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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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verzaubert.
    Als Rath nicht antwortete, hob sie etwas die Stimme. “Ihr glaubt mir vielleicht nicht, aber ich habe noch nie einen See gesehen.”
    Überrascht sah Rath sie an. “Wirklich?”
    Maura schüttelte den Kopf. “Weder eine Insel noch das Meer. Noch nicht einmal ein Gebirge, außer von Weitem. Der Betchwood-Wald, in dem ich Euch getroffen habe, war der entfernteste Ort, an dem ich je gewesen bin.”
    Neben ihrem Schmerz um das Vergangene und ihrer Furcht um das Zukünftige entdeckte sie auf der Reise Dinge, die ihr Freude machten.
    Rath betrachtete den See, als hätte er ihn zuvor gar nicht bemerkt. “Nun, wir können hier genauso gut rasten wie woanders. Wir sind gut vorwärts gekommen. Es besteht kein Grund, besonders schnell zu Eurer Tante zu kommen. Vielleicht hat sie aber von Langbards Tod gehört und macht sich jetzt Sorgen um Euch?”
    Seine Worte erinnerten Maura daran, dass sie sehr wohl Grund hatte, so schnell wie möglich nach Prum zu kommen. Nach Langbards Worten musste der Wartende König vor der Sommersonnwende aufgeweckt werden. Ohne Exildas Karte wusste sie nicht, wie weit sie noch gehen musste, um ihn zu finden.
    “Das kann gut sein.” Maura unterdrückte einen Seufzer und schaute verlangend zum See. “Ich möchte Euch nicht von Euren eigenen … Geschäften abhalten. Es war zuvorkommend von Euch, dass Ihr mir geholfen habt. Ich möchte Eure Freundlichkeit nicht länger beanspruchen als nötig.”
    “Freundlichkeit?” Rath lachte laut auf. “Ich habe mit Langbard einen Handel abgeschlossen. Und wenn ich auch ein Gesetzloser bin, so halte ich mein Wort.”
    Maura wollte ihm versichern, dass sie daran keinen Augenblick gezweifelt hatte.
    Doch bevor sie noch einen Satz herausbrachte, fuhr Rath fort: “Und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich alles für Euch getan, um wiedergutzumachen, dass ich Langbard und Euch in diese Gefahr gebracht habe. Ich habe das alles nicht gewollt.”
    “Nein!” Maura lief um das Pony herum und versperrte Rath den Weg. “Was mit Langbard geschehen ist, war nicht Euer Fehler. Ich weiß, ich gab zuerst Euch die Schuld. Dafür bitte ich um Verzeihung.”
    Sie deutete auf einen Baum nahe beim See. Seine Zweige waren mit Blüten übersät. “Lasst uns dort rasten und miteinander reden, während wir etwas essen und das Pony grasen kann. Bei einer so langen Reise spielen ein oder zwei Stunden keine Rolle. Wer weiß, vielleicht können wir nach einer kleinen Pause umso schneller weiter wandern.”
    Rath überlegte kurz und nickte dann zustimmend. “Noch eine Regel der Gesetzlosen: Raste und esse an dem ersten sicheren Ort, den du erreichst, denn sonst bist du hungrig und müde, wenn du es nicht mehr wagen kannst, Rast zu machen.”
    Das Pony hatte den kurzen Halt bereits genutzt, um eifrig an dem saftigen Gras zu knabbern.
    Rath zog das Tier zu dem Baum. “Nur ein bisschen weiter dort drüben, alter Bursche. Dann kannst du dir den Bauch voll schlagen.”
    “So”, meinte er, als er und Maura sich zum Essen in den Schatten gesetzt hatten. “Wieso seid Ihr Euch so sicher, dass nicht ich an dem schuld bin, was mit Langbard geschah?”
    “Weil er es mir gesagt hat.” Maura biss in den letzten von Sorshas Dörräpfeln. “Während des Rituals des Hinübergehens. Ich weiß, dass Ihr nicht daran glaubt, aber ich hörte im Geist seine Stimme und teilte einige seiner Erinnerungen mit ihm. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für ein Trost es für mich ist, diese Zeit noch mit ihm verbracht zu haben. Es ist, als wäre ein Teil von ihm bei mir und würde es immer bleiben.”
    Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Rath vor Verlegenheit nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Der Mann schien Anschuldigungen und Beleidigungen lieber abzuwehren, als Entschuldigungen oder Dank anzunehmen.
    “Wenn ich nicht die Echtroi auf Euch gezogen habe, wer dann?”
    Durfte sie Rath die Wahrheit sagen? In den letzten Tagen war er ihr eine große Hilfe gewesen. Obwohl Sorsha sie davor gewarnt und sie selbst einige uneingestandene Befürchtungen gehegt hatte, hatte er sich bis jetzt noch keinerlei Freiheiten herausgenommen. Seltsamerweise freute sie diese unerwartete Rücksichtnahme noch nicht einmal.
    Im Großen und Ganzen hatte er Langbards Erwartungen erfüllt – er war zäh, tapfer und einfallsreich. Und nicht annähernd so roh, wie er sich gab. Doch wenn sie an seine ablehnende Haltung dachte, die alles betraf, was mit dem Alten Weg zu tun hatte, so war es vielleicht

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