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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Instinkt sagte ihm, dass ihn dies auch auf die Spur von Adela, ihrer Schwester und ihrem Sohn führen würde.
    *
    Adela ging die Dorfstraße entlang. Als sie die hohe Hecke hinter sich gelassen hatte, erstreckten sich Felder und Wiesen vor ihr. Da und dort hatten sich große Pfützen in den tiefer gelegenen Stellen gebildet, denn während der letzten Tage waren starke Regenfälle über dem Landstrich niedergegangen. Auch der Bach, der sich am Dorf vorbeischlängelte, war stark angestiegen. Bis auf den Weg konnte Adela das Rauschen des Wassers hören. Einige Kinder hatten sich von dem völlig verschlammten Boden nicht abhalten lassen und spielten auf einer Wiese Ball. Bei einer kahlen Erlengruppe am Rand eines Feldes entdeckte Adela nun Yvain. Er war von seinem Pferd gesprungen und unterhielt sich mit einem Bauern.
    Während der vergangenen Wochen hatten sie über die Nacht, in der Yvain Adela auf das Gut zurückgeholt und sie ihm von William de Thorigny erzählt hatte, nie mehr gesprochen. Aber seitdem hatte sich, überlegte Adela, so etwas wie eine stille Vertrautheit zwischen ihnen eingestellt. Yvain schaute fast jeden Tag in ihrer Hütte vorbei. Sie wechselten dann meistens nur ein paar Sätze miteinander. Über das, was auf dem Gut gerade an Arbeiten anstand. Wie sich die Saat auf den Feldern entwickelte und wie sich die Pflänzchen in Adelas Garten machten – Marian hatte die Gartenarbeit dankbar an sie abgetreten. Trotz seiner Wortkargheit freute sich Adela immer, Yvain zu sehen.
    Ja, in jener Nacht war etwas in ihr aufgebrochen. Sie konnte sich wieder freuen und Schmerz empfinden und traurig sein. Anfangs hatte sie stundenlang um Robin und Luce geweint. Allmählich war sie ruhiger geworden. Trotzdem sehnte sie sich jeden Tag nach ihnen.
    Adela registrierte plötzlich, dass das fröhliche Stimmengewirr der spielenden Kinder verstummt war. Unwillkürlich blieb sie stehen und drehte sich um. Die Kinder hatten sich am Bachufer versammelt. Einige stocherten mit Stöcken zwischen Büschen und Bäumen herum, die tief im Wasser standen. Etwas Braunes hatte sich zwischen den Zweigen verfangen – der Ball.
    Nein! , dachte Adela.
    Fast im selben Moment verlor eines der Kinder das Gleichgewicht und stürzte in den reißenden Bach. Die anderen Kinder schrien entsetzt auf. Yvain fuhr herum. Während Adela losrannte, so schnell es ihr steifes Bein zuließ, trieb er sein Pferd aufs Ufer zu. Sie war noch ein ganzes Stück vom Bach entfernt, als er ihn schon erreicht hatte und ins Wasser sprang.
    Adela kam es vor, als ob sich der durchweichte Boden an ihren Füßen festsaugte und sie nicht vorankommen ließ. Einmal sah sie Yvains Kopf kurz aus dem Wasser auftauchen, dann verschwand er erneut in den Fluten. Erinnerungsfetzen suchten sie heim: Sie wurde selbst wieder von der Strömung fortgerissen und unter Wasser gedrückt … Sie bekam keine Luft mehr, glaubte zu ersticken. Sie wollte leben …
    »Lauft zum Dorf! Holt Hilfe!«, rief Adela den Kindern zu. Endlich war sie am Bach angelangt. Braun verfärbt und von Laub, Erdklumpen und abgerissenen Zweigen durchsetzt, strömte das Wasser an ihr vorbei. Nirgends konnte sie Yvain oder das Kind entdecken. Habe ich Robin doch mit in den Fluss genommen?, fragte sie sich. Suchte Yvain nach ihr? Ich muss Robin retten.
    Adela war nahe daran, sich ebenfalls in den Bach zu stürzen, als sie ein ganzes Stück entfernt bei einer Gruppe von bis dicht in die Kronen überfluteten alten Weiden, eine Bewegung wahrnahm. Yvain klammerte sich mit einem Arm an einem dicken Zweig fest, während er versuchte, den Kopf des Kindes über Wasser zu halten. Unbarmherzig riss die Strömung an ihm.
    Vom Dorf her glaubte Adela Stimmen zu hören. Sie achtete nicht darauf. Dann war sie bei den Weiden. Yvains Gesicht war ganz blau verfärbt. Keuchend rang er nach Atem. Er rief ihr etwas zu und schüttelte den Kopf, doch sie konnte seine Worte nicht verstehen.
    Sie beugte sich vor, sprang und bekam einen Ast zu fassen. Die eiskalte Strömung zerrte an ihr, Zweige drückten sich schmerzhaft gegen ihren Leib, doch es gelang ihr, sich in der Krone hochzuziehen und vorwärtszuhangeln. Nun hatte sie Yvain und das Kind fast erreicht. Ein kleiner, vielleicht zwei Jahre alter Junge, wie sie jetzt erkannte. Auch sein Gesicht war ganz blau verfärbt und seine Augen geschlossen.
    Während Yvain immer noch den Ast umklammert hielt, kämpfte er weiter gegen die Strömung und versuchte, sich auf Adela zuzudrehen. Nun waren

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