Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Rhodon vorbei auf Nickalas Seite und schrie ihr zu: „Geh du in die Mitte und versuch das Monster aufzuhalten. Ich mach hier weiter.“
Nickala drückte sich ab und landete neben Shalyna. Jason hielt eine Hand unter Wasser und versuchte wie Nickala zuvor, mittels Limar für Vortrieb zu sorgen. Doch er war zu schwach. Es kam nur ein leichtes Blubbern zustande. Die Planke fing sich sogar an zu drehen, weil der kräftige Schub der Luftmeisterin fehlte.
Callum musste alle Hände voll zu tun haben, dies irgendwie auszugleichen. Er schrie: „Stärker, Jason. Sofort! Wir werden zu langsam!“
Jason schloss die Augen. Hier auf Tandoran scheint es manchmal nur lernen oder sterben zu geben. Er konzentrierte sich auf die Limarenergie in ihm. Der Druck des Wassers an seinem Hinterkopf, die Wellen, der Hai - alles trat in den Hintergrund. In gleichem Maße fühlte er die Kraft in sich ansteigen. Er sendete seinen Geist zu dem Wasser um seine Hand und formte mithilfe seiner Vorstellungskraft einen Düsenstrahl, der sie raketenartig vorwärtstrieb. Hoffnungsvoll öffnete er die Augen und sah zu seiner Freude, dass nun tatsächlich ein satter Schub von seiner Handfläche ausging.
Alle äugten gespannt, wo der Hai das nächste Mal aus dem Wasser auftauchten würde. Doch das Mistvieh ließ sich nicht blicken. Jason überkam erneut panische Angst. Er konnte es sofort an seinem Vorwärtsschub ablesen. Wieder musste Callum den fehlenden Vortrieb ausgleichen.
Reiß dich zusammen, oder wir sterben alle!
Es gelang. Jason konnte abermals den Limarvortrieb verstärken.
Zufrieden schaute er zu Rhodon hinüber, da tauchte der Schrecken direkt vor ihren Füßen auf. Mit aufgerissenem Maul wollte der Hai seinen Angriff auf das Boot wiederholen und die fünf Schiffbrüchigen in einem Stück verschlingen.
Doch Nickala war vorbereitet. Krachend schlug das Gebiss in eine unsichtbare Wand ein. Die Luftmeisterin fixierte mit zusammengekniffenen Augen das Maul des Hais. Der wollte sich durch die Luftmauer nicht von seiner Beute abbringen lassen und schnappte weiter wie wild nach ihren Füßen, die auf der anderen Seite ihrer Bohle hervorschauten.
Da traf ihn ein Feuerstrahl aus Shalynas Händen genau ins rechte Auge, das sofort dampfend explodierte. Wie ein Stein tauchte das Biest ab.
„Jaaaah!“ Alle fünf schrien ihre Angst und ihre Erleichterung hinaus.
In diesem Moment spürte Jason, wie die Flasche an seinem Gurt gegen seinen Rücken schlug. Das Wasser wurde abrupt flacher. Sie waren gerettet.
Alle ließen das Brett los, drehten sich und stolperten die letzten Schritte an Land. Dort fielen sie erschöpft in den warmen, hellweißen Sand und blieben heftig atmend liegen.
Nach einer langen Weile fand Shalyna als Erste ihre Worte wieder. „Wir haben es geschafft.“ Sie keuchte noch immer. „Der arme Rangni wurde verschlungen, aber wir haben Allabra erreicht.“
Callum erhob sich mit einem verzerrten Grinsen und blickte den Strand hinauf. „Ja, wir sind am Ziel, aber wir haben auch kein Schiff mehr für die Rückfahrt.“
Maitrî–karunâ–muditopeksânam sukha–duhkha–punyâpunya–vishayânâm bhâvanâtash chitta prasâdanam
Der Geist wird durch die Entfaltung von Freundlichkeit, Wohlgesonnenheit, Heiterkeit und Gleichmut klar gegenüber Glück, Laster und Tugend.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 1, Sutre 33
5.5 Tenia
Die fünf Schiffbrüchigen bestiegen eine Düne und warfen sich ins hohe Gras. Jason schmerzte die Nierengegend. Callum begutachtete seine Haut und diagnostizierte nach kurzem Handauflegen eine Nierenquetschung durch die Goldwasserflasche. Vorsichtig dehnte er mittels Limar das Gewebe aus und betäubte die umliegenden Schmerzrezeptoren.
„Danke“, sagte Jason und lehnte sich zurück.
Er lauschte, wie Callum seine übrig gebliebenen Gulden zählte. „Wenigstens habe ich die nicht verloren“, murmelte sein Lehrer.
„Wie kommen wir jetzt wieder nach Raventa zurück?“ Shalyna saß aufrecht auf einer von Sand umrahmten Grasinsel und blinzelte über das Meer.
Callum zuckte mit den Schultern. „Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist.“ Er drehte sich zu Jason. „Herzlichen Glückwunsch zum Bestehen der Zwischenprüfung.“ Sein Lehrer grinste ihm ins Gesicht und reichte ihm die Hand. „Normalerweise begehen wir das etwas feierlicher, aber die Umstände geben gerade nicht mehr her als einen Handschlag.“
Jason schlug ein und fragte: „Danke. Glückwünsche nehme ich immer gerne an. Aber
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