Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
Schlacht begleiten?«
»Wie kommst du denn auf diese Idee?«, fuhr Francis auf. »Ich möchte, dass Gerard bei dir und Luce bleibt und auf euch Acht gibt.«
»Nein, wenn Gerard einverstanden ist, soll er mit dir gehen«, erklärte Adela fest. »Ich will, dass jemand bei dir ist, dem ich wirklich vertrauen kann. Jemand, der zu mir kommt und mir mitteilt, wie es um dich steht – falls du nicht selbst dazu in der Lage sein solltest. Ich halte es nicht noch einmal aus, wochenlang nicht zu wissen, wie es dir geht.«
»Natürlich begleite ich Euch.« Gerard nickte Francis zu. »Guy werde ich hier bei Eurer Frau und Luce lassen, wenn das eine Beruhigung für Euch ist.«
»Ich weiß nicht, ob ich dein Angebot annehmen kann«, antwortete Francis zögernd. »Du hast schon so viel für uns getan.«
»Ach, ich habe in meiner Jugend an vielen Kämpfen teilgenommen, Herr.« Gerard grinste, auch wenn seine Augen ernst blieben. »Ich finde es ganz abwechslungsreich, auf meine alten Tage noch einmal Schlachtenluft zu schnuppern. Außerdem vermute ich, dass Eure Gattin Euch ohne mich nicht gehen lassen wird.«
»Ja, dass Gerard dich begleitet, ist meine Bedingung.« Adelas Stimme klang unnachgiebig.
»Gut«, seufzend gab Francis nach, während er von ihr zu dem Schäfer blickte, »dann kommt Gerard mit mir.« Adela spürte, wie schwer es ihm fiel, sie und Luce zu verlassen. Einerseits tröstete sie dies – und ließ sie andererseits nur noch zorniger auf diesen sinnlosen Krieg werden.
Gerard erhob sich und gähnte. »Dann werde ich mich jetzt schlafen legen. Wahrscheinlich werdet Ihr morgen sehr früh aufbrechen wollen.« Er nickte Francis zu, ehe er in Richtung Waldrand davonschritt, wohin auch der Knecht sich zurückgezogen hatte.
In dem verfallenen Waldhaus reckte Guy sich, als er Adela und Francis kommen hörte. Dann trottete er nach draußen, um seinen Herrn zu suchen. Im schwachen Lichtschein, den die Glut in der Feuerstelle verbreitete, sah Adela Luce schlafen. Wie es für ihn üblich war, hatte er sich wie ein kleines Tier zusammengerollt. Würde dies das letzte Mal sein, dass sie, Francis und ihr Sohn gemeinsam in einem Raum schliefen? Nicht darüber nachdenken … Sie und Francis streiften sich die Kleider ab und kuschelten sich dann unter den Decken bei der Feuerstelle aneinander.
»Ich liebe dich«, flüsterte Francis.
»Das weiß ich …« Adela schloss die Augen, damit nichts mehr sie von ihm ablenkte und sie ganz bei ihm war.
»Es gibt noch eine Sache, die wir miteinander bereden müssen. Falls Richard die Schlacht verliert und ich …«
»Sag es nicht …«, bat sie.
»… in dem Kampf ums Leben kommen sollte«, fuhr Francis leise und beharrlich fort, während er Adela streichelte. »Bei einer Niederlage Richards wird mein Gut bei Giverny von den Leuten des Königs in Besitz genommen werden. Hier werdet ihr – du, Luce und Gerard – den Winter über nicht bleiben können … Glaubst du, dass du und Luce bei deiner Schwester Ann im Kloster Zuflucht suchen könntet?«
»Ja, wahrscheinlich«, hauchte Adela. »Aber ich will jetzt nicht daran denken, dass du sterben könntest.« Sie glitt auf Francis und küsste ihn hart auf die Lippen, um jedes weitere Wort von ihm zu ersticken.
Sie liebten sich lange und ungewöhnlich heftig, voller Leidenschaft und Verzweiflung. Schließlich legte Francis Adela die Hand auf den Mund, damit ihr erlöster Schrei Luce nicht weckte und erschreckte. Für den Rest der Nacht hielt Adela Francis in ihren Armen und lauschte auf seinen tiefen, gleichmäßigen Atem, denn sie wollte keinen der Momente mit ihm durch Schlaf vergeuden.
Doch viel zu bald sickerte das erste Morgenlicht durch das Loch in der Mauer, und Francis erwachte. Widerstrebend löste sie sich von ihm.
Nachdem er zum Bach gegangen war, um sich zu waschen, fachte Adela die Glut in der Feuerstelle an. Während die Flammen blau und rot aufzüngelten, wachte auch Luce auf und kam schlaftrunken zu ihr getappt. Er drückte sich an sie und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. »Vater wird wieder zu uns zurückkehren, nicht wahr?«, fragte er.
»Ja«, flüsterte Adela, »das wird er. Das wird er ganz bestimmt.«
*
Eine Woche später hatte sich Francis noch einmal davon überzeugt, dass es seinem Hengst in den beengten Stallungen der Burg von Sées an nichts fehlte. Danach stieg er eine schmale Treppe zum Wehrgang hinauf. Neben einer Schießscharte blieb er stehen und spähte in die Ebene hinunter. Zwei Meilen vom
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