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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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fragte Schönlieb patzig zurück. Ihm wurde wieder schwindelig, und er stützte sich an der gekachelten Wand ab. Er wollte doch nur so schnell wie möglich ins Büro.
    »So … Sie bleiben lieber mal hier, und wir warten zusammen auf die Polizei«, sagte einer der beiden Stiernacken.
    »Ich bin die Polizei!«, rief Schönlieb und fummelte dabei umständlich seinen Ausweis heraus.
    Die U-Bahn-Wächter traten einen Schritt zurück und spannten ihre Körper an. Sie rechneten mit dem Schlimmsten. Als Schönlieb tatsächlich nur seinen Polizeiausweis in die Höhe hielt, wirkten sie erleichtert. Mit zusammengekniffenen Augen schauten sie sich den Ausweis sehr genau an.
    »So was kann ich mir auch selbst ausdrucken«, sagte der eine schließlich. »Das beweist doch gar nichts.« Der andere nickte.
    Schönlieb seufzte. Das konnte doch nicht wahr sein, dass diese zwei Hornochsen keinen Polizeiausweis erkannten.
    »Ich rufe jetzt die Polizei«, sagte der eine und drückte auf seinem Handy herum.
    »Ach, und solche Leute dürfen mit der U-Bahn fahren, oder was?«, sagte Schönlieb empört und zeigte auf einen Punkt hinter den beiden Aufpassern.
    Die beiden drehten sich irritiert um. Dass tatsächlich noch Leute auf den ältesten Trick der Welt hineinfallen, hätte Schönlieb fast so verwundert, dass er beinahe vergaß loszulaufen. Doch bevor sich die beiden zurück zu ihm drehten, rannte er schnell in Richtung Bahnsteig. Jetzt auf eine Streife zu warten, die den beiden Idioten bestätigte, dass der Polizeiausweis echt war, würde ihn zu viel Zeit kosten.
    Immer drei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe hinauf. Von oben drang ihm das Geräusch einer einfahrenden Bahn entgegen, während er hinter sich schwere Schritte und aufgeregte Rufe hörte. Er nahm die letzten Stufen und sah, oben auf dem Bahnsteig angekommen, wie sich die Türen der Bahn gerade schlossen. Er sprang zu einer der sich schließenden Türen, quetschte sich durch den immer enger werdenden Spalt, doch sein linker Fuß blieb zwischen den Türen klemmen. Er klatschte in der U-Bahn unsanft mit dem Bauch auf den Boden, und ein stechender Schmerz durchfuhr sein Handgelenk. Sofort rüttelte ein anderer Fahrgast, der am Eingang gestanden hatte, an den zwei Griffen und zog die Tür leicht auseinander. Der Fuß war frei, Schönlieb zog ihn hinein und rappelte sich auf. Draußen auf dem Bahnsteig sah er die beiden Stiernacken fluchen, und während die U-Bahn langsam losfuhr, zeigte er ihnen den Fuck-Finger. Sie fluchten noch mehr. Schönlieb drehte sich um und bedankte sich bei dem jungen Mann, der ihm geholfen hatte. Etwas ängstlich lächelte der Mann zurück und blickte an Schönlieb herunter.
    »Keine Sorge. Alles Kunstblut. Ich war gerade im Hamburg Dungeon «, versuchte Schönlieb den jungen Mann zu beruhigen. Der Mann sah ihn fragend an. »Na, dieses Gruselkabinett. So eine Art Geisterbahn durch die blutige hamburgische Geschichte. Geht ganz schön ab da.«
    Schönlieb hatte keine Ahnung, wie er auf diese blöde Ausrede gekommen war, aber den jungen Mann und auch die paar anderen Fahrgästen, die mittlerweile von ihm Notiz genommen hatten, schien es tatsächlich etwas zu beruhigen. Vielleicht taten sie auch nur so, um den verrückten Serienkiller, der gerade in ihre U-Bahn gesprungen war, nicht zu provozieren. Als Schönlieb an der Station Kellinghusenstraße in die U1 umstieg, glaubte er jedenfalls einige erleichtert aufatmen zu hören.

Kapitel 33
    Schönlieb nahm einen kleinen Schluck von dem dampfenden Tee. Es brannte in seinem Rachen, doch es tat gut. Wallner, Holding, Coskun und Samson standen am anderen Ende des Büros und starrten auf ein riesiges Whiteboard. Sie malten Kreise und Pfeile, zogen Linien und schrieben immer wieder neue Gedanken auf. Doch so richtig schlauer schienen sie nicht zu werden.
    »Die zweite Frage ist doch, ob Meininger tatsächlich Huynhs Mörder war, und wenn dem so ist: Welches Motiv hatte er?«, wollte Holding wissen.
    »Vielleicht hat Huynh ihn auch erpresst, weil er eine Affäre hatte«, sinnierte Wallner. »Immerhin scheint es so, als hätte sich der Täter heute für den Mord an Huynh gerächt. Und das Foto spielt dabei eine Rolle. Sonst hätte er es nicht mit der E-Mail geschickt.«
    »Es könnte sich auch um ein und denselben Täter handeln«, warf Coskun ein. »Der also beide umgebracht hat. Meininger und Huynh.«
    »Unwahrscheinlich«, widersprach Wallner. »Bei Meininger sollte es um Erpressung gehen. Der

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