Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Körper durchfahren hatten und ihn schwer atmen ließen. Eine etwas bittere Leere hatte dem Platz gemacht. Als er den Computer herunterfuhr, war es draußen bereits dunkel geworden.
Er ging in die Küche. Jetzt brauchte er einen Kaffee. Aus dem Küchenschrank nahm er seine Tasse, er stellte die Kaffeemaschine an und lauschte dem plätschernden Kaffeewasser. Er mochte das Geräusch. Vielleicht sollte er sich für zu Hause einen von diesen Zimmerbrunnen kaufen, die plätscherten auch immer so nett. Schnell verwarf er den Gedanken jedoch wieder, stattdessen beschloss er, nach Hause zu fahren und sich endlich mehr als zwei Stunden Schlaf zu gönnen.
Kapitel 9
Wo verdammt noch mal war Wallner?
Nachdem Schönlieb tatsächlich acht Stunden hatte schlafen können, ging es ihm etwas besser. Er fühlte sich, bis auf die Erkältung, ausgeschlafen und frisch und war guter Dinge gewesen.
Er war extra am Morgen in das LKA gefahren, damit er mit Wallner sprechen konnte, bevor er nachmittags zur Uni fuhr. Doch jetzt war von Wallner weit und breit nichts zu sehen. Wie sollte er mit so einem Partner vernünftig zusammenarbeiten? Samson und Coskun hatten nur mit den Schultern gezuckt, als er sie nach Wallner fragte. Und Holding, der als Chef doch eigentlich wissen sollte, was seine Untergebenen trieben, wusste auch nichts. Schönlieb fragte sich plötzlich, ob er nicht einfach mal zwei Wochen zu Hause bleiben sollte. Anscheinend schien das hier niemanden zu interessieren, wenn man einfach nicht auftauchte. Stattdessen schleppte er sich sogar mit einer Erkältung hierher. Auch an sein Handy ging Wallner nicht. Schönlieb hatte es allerdings schon oft erlebt, dass Wallner das Handy unabsichtlich auf lautlos gestellt hatte und es dann einfach nicht mehr mitbekam, wenn man ihn anrief. Aber wahrscheinlich war Wallner, der alte Griesgram, noch beleidigt wegen gestern. Dass Schönlieb Holding tatsächlich hatte überzeugen können, ihm freie Hand zu geben, und sich inoffiziell an der Uni umhören durfte, das war für Wallner wahrscheinlich eine Art Majestätsbeleidigung. Schönlieb hatte das Gefühl, dass sich Wallner als der eigentliche Chef der Truppe sah, auf jeden Fall als Schönliebs Chef. Dass Schönlieb jetzt eigene Ermittlungen anstellte, musste ihn schwer kränken. Kurz dachte Schönlieb auch darüber nach, ob Wallner nicht vielleicht den lang erwarteten Herzinfarkt bekommen hatte, aber dann hätte zumindest Holding Bescheid gewusst.
Jetzt saß Schönlieb auf seinem Bürostuhl und blätterte in den Berichten von Kalle und den Kriminaltechnikern, die heute Morgen angekommen waren, während er zwischendurch immer wieder in Taschentücher schnäuzte und diese in hohem Bogen in Richtung Papierkorb warf. Um den Korb hatte sich bereits eine beachtliche Menge von Fehlwürfen angesammelt. Die Techniker hatten nicht viel feststellen können, und dass die Leiche im Wasser gelegen hatte, erleichterte ihre Arbeit nicht gerade. Wirklich interessant in dem Bericht war lediglich die Erwähnung einiger Faserspuren, die die Techniker in den Schulterhöhlen des Mantels sicherstellen konnten. Eine Stelle, an der man sich selbst üblicherweise selten berührte. Es konnte gut sein, dass der Täter den toten Huynh unter den Schultern gepackt hat, um ihn ins Wasser zu ziehen. Sollte das zutreffen, so die Techniker, trug der Täter dabei mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Handschuhe aus Wolle. Die Kriminaltechniker waren jetzt dabei, die Faserspuren weiter zu untersuchen, um möglichst viel über die mögliche Beschaffenheit der Handschuhe herauszufinden. Schönlieb legte den Bericht zurück auf den Schreibtisch. Wollfaserspuren. Sehr gut. Sie kamen voran. Vielleicht würden die Fasern ja noch mehr preisgeben. Er war zufrieden. Er schaute auf die Uhr, kippte sich noch schnell Aspirinpulver in den Mund und machte sich auf den Weg.
Kapitel 10
Mit einer ganzen Masse Studenten schob sich Schönlieb über den breiten Ampelübergang. Er ging am Hauptgebäude der Universität vorbei und beobachtete im Vorbeigehen, wie Studenten zwischen den Säulen in das Gebäude strömten. Er nahm eine kleine Treppe, passierte ein Gebäude mit Glasfassade und steuerte an mehreren kleinen Buchhandlungen vorbei, die sich auf verschiedenste Studienfächer spezialisiert hatten. Er wollte in das Rechtshaus, jenes Gebäude, das Hörsäle und die Bibliothek für die Studenten der Rechtswissenschaften beherbergte. Hier musste sich Huynh oft aufgehalten haben, und hier sollte
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