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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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Und Glauben.«

14
    Der Helikopter, der auf der Plaza del Obradoiro gelandet war, war kein normaler Hubschrauber, sondern steckte noch in der Testphase. Auf der ganzen Welt gab es davon nur drei Prototypen, und er war mit einer Technik ausgestattet, mit der er unter widrigsten Wetterbedingungen fliegen konnte. Er war gepanzert und hatte schwere Bordkanonen. Doch das waren nicht seine wichtigsten Vorzüge. Verglichen mit anderen Drehflüglern erreichte er problemlos eine Gipfelhöhe von über 5000 Höhenmetern, die Höchstgeschwindigkeit betrug 500 Stundenkilometer und er konnte zwölf Stunden in der Luft bleiben. Er war mit einer speziellen Legierung verkleidet, mit der er extremen Temperaturen standhalten konnte, und mit dem ausgefeiltesten Navigationssystem der Welt ausgestattet.
    Dieses Ungetüm gehorchte keinem Flugplan. Es besaß keine Kennzeichen. Offiziell existierte es überhaupt nicht. Und selbstverständlich rechnete niemand in Galicien damit. Es hatte Europa von einem Ende zum anderen überflogen und in einem Versteck auf einem wenig genutzten Flughafen, in der Nähe des Stausees von Fervenza in Galicien, auf seine Stunde gewartet.
    Als die Seitentür mit einem leisen elektrischen Surren aufging, sprang der Mann, der die beiden Polizisten getötet hatte, hinein. Dann schloss sich die Hubschraubertür wieder hinter ihm.
    » Was ist passiert?«
    Er wurde an Bord von einem Mann mittleren Alters in Empfang genommen, der ihn ernst anstarrte. Dieser Mann mit dunklen, lebhaften Augen, sonnengebräuntem Gesicht und einem üppigen, gepflegten Schnauzbart verströmte eine solche Autorität, dass der Neuankömmling seine Waffe senkte, vor ihm in die Knie ging und ihn mit kaum vernehmbarer Stimme in seiner armenischen Muttersprache ansprach.
    » Tsavum e. Ich musste es tun, Scheich.«
    Sein Gegenüber hüllte sich in Schweigen.
    » Ich musste die beiden außer Gefecht setzen, sonst hätten sie mich festgenommen und die gesamte Operation wäre gescheitert. Es tut mir sehr leid, Meister.«
    » Schon gut…« Der Scheich reagierte, indem er ihm die Hand auf den Kopf legte, als wollte er ihn segnen. » Was war in der Kirche? Wie war es da? Hast du sie gesehen?«
    Die Augen des jungen Manns wurden feucht.
    » Sie hatten recht, Scheich«, antwortete er, während er immer noch kurz atmete und mit den Augen auf den Boden stierte. » Sie ist es. Diese Frau kann Amrak in Gang setzen. Sie hat ihn sogar in der Kathedrale aktiviert, ohne es zu bemerken.«
    » Ohne es zu bemerken?«
    » Ja, ihre Kraft ist so stark, Meister.«
    Der Scheich betrachtete seinen Schüler, diese Information verwirrte ihn. Was hätten seine Vorfahren dazu gesagt? Wie hätten sie es aufgenommen, dass eine Fremde die Fähigkeit besaß, die Wirkung einer ihrer heiligsten Reliquien auszulösen? Zum Glück war er anders als seine Vorfahren. Er legte eher eine Einstellung an den Tag, die der eines Arztes entsprach, der ungeduldig auf das Ergebnis einer komplizierten medizinischen Untersuchung wartet. Er verhielt sich anders, als man es von dem Oberhaupt einer der am wenigsten bekannten und zugleich ältesten Gemeinschaften der Erde erwartet hätte.
    » Was ist mit dem Stein?«, fragte er hartnäckig nach, ohne die Stimme zu heben. » Hast du herausgefunden, ob sie ihn bei sich hatte?«
    » Votsh. Nein, das konnte ich nicht, Scheich. Sie sind vorher gekommen.«
    » Sie…?« Besorgnis verdüsterte den Blick des anderen. » Bist du dir sicher?«
    Sein junger Schüler nickte.
    » Die Amerikaner…«
    Der Meister nahm die Hand vom Kopf des jungen Mannes und nötigte ihn, zu ihm hochzusehen. » Bruder, dann lassen sie uns keine andere Wahl«, sagte er äußerst ernst. » Wir müssen eingreifen, bevor uns das Böse zuvorkommt.«

15
    » Und was geschah dann? Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie die Steine an dem Tag zum ersten Mal gesehen haben?«
    Ich hörte Besorgnis aus Nicholas Allens Tonfall heraus, als wäre die Frage, wie meine Beziehung zu den Steinen genau aussah, von entscheidender Bedeutung für seine Ermittlung.
    » Ich werde es Ihnen erklären«, sagte ich und hielt unbeabsichtigt die Spannung aufrecht. » Aber wenn Sie es wirklich verstehen wollen, muss ich die Geschichte Schritt für Schritt erzählen.«
    Nach seinen Ausführungen über John Dee führte Martin mich zu einer weißen Aluminiumtür, dem Eingang zur Wohnung Nr. 9 in der Mortlake High Street 16 . Meine Überraschung war noch größer, als ich über der Tür ein blaues Metallschild

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