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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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und legte dabei seine Hand so nahe neben die ihre, dass sich ihre Finger berührten.
    Sie musste lachen, so durchschaubar war er, und er lachte mit ihr, sich seines Charmes bewusst.

    Plötzlich wurde die Luft kühl, und Bramble fröstelte. Alles um sie herum wurde ruhig und dunkel, als werde alles Licht absorbiert. Ber wurde blass, und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die anderen am Tisch rückten von ihm ab. Hatte ihn plötzlich ein Fieber befallen? Seine Augen waren ausdruckslos, und er zitterte. Sie nahm seinen Arm, um ihm Halt zu geben, und bemerkte, dass sein Bruder auf der anderen Seite das Gleiche tat. Bramble sträubte sich das Nackenhaar, aber dies lag nicht an der Gegenwart der Götter. Mit dieser Situation hatten die Götter nichts zu tun. Dann erhob Ber die Stimme.
    »Ungezügelt geboren«, sagte er, und obwohl es seine Stimme war, klang sie fremd. »Ungezügelt geboren und ungezügelt gestorben, und für diesen jungen Mann nicht tauglich«, fuhr er fort. »Niemand wird dich je zähmen, Frau, und nie wirst du einen Mann lieben. Gib auf. Hinfort mit dir.«
    Bramble riss ihre Hand weg. Bers Augen schlossen sich, und er kippte zur Seite. Ohne nachzudenken, weil sie gar nicht darüber nachdenken wollte, was er gesagt hatte, half sie seinem Bruder, ihn auf die Bank zu legen. Sie tätschelte ihm die Wange, und als er erwachte, die Augen zwar mit konzentriertem, aber verwirrtem Blick, gab sie ihm ein wenig Wasser zu trinken.
    Dann stahl sie sich davon. Noch immer erlaubte sie es sich nicht, über das Geschehene nachzudenken, sondern ritt quer durch die Stadt. Erst als sie auf einer offenen Landstraße war, zwischen Feldern reifenden Hafers, dachte sie darüber nach. Nicht die Götter waren es gewesen, die gesprochen hatten. Das wusste sie, denn sie erkannte ihre Gegenwart so wie den Klang ihrer eigenen Stimme. Es war etwas anderes Überirdisches gewesen. Etwas, das über das Menschliche hinausging, nichts mit ihm zu tun hatte. Ein Dämon, vielleicht, und von Dämonen hieß es, dass sie die
Zukunft und die Vergangenheit kannten. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider: » Ungezügelt geboren und ungezügelt gestorben. Nicht tauglich für diesen jungen Mann … nie wirst du einen Mann lieben … hinfort … hinfort …. niemals … niemals.«
    Sie war nicht nur tot, sondern bar jeder Liebe. Die Toten konnten nicht lieben oder geliebt werden, außer in der Erinnerung. Sie konnten keine neue Liebe finden, außer durch die Wiedergeburt. Als Bramble Tränen auf ihren Wangen spürte, trieb sie den Rotschimmel zu einem langsamen Galopp an. Sie spürte eine Leere in sich, als ob ein Messer ihr ein Loch in die Brust gerissen hätte, ein Loch, das nie mehr geschlossen werden würde. Sie kannte dieses Gefühl. Es war, als sagte ihre Mutter zu ihr: »Wärst du doch nur deiner Schwester ein bisschen ähnlicher«, aber irgendwie viel schlimmer. Keinerlei Hoffnung lag darin, kein Raum für Besserung. Niemals , sagte der Dämon in ihrem Kopf, und sie drängte den Rotschimmel zu einem schnelleren Galopp. Aber schneller als diese Stimme konnte sie nicht reiten. Sie besaß gerade noch genug Vernunft, um den Rotschimmel auf den weichen Rasensaum zu lenken, damit er sich bei diesem Tempo auf der steinigen Straße nicht verletzte. Schließlich verlangsamte er das Tempo, nachdem er sich über die Gelegenheit gefreut hatte, sich nach vier Tagen langsamen Schrittgehens auszustrecken.
    Sie zwang sich dazu, Ruhe zu bewahren und sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    »Es reicht«, sagte sie laut. »Ich werde nicht weiter darüber nachdenken. Vielleicht stimmt es, vielleicht auch nicht. Ich kann bloß leben und es herausfinden.« Ihr Puls beruhigte sich wieder. »Vergiss es«, sagte sie zu sich selbst. »Vergiss es. Halte durch.«

Eldwins Geschichte
    Zwei Monate nach meinem siebzehnten Geburtstag, unserem Geburtstag, dem von meinem Zwillingsbruder und mir, sprach der Dämon zum ersten Mal zu uns. Wir saßen an einem Tisch in einem Gasthof, dem Wide-Mouthed Jug in Sandalwood, und es war ein guter Tag für uns beide gewesen, für Ber und für mich.
    Wir fühlten uns wie Männer, hatten Silbergeld in den Taschen, und ein gutes Tageswerk lag hinter uns. Daheim war niemand, der sich Sorgen um uns gemacht hätte, denn Mama machte sich keinen Kopf wegen unseres Kommens und Gehens, und unser Papa, der sich immer um uns Sorgen gemacht hatte, war zwei Monate zuvor gestorben.
    Wir wollten bloß etwas trinken und vielleicht ein paar zwanglose

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