Die Prophezeiung von Umbria
am Himmel, die unter dem Namen “Menyas Pantoffel” bekannt waren.
“Wo führt Ihr mich hin? Das hier ist Norden. Wir wollten aber nach Prum gehen.”
Plötzlich musste sie an Sorshas Warnungen denken.
“Nein”, antwortete Rath. “Wir wollten nach Tarsh gehen. Jedenfalls denken das die Leute im Dorf. Ich will, dass die Swinleys sagen können, sie haben uns zuletzt nach Norden gehen sehen, falls sie befragt werden sollten. Ab jetzt sollten wir vielleicht nach Süden gehen.”
“Es war nicht nötig, Zeit für einen Umweg zu verschwenden. Selbst wenn wir Sorsha und Newlyn gesagt hätten, wo wir hingehen, würden sie uns niemals verraten.”
“Kann sein”, meinte Rath. “Aber die Han sind nicht dumm. Sie stellen zehn Fragen, und die Antworten ergeben nur einen Sinn, wenn jemand die Wahrheit sagt.”
“Wirklich?” Sie wusste so wenig über die Han. In den kommenden Tagen und Wochen konnte das ein großer Nachteil sein.
“Hier entlang”, sagte Rath. “Eure Freunde können die Wahrheit sagen oder lügen, die Han werden jedenfalls glauben, dass wir nach Norden gehen. Zumindest eine Zeit lang.”
Etwas im Ton seiner Stimme ließ Maura ihren Mantel enger um sich ziehen. Doch er schützte sie nicht gegen die eisige Kälte, die ihr langsam ins Herz kroch.
8. KAPITEL
“W as jetzt?” Mauras Stimme klang erschöpft. Nach einer Stunde waren sie am Ufer des Flusses Windle angekommen, einige Meilen flussabwärts vom Dorf. Rath wusste nicht, wie lange die Dunkelheit noch ihr Verbündeter sein würde.
“Was meint Ihr?”
Maura ließ sich zu Boden sinken. “Ich meine, wie sollen wir über den Fluss kommen? Er ist zu breit, zu kalt und die Strömung ist zu stark, um ihn zu dieser Jahreszeit zu durchschwimmen. Vielleicht können wir ja irgendwo ein Versteck finden und dann später am Tag in Windleford über die Brücke gehen.”
“Seid Ihr verrückt geworden? Am helllichten Tag durch Windleford spazieren, während die Han auf der Suche nach uns alles auf den Kopf stellen?”
“Ich habe immer noch etwas Hundertblütenblume”, erwiderte Maura in scharfem Ton. “Gestern sind wir durch Windleford spaziert, ohne dass ein Han auf uns aufmerksam wurde. Außerdem, das Dorf wäre doch der letzte Ort, wo sie uns suchen würden – gerade vor ihrer Nase?”
Rath lachte schallend. “Das eine muss ich Euch lassen, Ihr seid ganz schön frech. Ihr würdet einen guten Gesetzlosen abgeben.”
“Ich nehme an, das ist Eure Art, Komplimente zu machen.”
“Nehmt es, wie Ihr wollt”, antwortete er und wurde wieder ernst. “Ich möchte mein Leben nicht einigen hingestreuten Blümchen und ein paar unsinnigen Worten anvertrauen. Selbst wenn der Zauber uns die Han vom Hals hält, sind da immer noch diese verdammten Hunde. Außerdem könnte einer der Dorfbewohner uns bemerken.”
“Ich vermute, Ihr habt eine bessere Idee?”
Vergnügt grinste er sie an. “Sonst wären wir nicht hier.”
“Ach ja?” Maura klang wenig überzeugt. “Und was habt Ihr vor?”
“Ihr werdet schon sehen.” Rath kletterte das Ufer hinunter. Obwohl er kaum geschlafen hatte, war er seltsamerweise nicht müde.
Er wühlte in der losen Erde nahe dem Wasser, während er versuchte, seine wachsende Unruhe zu unterdrücken.
Wo war es nur? Leise fluchte er vor sich hin.
“Nun?”, erklang Mauras spöttische Stimme über ihm.
“Ich kann hier unten nichts erkennen.” Das war doch die richtige Stelle, oder? “Könnt Ihr ein Licht anzünden?”
“Habt Ihr keine Angst, dass jemand es sehen könnte?”
“Ich habe Angst, dass sie
uns
sehen werden, wenn wir nicht am anderen Ufer sind, bevor die Sonne aufgeht”, knurrte Rath.
Er hörte, wie sie leise vor sich hinmurmelte. Sicher suchte sie jetzt in den Packen, die das Pony trug, nach einem Feuerstein. Und schimpfte die ganze Zeit vor sich hin. Über ihn natürlich, stellte seine Glaubwürdigkeit, seine Moral und was sonst noch alles infrage.
Er blickte auf und sah ein seltsames grünes Licht zu sich herunterschweben. Bei dem gespenstischen Glanz taumelte er zurück, wobei er über ein Stück Schwemmholz stolperte und schließlich auf seinem Hinterteil landete.
Das Licht begann zu tanzen. Jetzt konnte er dahinter Mauras Gesicht erkennen.
“Keine Angst, es ist nur Grünfeuer. Es sollte Euch genug Licht spenden, um zu finden, was Ihr sucht. Doch von weitem ist es kaum zu sehen.”
“Hört sich brauchbar an”, schnaufte Rath, während er sich aufrappelte und nach dem dünnen Stock mit
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