Die Quelle
zu
rufen…
Weil…
Seine Gedanken brachen plötzlich ab, als Lisas
Persönlichkeit nach vorn drang.
Loodera blickte verzweifelt zu Serfaj, als er aufsprang
und fluchtartig in eine Ecke des Raumes sprang. Er stand mit dem Rücken gegen
den kalten Stein der Wand gepresst, und versuchte gegen seine Angst
anzukämpfen. Er fühlte sich überfordert, bedroht.
„Was habt ihr mit mir gemacht?“
Loodera war ebenfalls aufgesprungen, doch sie traute sich
nicht näher an Serfaj heran zu treten. Sie wusste nicht, wie sie reagieren
sollte, wie sie ihn beruhigen konnte. War er ängstlich oder zornig?
Das war der Moment, als sie Mehana rief und im selben
Augenblick spürte, dass sie die Situation alleine meistern musste.
Serfajs Konzentration war nicht zu übersehen und
obwohl sie nicht die Macht hatte, Klänge von Magie zu hören, hatte
Loodera keine Zweifel daran, dass Serfaj bald bereit sein würde, seinen
magischen Zorn auf sie zu entladen. Sie konnte fast die Luft vibrieren
spüren, was nur der Fall war, wenn ein sehr mächtiger Magier am Werk
war.
Obwohl sie Todesängste ausstand, überwand sie
sie.
„Hör weiter in dich hinein, nur du kannst unser Volk
retten. Wir haben dich gerufen, um uns zu retten! Du weißt das. Irgendwo
in deinem Körper weißt du das! Bitte hilf uns!“
Lisa erschrak vor sich selbst und zwang sich zu Ruhe.
Die magischen Klänge, die sie, ohne es zu
beabsichtigen, aufgerufen hatte, verstummten. Wie konnte es sein, dass sie so
leicht zu ihnen gefunden hatte? Weshalb hatte sie überhaupt Macht aufrufen
wollen? Loodera hatte eindeutig Angst vor ihr gehabt… Wusste sie, was sie getan
hatte? Wusste sie von den Klängen?
Lisa horchte wieder in den Körper hinein, in dem sie
offensichtlich gerufen worden war. Sie suchte nach Antworten, doch ihr wurde
plötzlich schwindlig und Loodera sprang an ihre Seite, um sie, um ihn, zu
stützen. Sie war so freundlich zu ihr… Ihr gleichmäßiges
Gesicht, wirkte so gütig und friedlich…
Mit Hilfe von Loodera setzte sich Serfaj wieder auf die
Decken. Er musste lächeln, obwohl ihm sicherlich eher nach Weinen war.
„Entschuldige… Danke, für deine Hilfe… Es ist eine wirklich verwirrende
Situation… Bitte versuch sie mir zu erklären, ich habe das Gefühl den
Verstand zu verlieren…“
Diesem Wunsch kam Loodera gerne nach. Während sie
das Wort ergriff, setzte sie sich im Schneidersitz gegenüber von Serfaj.
„Dein Geist wurde in den Körper von Serfaj gerufen.
Ein Krieger und Magier unseres Volkes. Seine Erinnerungen sind zum Teil in diesem
Körper gespeichert, obwohl seine Seele fort ist. Er ist jetzt in dem
Körper, den du vorher hattest. Du kannst auf sein Wissen zugreifen… Du
bist aber nicht Serfaj… Du bist Lisa. Du kommst aus einer anderen Welt. Wir
haben dich gerufen, weil wir deine Hilfe brauchen, um unseren König zu
finden… Versuche Serfajs Wissen in dich aufzunehmen, das wird dir helfen.“
Loodera schwieg. Sie erkannte, dass diese wenige Worte so
viele Informationen enthielten, dass sie dem Fremden erst Zeit geben musste,
sie zu verarbeiten. Sie sah, wie Serfaj sich bemühte ruhig zu atmen.
Er schluckte und versuchte schließlich aufzustehen,
während Loodera sofort zu ihm eilte, um ihm dabei zu helfen. Nach dem
zweiten Versuch gelang es ihm und er lief von Loodera gestützt bis zu
einem der Fenster.
Der Anblick von Ker-Deijas machte ihn nachdenklich und
schien ihn auch zu verwirren. Loodera sprach ihn wieder an und bemühte
sich ihre Stimme gleichmäßig und beruhigend klingen zu lassen.
Konzentriert sah er sie dabei an, als koste es ihn Mühe, ihre Worte zu
verstehen.
„Hör in dich hinein. Du hast alle Antworten auf
deine Fragen in dir. Greif auf das Wissen von Serfaj zurück“
Er schloss seine Augen und versuchte es, doch kurz darauf
zuckte er zusammen und sah Loodera hilfesuchend an. Obwohl es ihm
offensichtlich noch nicht gelungen war, das zu tun, was Loodera ihm geraten
hatte, klang er fast gelassen, als er ihr berichtete, was er empfand.
„Hör zu, es ist für mich schon anstrengend
genug, deine Sprache zu sprechen. Noch schwieriger ist es, diesen Körper
irgendwie zu bewegen… Wobei das eigentlich schon ganz gut klappt, dafür,
dass ich vor kurzem noch ein Mädchen war… Um Serfajs ganze
Lebensgeschichte nachzuvollziehen, habe ich jetzt nicht genügend Kraft.
Für dich scheint das alles normal zu sein. Ich aber… kann es gerade nicht.
Ich habe in letzter Zeit so viel erfahren, so viel erlebt…
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