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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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hinunter.
    Schönlieb blieb regungslos oben in der Tür stehen, bis er die Haupteingangstür zuschlagen hörte. Das Geräusch hallte noch eine Weile nach. Erst als es verklungen war, schloss Schönlieb seine Wohnungstür. Lieke!

Kapitel 28
    Holding hatte ihnen verboten, heute, am Samstag, zu arbeiten. Sie sollten sich zwei Tage Ruhe gönnen, nachdem sie die letzten zwei Wochen nahezu durchgearbeitet hatten. Dabei hatten sie so viel zu tun. Schönlieb hatte Marie noch immer nicht gefragt, warum sie ihm den Streit von Huynh und Alexander verschwiegen hatte. Dennoch: Er hatte beschlossen, sich an Holdings Anweisungen zu halten.
    Schönlieb hielt die Tasse mit Kamillentee in beiden Händen und schaute aus dem Fenster. Es war 20:32 Uhr und draußen stockfinster. Von seinem Wohnzimmerfenster aus hatte er einen guten Blick nach unten, auf die Straße und den Gehweg. Die Straßenlaternen beleuchteten beides, und in ihren Lichtkegeln konnte man Tausende kleine Schneeflocken sehen, die wild durch die Luft tanzten und am Ende doch immer auf dem schneebedeckten Boden landeten und in der Masse untergingen. So einen Winter hatten sie lange nicht gehabt. Es schneite eigentlich seit sechs Wochen ununterbrochen. Die Straßen waren so glatt, dass man alte Leute fast gar nicht mehr draußen sah, und die Post, so hatte er gelesen, vierzehn Prozent mehr Krankheitsfälle aufgrund von diversen Knochenbrüchen zu verzeichnen hatte.
    Schönlieb hatte den Tag damit verbracht, sich auf die Fensterbank zu lehnen, Tee zu trinken und die Leute zu beobachten, die unten die kleine Straße entlanggingen. Im Laufe des Tages hatte er zwei besonders glatte Stellen auf dem Gehweg ausmachen können. Er konnte beobachten, dass fast alle Passanten genau an der gleichen Stelle wegrutschten. Jedes Mal, wenn einer der Fußgänger darauf zusteuerte, überkam ihn eine innere Spannung. Ja, vielleicht sogar so etwas wie Vorfreude. Die meisten konnten ihr Gleichgewicht gerade noch halten, nachdem sie wild mit den Armen in der Luft herumgefuchtelt hatten. Ein herrliches Bild. Zwei legten sich aber auch richtig schön der Länge nach hin. Zum Glück standen aber beide wieder auf. Wären sie liegen geblieben, hätte er womöglich helfen müssen. Mittlerweile wurden es immer weniger Leute, die unten vorbeigingen. Die Pausen zwischen den einzelnen Schlitterpartien wurden lang. Es war an der Zeit, sich etwas zu essen zu machen.
    Er wollte den Blick gerade von der Straße nehmen, als er ein rotes Auto bemerkte, das auf der vereisten Straße versuchte einzuparken. Die Parklücke war sehr eng. Der Fahrer überschätzte sie wohl, denn er stieß beim Zurückfahren gegen das hinter ihm stehende Auto, das daraufhin wackelte. Das rote Auto blieb kurz regungslos stehen. Anscheinend schaute der Fahrer sich um, ob ihn jemand beobachtet hatte. Die Straße war jedoch leer. Schnell steuerte das rote Auto wieder aus der Parklücke heraus. Beim Herausfahren drehten kurz die Räder durch, und das kleine rote Auto rutschte etwas nach rechts. Die Räder fanden wieder Halt und das Auto sauste davon, jedoch nicht, ohne vorher noch den Seitenspiegel eines grünen Mini Cooper mit Rennstreifen mitzunehmen.
    Schönlieb ging in die Küche, holte einen Zettel heraus und schrieb das Nummernschild des roten Wagens auf. Einen Augenblick lang betrachtete er den Zettel, dann zerknüllte er ihn und schmiss ihn weg. Eigentlich wollte er gerade mit niemandem etwas zu tun haben. Er musste sich ja nicht in alles einmischen. Plötzlich klingelte sein iPhone. Es war ein schönes Gefühl, es wiederzuhaben. Einen kurzen Augenblick lang dachte er, dass es vielleicht Lieke war, die ihn anrief, und sofort wurde ihm warm, doch dann realisierte er, dass es der Imperial March war, den er hörte. Es musste jemand aus dem LKA sein.
    »Ja?«, fragte Schönlieb.
    »Wo bist du?«, fragte Wallner direkt.
    »Zu Hause« , sagte Schönlieb.
    »Ich hole dich in zehn Minuten ab. Im Büro hat eine Sekretärin angerufen. Die war ganz aufgebracht. Sie sei noch mal ins Büro gefahren, weil sie etwas vergessen hatte, und da habe sie einen riesigen Schreck bekommen: Alles sei verwüstet.«
    »Sekretärin?« Schönlieb konnte Wallner nicht folgen.
    »Die Sekretärin vom Meininger. Bin gleich bei dir, bis gleich.« Weg war Wallner.
    Einen kurzen Augenblick stand Schönlieb in seiner dunklen Wohnung, umgeben von vollkommener Stille. Eigentlich wollte er gerade mit niemandem etwas zu tun haben.

Kapitel 29
    Als Schönlieb zu Wallner

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