Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
wieder mit den Schwertern, Aran?“, wollte der größere der beiden wissen.
„Nein Sier, ich fürchte nicht. Ich treffe mich mit unserem Kaiser.“
„Aber heute Abend spielen wir noch Korunu.“ Der Kleinere schaute ihn flehentlich mit seinen großen, schwarzen Augen an. „Bitte, bitte, bitte. Du warst so lange weg.“
Aran schmunzelte. Er liebte das Herumtollen mit den Kindern und nahm sich fast jeden Nachmittag Zeit dafür, wenn es ihm möglich war. „So soll es sein. Gebt den anderen Bescheid. Um fünf auf der Wiese.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Saal. Eine Wache trat hervor und sagte: „Verehrter Aran del Mark, der Kaiser ist nun bereit, euch anzuhören.“
Aran wischte sich eine Schweißperle von der Stirn, zog seinen Mantel zurecht, zögerte kurz und schritt dann durch den Eingang. Mit gesenktem Kopf näherte er sich dem Thron. In drei Meter Abstand ließ er sich auf die Knie nieder und verharrte.
„Mein Kaiser.“
Mandratan dan Wadust kratzte sich mit seiner Linken scheinbar gedankenversunken im Vollbart. Eine mit einem eigroßen, lilafarbenen Rubin besetzte Krone hielt seine dunkelbraunen, schulterlangen Haare zusammen.
Aran ertappte sich dabei, wie er ängstlich auf die eisblaue Pyramide starrte. Er wusste nur zu gut, dass ihm der Kaiser, ohne sich anstrengen zu müssen, einen Limarstoß aus seinem Handersatz senden konnte. Er würde tot sein, bevor der abperlende Schweißtropfen auf seiner Nase den Boden erreichte. Der Kaiser wendete dieses Mittel gerne unerwartet, wie aus dem Handgelenk, bei Verrätern oder, bei schlechter Laune, auch mal bei Dieben an.
Der Kaiser kraulte mit der Pyramide einen seiner beiden Hunde, die rechts und links des Thrones lagen und wachsam auf den Knieenden starrten.
„Aran, wie schön dich wiederzusehen.“ Mandratan schaute geistesabwesend auf das schwarz glänzende, glatte Fell des Hundes. „Berichte, wie ist es dir auf der Erde ergangen?“
Aran blieb für einen Moment das Herz stehen. Sein rechtes Augenlid begann zu zucken. Der Kaiser wusste doch garantiert, was sich auf der Erde ereignet hatte. Boten waren ihm vorausgeeilt.
„Mein Kaiser.“ Aran richtete sich auf. „Ich bin zu spät gekommen. Jason wurde bereits von dem verhassten Allando und seinem Schüler beschützt. Wir haben alles versucht, aber sie konnten durch ihr Sternentor fliehen.“
Aran senkte den Kopf erneut zum Boden. Sein Blick war starr auf eine Fuge zwischen zwei Sinithplatten gerichtet. Ihm war so warm, als ob der Saal zu stark beheizt wäre. Gleichzeitig lief ihm kalter Schweiß den Rücken hinunter.
Der Kaiser hatte das Kratzen in seinem Bart wieder aufgenommen. Mit leiser Stimme sagte er: „Gibt es sonst noch etwas zu berichten?“
Arans Schultern zogen sich zusammen. Sein rechter Unterschenkel begann zu zittern. „Nein, mein Kaiser.“ Aran bemühte sich um eine feste Stimme.
„Wache.“ Der Ruf des Kaisers ließ Aran zusammenzucken. „Der Pfaffe soll reinkommen.“
Ein dürrer Pfarrer eilte herein und stolperte auf die Knie.
„Mein Kaiser.“
„Nenne uns Vers sechs der Lehren.“
„Versagen, Angst und Schwäche sind angemessen zu bestrafen.“ Die Stimme des Pfarrers war kaum mehr als ein Flüstern.
Aran kannte diese Prozedur. Sie endete meist mit dem Tod des Beschuldigten. Sein Gehirn raste. War es möglich, dass er wegen dieses Patzers schon mit dem Tod bestraft wurde?
Donnernd krachte die Pyramide auf die Lehne des Thrones. „Du hast versagt, Aran del Mark. Und das nicht zum ersten Mal.“
Arans Körper schien die Härte des Siniths unter ihm anzunehmen. Er war nun der Laune Mandratans völlig ausgeliefert. Nach den Regeln des Mansils war sein Leben nicht mehr den Hauch von Luft wert.
Minutenlang herrschte Stille. Dann wagte Aran einen vorsichtigen Blick nach oben, ohne seinen Kopf zu bewegen. Der Priester hatte sich lautlos zurückgezogen. Mandratan blickte verträumt auf die im Bau befindliche Statue des Begnadeten. „Ich schätze deine Intelligenz und Willensstärke. Du bist mein bester Kämpfer. Doch ab jetzt stehst du unter Bewährung, Aran del Mark. Ein weiterer Fehler wird deinen Tod bedeuten. Haben wir uns verstanden.“
„Ja, mein Kaiser.“
Svapna-nidrâ-jnânâlambanam vâ
.... oder durch Meditation über Wissen, das im Schlaf gewonnen wurde.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 1 Sutre 38
2.2 Sapienta
Sapienta war von einer fünfundzwanzig Meter hohen Mauer umgeben, in der Mitte unterbrochen von einem Rundportal, durch
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