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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Mund zu einem sarkastischen Lächeln.
    Endlich ertönten Schritte in einem angrenzenden Raum. Gleich darauf schwang die zweiflügelige Tür an der Stirnwand auf. Richard bedeutete den Dienern, sich zu entfernen, und ließ sich lässig auf dem thronartigen Stuhl nieder. Wieder musste ihm William de Thorigny Anerkennung für sein anscheinend unerschütterliches Selbstbewusstsein zollen. Er war reifer geworden, seit William ihn das letzte Mal am Hof seines Vaters gesehen hatte. Obwohl die letzten Wochen und Monate alles andere als leicht für ihn gewesen sein durften, sah er mit seinen leuchtend blauen Augen und dem breiten, ein wenig spöttisch verzogenen Mund geradezu unverschämt gut aus.
    »Mein Prinz …« William verneigte sich vor ihm.
    »Falls Ihr gekommen seid, um mich von der Gefangennahme meiner Mutter, der Königin, zu unterrichten, davon habe ich schon erfahren.« Richard beugte sich vor und vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »An meinen Plänen und denen meines Bruders ändert sich dadurch überhaupt nichts. Denn meine Mutter hätte gewollt, dass wir weiter gegen unseren Vater kämpfen und ihn besiegen.«
    »Leider muss ich Euch widersprechen.« William verbeugte sich wieder. »Ich fürchte, Ihr seid, was die neueste Entwicklung der Dinge betrifft, doch nicht so gut informiert, wie Ihr glaubt.« Er schwieg einige Momente, um seinen nächsten Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. »Euer Bruder Henry hat nämlich vor vier Tagen Euren Vater, den König, in der Burg von Bayeux aufgesucht. Er hat sich Eurem Vater zu Füßen geworfen und ihn um Verzeihung für seinen Treuebruch gebeten. Eurem Bruder wurde diese Verzeihung zuteil. Ich stehe hier im Auftrag Eures Vaters und soll Euch mitteilen, dass auch Euch diese Verzeihung gewährt wird – falls Ihr Euch unverzüglich unterwerft. Ich kann Euch nur dringend raten, dieses mehr als großzügige Angebot des Königs zu akzeptieren. Wenn Ihr es ablehnt, wird er Euch mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, bekämpfen.«
    Während William de Thorignys Worten war Richard blass geworden. Doch dies war das einzige Zeichen, wie sehr ihn der Verrat des Bruders traf. Verächtlich sagte er: »Ihr könnt meinem Vater ausrichten, dass ich diesen Krieg weiterführen und nicht vor ihm zu Kreuze kriechen werde.«
    »Verzeiht, wenn ich so offen bin … aber überschätzt Ihr Euch da nicht ein bisschen?« William de Thorigny hob die Augenbrauen. »Darf ich Euch daran erinnern: Eure Mutter ist nun eine Gefangene Eures Vaters, und die meisten ihrer Vasallen sind von ihr abgefallen. Auf diese Männer könnt Ihr also auch nicht mehr zählen. Und Euer Bruder ist, wie ich Euch ja eben schon darlegte, reuig zu Eurem Vater zurückgekehrt.« Sanft fügte er hinzu: »Bedenkt, Ihr steht dem König nun ganz allein gegenüber – mein junger Prinz.«
    Richard nahm die Beleidigung gelassen hin. »Nun, so ganz allein bin ich nun doch nicht«, erwiderte er kühl. »Immerhin verfüge ich noch über meine Soldaten.«
    »Die einer Überzahl an Männern des Königs gegenüberstehen. Auch die meisten Bewaffneten Eures Bruders sind zu Eurem Vater übergelaufen.«
    Richard schlug ein Bein über das andere, stützte das Kinn in die Hand und betrachtete William de Thorigny nachdenklich. »Wisst Ihr eigentlich, William, dass ich Euch noch niemals richtig leiden konnte? Mir ist nicht entgangen, wie Ihr um meinen Vater herumscharwenzelt seid und ihm immer wieder Eure Dienste aufgeschwatzt habt, bis er glaubte, auf Euch als Ratgeber nicht mehr verzichten zu können. Mit der Gefangennahme meiner Mutter habt Ihr Euch wohl endgültig unentbehrlich für ihn gemacht. Aber in meinen Augen seid Ihr nichts anderes als ein kleiner Emporkömmling – so wie Eure ganze Familie. Außerdem halte ich Euch für einen hinterhältigen Intriganten.«
    Nein, er würde Richard nicht den Triumph schenken, sich von ihm provozieren zu lassen. William de Thorigny bezwang seinen Zorn. »Es steht Euch frei, über mich zu denken, wie Ihr wollt.« Er zuckte scheinbar gelangweilt die Schultern. »Für mich zählt nur das Urteil Eures Vaters. Ja, meine Familie bekam ihren adeligen Rang erst von Eurem Urgroßvater William, dem Eroberer, verliehen, und ja, ich habe darum gekämpft, mir und meiner Familie wieder Einfluss am Hofe Eures Vaters zu verschaffen. Was schließlich mein gutes Recht ist. Aber Ihr – mein junger Prinz – solltet trotz all Eurer Anmaßung vielleicht doch einmal darüber nachdenken, dass ich mir

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