblätter gewickelte gebratene Finken, während die Kellner sich wie Schlangen zwischen den Tischen hindurchwanden. Beim Geruch des Essens drehte sich Ash der Magen um.

    Doronit war Ash während der »Übung« die ganze Zeit gefolgt. Sie beobachtete ihn eine Weile, bevor sie sich zu erkennen gab. Wie sie erwartet hatte, war er erregt und

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