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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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begegnet. Sie hat eine Nachricht von einem Ritter erhalten, den sie sehr schätzt und der Luce gerne als Knappe aufnehmen würde. Sein Name ist Lord Godfrey, und sein Gut liegt ebenfalls in Wales, bei Aberdyfi, was, wenn ich mich richtig erinnere, nur einen guten Tagesritt von Aberystwyth entfernt ist.«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Yvain nachdenklich. »Ich kenne den Lord recht gut. Die Äbtissin hat eine kluge Wahl mit ihm getroffen.« Gleichzeitig fragte er sich, ob darin nicht womöglich die Antwort auf seine Fragen lag.
    *
    Wieder zurück im Kloster, machte sich Yvain auf die Suche nach Adela. Eine Nonne sagte ihm, sie habe sie im Kräutergarten gesehen. Zwischen den Beeten entdeckte Yvain Adela nicht, aber er bemerkte, dass eine Pforte in der Mauer offen stand. Vielleicht hat Adela ja den Garten auf diesem Weg verlassen , dachte er.
    Als er durch die Tür geschritten war und die Themse zwischen den Feldern dahinströmen sah, überfiel ihn eine plötzliche Angst. Doch gleich darauf erblickte er Adela, die entlang einer Reihe von blühenden Weißdornbüschen auf das Kloster zulief, wobei sie wie immer ihr rechtes Bein ein wenig nachzog. Rasch ging er ihr entgegen. Ihr Gesicht war, wie er im Näherkommen bemerkte, sehr blass.
    »Adela, geht es Euch nicht gut?«, fragte er erschrocken.
    »Es ist alles in Ordnung.« Sie senkte kurz den Kopf, ehe sie ihn offen ansah. »Ich musste nur noch einmal die Stelle aufsuchen, wo ich damals fast Robin mit in den Fluss genommen hätte.«
    »Warum quält Ihr Euch nur immer damit?« Yvain seufzte.
    »Ich musste es einfach tun, um endlich damit meinen Frieden schließen zu können.« Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich bin Euch so dankbar, dass Ihr mich damals ausgeschimpft und zurechtgewiesen habt. Denn sonst hätte ich es bestimmt nicht gewagt, hierher zu kommen. Ich hätte mich um so viel gebracht, wenn ich meine Kinder nicht wiedergesehen hätte. Und ich hätte den Menschen, die mich lieben, weiterhin so viel Leid zugefügt.« Sie waren vor einem der Weißdornbüsche stehen geblieben. Die hellen Blüten wirkten sehr zart vor dem dunklen, struppigen Holz.
    »Adela«, Yvain räusperte sich, »Simon sagte mir, dass Luce höchstwahrscheinlich seinen Dienst als Knappe bei einem Ritter in der Nähe von Aberdyfi antreten wird …«
    »Ich kann es immer noch nicht fassen, wie groß er geworden ist«, sagte Adela leise. »Er sieht seinem Vater so ähnlich …«
    »Ihr habt Euren Mann wohl sehr geliebt?«
    Adela nickte nur. Ihr Gesicht bekam einen ganz weichen Ausdruck.
    Wenn Yvain noch irgendwelche Zweifel gehegt hätte, ob er sie nicht doch bitten sollte, seine Frau zu werden, hätten sich diese nun endgültig verflüchtigt.
    » Adela«, er räusperte sich wieder, »Aberdyfi liegt ja nur etwa dreißig Meilen entfernt von meinem Gut. Deshalb habe ich mich gefragt, ob Ihr nicht mit Robin wieder mit mir zurückkehren wollt. Ihr könntet die Hütte wieder beziehen und mit Eurer Tochter dort leben …«
    »Wir würden Euch auch nicht lästig fallen?«, fragte Adela überrascht. »Ihr habt schon so viel für mich getan …«
    »Nein, ganz und gar nicht, im Gegenteil«, wehrte er hastig ab. »Ihr wisst doch, dass Marian dankbar für Eure Hilfe ist. Außerdem haben sich die Bediensteten und die Leute aus dem Dorf daran gewöhnt, mit ihren Krankheiten zu Euch kommen zu können.«
    »Wenn das so ist, nehme ich Euer Angebot gerne an.« Adelas Wangen hatten sich ein wenig gerötet.
    »Gut«, Yvain lächelte schwach, »meine Tante wird überglücklich sein, Robin verwöhnen zu können. Was ihre Aufmerksamkeit Gott sei Dank ein wenig von mir ablenken wird.« Ja , dachte er, es ist gut, dass sich an dem Verhältnis zwischen mir und Adela nichts ändert. Da mag Marian noch so sehr anderer Meinung sein.
    *
    »Schafft ihn weg!« Verächtlich stieß William de Thorigny mit dem Fuß gegen den nackten, gefolterten Leichnam. Die beiden Diener kamen dem Befehl sofort nach und schleppten den Toten aus dem Keller. Sie würden ihn irgendwo im Wald oder an einem Feldrand verscharren.
    William de Thorigny folgte ihnen die Treppe hinauf und lief dann in Gedanken verloren über den Hof seines Anwesens. Es hatte fast ein halbes Jahr gedauert, den Boten über jenen Gasthof ›Zur Krone‹ ausfindig zu machen. Aber die Mühen hatten sich gelohnt. Unter der Folter hatte der Mann ziemlich schnell zu reden begonnen. Dass Richard zu seinen Auftraggebern gehörte, hatte William nicht gewundert –

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