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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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doch nicht so klug, ihm die Wahrheit über ihr Vorhaben zu sagen.
    “Die Echtroi kamen wegen Langbard.” Maura fürchtete, dass sie nicht sehr geschickt lügen konnte. Deswegen beschloss sie, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. “Er war bedeutender, als es Euch vielleicht vorkam. Lange Zeit hatte er sich versteckt, doch schließlich haben sie ihn gefunden. Man kann sagen, dass wir
Euch
in Gefahr brachten.”
    “Keine größere als die, in die ich mich selbst hätte bringen können.” Rath schien von dem, was sie ihm erzählt hatte, nicht sehr beunruhigt zu sein.
    In dem Augenblick stieß ein Fischadler, der die ganze Zeit elegant über ihnen seine Kreise gezogen hatte, wie ein Pfeil auf den See hinunter. Kurz darauf schwang er sich mit einem triumphierenden Schrei wieder in die Luft. An seinem schwerfälligen Flügelschlag sah man, welches Gewicht der dicke Fisch hatte, den er in den Krallen hielt.
    Rath beobachtete ihn und nickte beifällig. “Erinnert Ihr Euch, was Ihr neulich sagtet? Dass wir von dem leben sollten, was das Land uns bietet?”
    “Ja”, antwortete Maura. “Und?”
    Langsam stand Rath auf und zog Langbards Robe aus, die er seit ihrer Abreise trug. Darunter kamen seine eigenen engen Hosen aus Leder, das dunkle Hemd und die wattierte Weste zum Vorschein.
    “Das hier ist vielleicht ein ganz guter Ort, unsere Vorräte aufzufüllen. Wisst Ihr, wie man Fische fängt? Oder habt Ihr vielleicht einen Zauberspruch, der sie aus dem Wasser in unsere Bratpfanne springen lässt?”
    “Natürlich nicht!” Doch sie nahm ihm seine Neckerei diesmal nicht übel.
    “Könnt Ihr es mir beibringen?” Schließlich wollte sie alles von ihm lernen, was ihr das Überleben erleichterte.
    “Aye”, meinte Rath und hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. “Wenn wir hier unser Lager aufschlagen, kann ich Euch auch zeigen, wie man Schlingen legt.”
    Maura zögerte kurz, doch dann ergriff sie seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße helfen. Als sie vor ihm stand, ließ sie nur zögernd seine Hand los.
    Er besaß wohlgeformte Hände, von denen eine große Kraft ausging. Es war wahr, diese Hände hatten das Messer geschwungen und Gewalt ausgeübt. Doch irgendwie ahnte sie, dass sie es nie leichtfertig und ohne Grund getan hatten.
    Für einen verwirrend süßen Moment hielt sie sein Blick umfangen. Sie merkte, wie seine Lippen sich den ihren näherten. Plötzlich erinnerte sie sich an den Tag, als er sie auf dem Weg zum Markt um einen Kuss gebeten hatte. Sie hatte ihn verweigert. Wenn er sie jetzt fragen würde, müsste sie ihn ihm immer noch abschlagen. Erstaunt stellte sie fest, dass sie es sich eigentlich anders wünschte.
    Vielleicht würde er sie dieses Mal gar nicht fragen, sondern sich einfach nehmen, was er wollte. Die Versuchung war groß, so zu tun, als bemerkte sie nichts.
    “Bitte! Ich darf nicht.”
    Bei ihren leise gestammelten Worten schien er zu erstarren.
    “Oh, natürlich dürft Ihr nicht!” Unvermittelt ließ er sie los, dass sie fast stolperte. “Ein tugendhafter Anhänger des Allgebers sollte niemals mit einem niederträchtigen Gesetzlosen zu tun haben. Er könnte Euch schließlich vom rechten Weg abbringen.”
    “Das ist es doch gar nicht!” Maura entfernte sich etwas von ihm und fragte sich, ob man ihr das Bedauern über den entgangenen Kuss ansehen konnte.
    “Ach nein?” Spöttisch verzog Rath den Mund. “Von Anfang an habt Ihr mich als Flegel und Raufbold beschimpft. Ihr sagtet sogar, dass Ihr eher ein Moschusschwein küssen würdet als mich.”
    Er schien gekränkt zu sein. Interessierte es ihn denn, wie sie ihn nannte oder was sie von ihm dachte?
    “Ich habe Euch nur dann einen Flegel genannt, wenn Ihr Euch auch so benommen habt”, widersprach Maura.
    Rath beugte sich vor und nahm einen Kiesel auf. Mit einer kraftvollen Armbewegung warf er ihn von sich, und er tanzte in immer schneller werdenden Sprüngen über die glatte Oberfläche des stillen Sees.
    Maura musste ihren Händen etwas zu tun geben, sonst würden sie noch von selbst nach Rath greifen.
    Sie sah einen kleinen Stein im Gras liegen und versuchte, den eleganten Wurf nachzuahmen. Der Stein berührte das Wasser und versank sofort mit lautem Platschen.
    Als Rath lachte, löste sich die unangenehme Spannung zwischen ihnen auf. “Na, das ging daneben.”
    Er ging suchend am Rand des Wassers entlang und drückte Maura dann einen flachen, glatten Stein in die Hand, der wie eine Münze mit

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