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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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getrost seiner heilerischen
Kräfte bedienen. Er konzentrierte sich erst auf Lidriaks Hüfte und
streckte die Hand aus, nicht weil es erforderlich war, um seine Macht zu
lenken, sondern weil es zur seiner Vorstellung gehörte. Die klaffende
Wunde verschloss sich langsam vor den staunenden Augen der Schaulustigen.
Lidriak war sowohl erschrocken als auch verwundert, als sich auch der stechende
Schmerz in seinem Knie auflöste und die Knochentrümmer wieder
zusammenschmolzen. Er stand auf, doch er ließ sein Schwert auf dem Boden
liegen, was Leathan die Gelegenheit bot, seine Verachtung auszudrücken.
    „Willst du diesmal ohne Schwert gegen mich antreten?“
    Lidriak schüttelte den Kopf, er hatte offensichtlich
Angst. „Ich will gar nicht gegen dich kämpfen, Hexer.“
    „Nicht nur blutrünstig, sondern auch noch feige?“,
spottete Leathan und zwang dadurch Lidriak den Blick zu senken, der sowohl
seinen Zorn als auch seine Schmach zu verbergen versuchte. Leathan las in
seinen Gedanken und war zufrieden: er hatte erreicht, was er wollte. Nun konnte
er zu den Gardisten sehen und sich stellen. Er warf sein Schwert zu
Füßen Histaliens.
    „Ihr könnt mich jetzt zu Anthalion führen, ich
werde euch nichts tun. Ich wollte ohnehin mit eurem Herrscher sprechen.“
    Während sie sich ihm zögerlich näherten,
konnte Leathan in Lidriaks Gedanken Rachegefühle aufschäumen sehen
und auch erste konkrete Ansätze eines Plans entdecken. Er dachte an das
Schwert, das zu seinen Füßen lag und an den Dolch, der an seinem
Gürtel hing. Seine Entscheidung war gefallen und er sprang nach vorn, den
Dolch in der Hand.
    Gerade rechtzeitig drehte Leathan sich um, um zu sehen
wie ein Krieger aus Lidriaks eigenen Reihen ebenfalls nach vorn sprang, um
Lidriaks heimtückischen Angriff abzuwehren. Leathan war jedoch schneller,
schließlich hatte er nur darauf gewartet. In einem Satz sprang er Lidriak
entgegen, ergriff seinen Arm und presste ihn mit solcher Wucht zurück,
dass Lidriak nicht verhindern konnte, sich selbst den Dolch in die Brust zu
rammen. Er fiel nach Luft ringend zu Boden, während Leathan eisig zu ihm
herabsah. Ein letztes Mal streckte er die Hand aus, doch diesmal nicht zum
Heilen. Er ließ seine magische Kraft die Waffe umfassen. Wie von einer
unsichtbaren Hand gesteuert, bohrte sich der Dolch noch etwas tiefer zwischen
Lidriaks Rippen und der Hüne hörte laut gurgelnd auf zu atmen.
    Er war tot. Es war das erste Mal, dass Leathan jemanden
tötete und er empfand dabei erschreckend wenig. Es hätte ihn nicht
viel Mühe gekostet, Lidriaks Geist zu erblicken, ehe er aus dieser
Existenzebene verschwinden würde, doch er wollte es nicht. Wozu auch? Er
wusste, Lidriaks Geist war von Anthalion vergiftet worden und kam nun
wahrscheinlich langsam zur Besinnung. Vielleicht war er sogar ein guter Mensch
gewesen, doch das spielte nun keine Rolle mehr. Es war nötig gewesen, ihn
zu opfern, um noch mehr Blutvergießen zu vermeiden. Lidriak hatte sein
Schicksal erfüllt, nun war es für seine Seele an der Zeit, neue Wege
in einem neuen Leben zu beschreiten. Fast beneidete er ihn um diese
Möglichkeit. Leathan blickte noch einmal kurz zu dem Krieger aus Marindas
Clan, der ihm hatte helfen wollen und er fand die richtigen Worte, um Ethiras
Plan zu vollenden.
    „Deinen Clan trifft keine Schuld an seinen Taten. Kämpft
ehrenvoll weiter, Nomaden.“
    *
    Sihldan hatte Leathans Abgang keines Blickes
gewürdigt. Seine Männer standen niedergeschlagen an seiner Seite,
doch keiner außer ihm selbst, schien ihm vorwerfen zu wollen, Leathan als
Gast willkommen geheißen zu haben.
    „Wie konnte ich ihm nur vertrauen!“, sprach er seinen
Gedanken aus, in Erwartung sie würden ihn endlich beschimpfen. Fast hoffte
er es, doch stattdessen versuchte Khalen, Worte des Trostes zu finden.
    „Wir hatten alle auf die Hilfe des Hexers gehofft und ihm
vertraut. Sogar ich mochte ihn. Jetzt werden wir für unsere Dummheit teuer
bezahlen.“
    Sulidian näherte sich den Kriegern Isentiens und
Sihldan bemühte sich, den Blick zu erheben, um den erfahrenen
Clananführer nicht noch mehr Gründe zu liefern, ihn zu verachten. Nun
da sie sich nicht mehr in feindlichen Lagern befanden und nicht einmal mehr
Rivalen im Turnier waren, konnten sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben frei
unterhalten.
    „Sihldan, Sohn und Erbe Isentiens, ich bin der einzige
Clananführer, der heute hier anwesend ist. Daher kann ich als einziger
eine Entscheidung für meinen Clan treffen.

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