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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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in
einer fremden Sprache rief und dabei hilfesuchend eine Hand ausgestreckt hatte.
    „Giorgio, hilf mir!“
    Auch wenn der Sinn der Worte sich ihr entzog,
schnürte sich Looderas Herz aus Mitleid zusammen, so verzweifelt hatte
Serfajs Schrei geklungen. Sie ergriff seine Hand und hielt sie fest, in der
Hoffnung, etwas Trost spenden zu können. Serfaj klammerte sich mit aller
Kraft daran und Loodera befürchtete fast, er würde ihr die Hand
brechen. Langsam lockerte sich der Griff.
    Serfaj war wach.
    Er blinzelte und sah sich um. Loodera wusste nicht genau,
wie sie die Stille brechen konnte, wie sie dem fragenden Blick am besten
begegnen konnte. Sie nahm ein Glas Wasser.
    „Möchtest du trinken?“ Sie versuchte ihre Stimme
dabei ruhig und sanft klingen zu lassen, sowie nur beruhigende Gedanken zu
haben, falls er versuchen sollte, sie zu lesen. Doch sie spürte, er tat es
nicht.
     
    Lisa… Serfaj… Als die Klänge der Worte ihn
erreichten, erkannte er die Sprache und er wusste, er war Serfaj. Zumindest
vorerst… Serfaj richtete sich auf und nahm das Glas aus Looderas Hand. Er
zögerte und trank nicht, stattdessen roch er vorsichtig und misstrauisch
daran.
    „Es ist kein Schlafmittel, nur Wasser.“
    Er konnte die Wahrheit spüren. Wie seltsam… Konnte
er jetzt Gedanken lesen, obwohl die Klänge verstummt waren? Noch einmal
schloss er kurz die Augen, dann trank er das Wasser und versuchte, sich auf
seinen Körper zu konzentrieren. Ein kräftiger, männlicher
Körper..
    Lisa wäre schockiert, doch nicht er…
    Er war in Serfajs Körper und er hatte Erinnerungen
an ein Leben darin… Obwohl an diesen Erinnerungen etwas nicht stimmte…
    …Doch alles zu seiner Zeit. Ihm wurde etwas schwindlig,
doch es war schwer zu erkennen, ob es sein Geist oder sein Körper war, der
der Schwäche nachgab.
    Er schloss kurz die Augen... Besser...
     
    Loodera versuchte erst gar nicht in den Gedanken von
Serfaj zu lesen, vielleicht würde er es als Aggression verstehen, sie
durfte nichts riskieren. Eines war an seinem Verhalten beruhigend gewesen: er
war es anscheinend gewöhnt, in einem menschlichen Körper zu
existieren. Nun musste sie vor allem sein Vertrauen gewinnen.
    „Ich heiße Loodera, ich bin Heilerin. Wie soll ich
dich nennen?“
    Es sah so aus, als hätte er sie verstanden, doch
dauerte es eine Weile, bis sie eine Antwort erhielt. Serfaj räusperte
sich, ehe er schließlich sprach. Er runzelte die Stirn, als er den Klang
seiner eigenen Stimme hörte, als sei sie ihm fremd… Auch daran würde
er sich gewöhnen müssen, dachte Loodera, und ihr wurde gleichzeitig
bewusst, wie schwer es für ihn sein musste.
    „Serfaj, glaube ich…“
    Loodera lächelte zufrieden. Er hatte seinen Platz in
Serfajs Körper eingenommen und zumindest einige der Erinnerungen
übernommen, die darin gespeichert waren. Loodera zögerte nur kurz,
ihre nächste Frage zu stellen.
    Sie wollte das tun, wozu Mehana sie ermutigt hatte: auf
ihren Instinkt hören.
    „Was war dein Name, ehe du in den Körper von Serfaj
gerufen wurdest?“
    Nun lächelte Serfaj und wirkte fast erleichtert.
    „Lisa…“
    Loodera war glücklich, das Richtige gefragt zu
haben, denn nun schien Serfaj, oder Lisa, gesprächiger zu werden.
    „Ich fühle mich furchtbar, mir ist schwindlig. Ich
habe zu viele Gedanken in meinem Kopf… Was ist mit mir los? Wo bin ich?“
     
    Serfaj blickte sich um. Der Raum erinnerte an eine
Höhle aus weißem Stein, der die Sonne reflektierte, die aus den
seltsamen Öffnungen in den Raum drang. Man konnte diese Gucklöcher
kaum als Fenster bezeichnen, denn sie waren nicht mehr als Löcher in der
Mauer, ohne Fensterglas. Sogar Türen gab es nicht, es hing nur ein Vorhang
vor dem Eingang, der die einzige Dekoration in dem kargen Raum darstellte. Die
Schönheit des gesamten Bildes rührte alleine von dem Stein, der an
weißen Marmor erinnerte. Dennoch fröstelte ihm plötzlich und er
rutsche etwas zur Seite, um die Wolldecke an sich zu ziehen, auf der er lag.
    Loodera schien derweil zu zögern, als überlegte
sie noch, wie sie seine vielen Fragen am besten beantworten konnte.
    „Woran erinnerst du dich? In Serfajs Körper sind
seine Erinnerungen gespeichert. Wenn du dich konzentrierst, müsstest du
sie lesen können, als wären es deine eigenen.“
    Lisa versuchte, nur Serfaj zu sein…
    Serfaj…
    Seine letzten Erinnerungen waren die einer Zeremonie… Magier
saßen um ihn, in einem Kreis, um eine Seele aus einer anderen Welt

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