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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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gestört fühlen«, meinte er, als wir vor der Zellentür stehenblieben. Sein spöttisches Grinsen verriet, daß er wie sein Vorgesetzter keine hohe Meinung von solchem Hokuspokus hatte. »Heute vormittag scheint die Versenkung besonders lange zu dauern – im allgemeinen ist er nämlich nach einer halben Stunde fertig.«
    Ich warf Richard einen fragenden Blick zu. »Was hältst du davon, wenn wir noch eine Weile warten? Ich möchte ihn nicht gern unterbrechen.« Ich spürte mit einem Mal eine unerklärliche Scheu davor, Greenalls Zelle zu betreten.
    Richard schien meine Skrupel zu verstehen. »Wenn du willst, spreche ich erst einmal allein mit ihm«, sagte er, und seine sonst so barsche Stimme klang begütigend. »Du könntest draußen warten, bis die Narkose zu wirken beginnt.«
    »Nein!« widersprach ich rasch. Ich wollte jetzt keine Schwäche zeigen. »Ich begleite dich.«
    »Sind Sie sich einig?« Matthews spielte ungeduldig mit dem Schlüsselbund.
    Havenlake nickte.
    Mit einem leichten Scharren schwang die Tür nach innen. Greenall kauerte, mit dem Rücken zu uns, immer noch in der gleichen Pose am anderen Ende der Zelle. Er rührte sich auch nicht, als Richard mit seiner Arzttasche nähertrat.
    Ich blieb bereits nach zwei Schritten wie angewurzelt stehen. Furcht und Entsetzen hatten mich erfaßt – ein überwältigendes Gefühl des Bösen, das mich vorübergehend lähmte. Reglos verharrte ich und versuchte den Ursprung dieses unheimlichen Gefühls zu erforschen. War Greenall bereits in die katatonische Trance hinübergeglitten, wie ich es insgeheim befürchtet hatte? In diesem Falle würde mir sein Inneres für immer verschlossen bleiben.
    Richard erreichte den Sitzenden und sagte ruhig: »Charles …«
    Es kam keine Antwort.
    Etwas stimmte hier nicht – ich wollte weg, weit weg.
    »Charles …« Richard wiederholte den Namen und legte Greenall vorsichtig die Hand auf die rechte Schulter.
    Wie im Zeitlupentempo kippte der schmale Körper nach hinten. Richard schleuderte seine Instrumententasche zu Boden und fing Greenall mit beiden Armen auf.
    Der Schock riß mich aus meiner Erstarrung. Im nächsten Augenblick stand ich neben Havenlake. Greenalls Augen waren weit offen, und seine Hautfarbe hatte unverkennbar einen grünlichen Schimmer.
    »Mein Gott – er ist tot!« rief ich.
    Havenlake befühlte bereits seine Hände. »Seit mindestens einer Stunde«, stellte er fest.
    »Aber die Ursache?«
    Richard sah auf. In seinen Zügen spiegelte sich Härte. »Kannst du sie dir nicht denken? Irgendwie mußten die anderen sichergehen, daß wir seine zweite Bewußtseinsschicht nicht erforschten.«
    »Du glaubst wirklich …?« Das Entsetzen, das ich beim Betreten der Zelle empfunden hatte, stieg erneut in mir hoch. In Alsdale hatten wir einen Großteil unserer Forschungsarbeit den Heilmöglichkeiten durch Psi-Kräfte gewidmet. Wir waren überzeugt davon, daß sich Esperfähigkeiten nicht nur zu therapeutischen Zwecken verwenden ließen, sondern daß eines Tages psychokinetische Techniken in der Chirurgie und inneren Medizin eine große Rolle spielen würden. Mit konzentrierten Strahlen von Psi-Energie konnte man bösartige Wucherungen zerstören und krankhafte Organveränderungen heilen…
    Aber wenn das Skalpell in die falschen Hände geriet, konnte es auch als Mordinstrument eingesetzt werden.
    Eine winzige Dosis psychokinetischer Energie auf ein Nervenzentrum genügte, um die Herzmuskeln des Opfers zu lähmen und einen künstlich erzeugten Infarkt hervorzurufen; eine Funktionsveränderung der Hypophyse führte zu endokrinen Reaktionen, die unweigerlich den Tod zur Folge hatten. Ein gewissenloser Esper hatte tausend Möglichkeiten, einen Gegner umzubringen, ohne entlarvt zu werden – außer ein anderer Esper machte sich an die Verfolgung.
    Richard sprach das aus, was ich insgeheim befürchtet hatte: »Wenn du dich beeilst, kannst du vielleicht noch eine Spur entdecken.«
    Ich warf einen Blick auf Greenalls Gesicht; im Tode wirkte er noch armseliger und nackter als im Leben. Richards Vorschlag erfüllte mich mit Entsetzen – ich scheute davor zurück, in dieses tote Gehirn einzudringen…
    »Wahrscheinlich ist es bereits zu spät, aber du mußt es wenigstens versuchen«, drängte Richard. »Es ist unsere einzige Chance.«
    Er hatte natürlich recht, aber ich zögerte immer noch. Es fiel mir schwer, meinen Ekel zu überwinden. Im neunzehnten Jahrhundert hatte die pseudowissenschaftliche Theorie vorgeherrscht, daß sich

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