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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Eindringlinge verteidigen durfte, ja musste, selbst wenn diese es nur auf Diebstahl abgesehen hatten. Ash hatte sich schon manches Mal gefragt, ob diese Regel auf die Zeit vor dem Einfall zurückging, als man ein toter Mann war, wenn man sein Zuhause nicht verteidigte.
    Mit einem Gehilfen zog Boc den Handkarren über das Kopfsteinpflaster. Und das war es. Hildie nickte Martine zu und ging zur Tür. Doch als Ash ihr folgen wollte, bedeutete ihm Martine, stehen zu bleiben.
    »In drei Tagen«, sagte sie. »Sei hier.«
    Er nickte und ging Hildie hinterher.

    Doronit war zufrieden mit ihnen, das erkannte er an der Art, wie sie ihn freundlich anlächelte. Weniger erfreut war sie, als sie erfuhr, dass er in drei Tagen noch einmal würde dorthin zurückkehren müssen.
    »Dann findet doch das Fest statt. Wir sind für das Bürgerhaus gebucht.« Sie zuckte mit den Achseln. »Na ja, sieh zu, dass du zeitig fertig bist, und komm nach. Wir wollen uns ja nicht den Ruf einhandeln, uns nach getaner Arbeit nicht an die Regeln zu halten.«
    Am nächsten Tag schickte Doronit Ash zu Martine zurück, damit er diese zu einem Besuch bei Ranny von Highmark begleitete.
    »Wer Ranny zum Feind hat, ist übel dran, und wir wollen sie nicht unnötig verärgern«, sagte Doronit zu Ash, bevor dieser aufbrach. »Verhalte dich einfach geschäftsmäßig gegenüber Martine, aber nicht freundlich, verstehst du?«
    Die Highmarks waren ein eher kleiner, gut organisierter Stamm, hatte Doronit erklärt. Ranny hatte zwei Brüder,
jünger als sie und nicht so helle. Ihr Vater war tot, und ihre Mutter hatte noch einmal geheiratet, einen einflussreichen Mann aus dem Nachbarhaus, eine gute Ehe, die ihr erstklassige Zunftrechte einbrachte. Ranny herrschte über die Highmarks unter den Augen ihrer Großeltern, die noch rüstig und scharfsinnig waren, aber das Alltagsgeschäft nicht mehr selber leiten wollten.
    Zu den Stammvätern der Highmarks gehörten vier Bürgermeister und achtzehn Stadtdirektoren - die Familie wusste, wo die Macht saß, und zog diese Pomp und Förmlichkeiten vor. Ihren Namen Highmark bezog sie von dem goldgelben Haus ganz oben auf dem Hügel mit Blick über Turvite, dem ersten, das dort gebaut worden war, und immer noch dem zweitgrößten.
    Als sie vor Highmark standen, hatte Ash den Eindruck, dass Martine sich nicht beeindrucken ließ. »Es wird nicht lange dauern, ich muss bloß mit ihr reden«, sagte sie. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Ash«, sagte er. Verblüfft stellte er fest, dass sie trotz allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, praktisch Fremde waren. Ihm kam es so vor, als würden sie sich schon wesentlich länger als nur einen Tag kennen.
    »Na schön, Ash, vielleicht können wir das jetzt ohne weiteres Blutvergießen regeln.«
    Ash trat zur Seite, während Martine an die Tür klopfte und darum bat, Ranny sprechen zu können. Sie wurden beide ohne Weiteres von einer jungen Frau eingelassen. Diese hatte kastanienbraunes Haar und strenge Augen, behielt ihre Hand in der Nähe ihres Gürtelmessers und ließ die beiden vor sich den Flur entlang zum Arbeitszimmer gehen.
    Ranny war eine zierliche, hellhaarige Frau mit jenen blassblauen Augen, die man nur besaß, wenn man keine Vorfahren
mit Wandererblut in den Adern hatte. Sie schien in jeder Beziehung das Gegenteil von Martine zu sein.
    Ash bezog gleich am Eingang des Zimmers die übliche Position einer Schutzwache. Auf der anderen Seite der Tür nahm das Mädchen mit den kastanienfarbenen Haaren die gleiche Stellung ein. Sie nickten einander zu. Es war jenes vorsichtige, wohlüberlegte Nicken, das besagte: »Keiner von uns will hier Ärger bekommen, aber wir sind beide darauf eingestellt.« Ihre Hand fuhr immer wieder an ihr Messer, und Ash begriff, dass sie seinetwegen nervös war. Dann fiel ihm ein, dass er zwei ihrer - was eigentlich, Kollegen? - getötet hatte. Wie dem auch sein mochte, für sie bedeutete er Gefahr. Ein Teil von ihm freute sich darüber, von einem hübschen Mädchen als gefährlich eingestuft zu werden. Aber er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Martine und Ranny.
    Die beiden bauten sich voreinander auf. Martine versuchte offenbar, über den Schreibtisch hinweg Ruhe auf die andere Frau auszustrahlen. Es funktionierte nicht.
    Ranny starrte sie zornig an, während sie nervös an einem Stab Siegelwachs herumspielte. »Wieso kommst du her?«, wollte sie wissen.
    »Ich hatte gehofft, einen Waffenstillstand auszuhandeln.«
    Ranny schnaubte. »Schön. Sag mir, was

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