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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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zwischen uns bringen wollte.«
    Während Matilda wieder einige Momente vor sich hinstarrte, verhärtete sich ihre Miene, als müsste sie sich gegen die Erinnerungen wappnen. »Unter den Adligen befand sich auch William de Thorigny. Als William walisische Gefangene misshandelte, stellte sich Leo ihm entgegen – so hat es mir später Leos Diener berichtet. Ein Streit entspann sich, in dessen Verlauf Leo William vor vielen Zeugen niederschlug. Einige Tage später lockte William Leo mit einer List aus dem Lager. Auf einer abgelegenen Lichtung fiel er mit einigen seiner Leute über Leo her und tötete ihn. Den anderen Männern gegenüber behauptete er, er habe Leos Leichnam gefunden. Die Waliser hätten ihn auf dem Gewissen. Doch der Diener hatte sich Sorgen um Leo gemacht und war ihm gefolgt. Er kam zu spät, um ihm beistehen zu können, aber er beobachtete, wie William seinen Dolch mit Leos Blut im Gras abwischte.«
    Schweigen senkte sich wie eine schwere, erstickende Decke über den Raum. Adela war übel. »Der Diener sagte gegen William de Thorigny aus?«, flüsterte sie schließlich.
    »Ja, aber natürlich wollte ihm niemand Glauben schenken. Schließlich war er nur ein einfacher Mann. Die anderen Adligen jagten ihn davon.« Matilda seufzte. »Was wahrscheinlich sein Glück war, denn sonst hätte ihn William höchstwahrscheinlich ebenfalls umgebracht. Wie auch immer … Kurz bevor Leos Diener zu mir kam und mir die Nachricht von seinem Tod überbrachte, hatte ich entdeckt, dass ich schwanger war. Nur das gab mir die Kraft weiterzuleben. Ich erklärte, ich würde zu einer Pilgerfahrt aufbrechen. Stattdessen brachte ich Joanna bei Verwandten meiner Mutter zur Welt.«
    Ein freudloses Lächeln erschien auf ihrem schmalen Gesicht. »Es ist gut möglich, dass mein Vater ahnt, dass Joanna meine Tochter ist. Und einige meiner Nonnen vermuten dies wahrscheinlich auch. Aber solange ich den Schein wahre und Joanna als mein Mündel ausgebe, schert sich niemand darum …«
    »Weiß William de Thorigny, dass Ihr Leo geliebt habt?«, fragte Adela leise.
    »Ich bin überzeugt, das ist nicht der Fall.« Matilda schüttelte den Kopf. »Zum einen legte mein Vater keinen Wert darauf, andere Leute wissen zu lassen, dass seine Tochter eine Liebschaft mit einem einfachen Ritter unterhielt. Außerdem bin ich William de Thorigny seither einige Male begegnet. Er hätte es mich spüren lassen, wenn er Bescheid gewusst hätte. Denn er liebt es, mit anderen Menschen zu spielen und sie zu quälen.«
    »Ja, das ist wahr«, hauchte Adela. Auch mit ihr hatte er gespielt und seine Befriedigung daraus gezogen, dass sie ihm geglaubt hatte, er würde die Bediensteten schonen, wenn sie ihm zu Willen wäre.
    Matilda seufzte. »Mir war klar, dass auch mir niemand Glauben schenken würde, wenn ich William des Mordes an Leo anklagen würde. Deshalb habe ich nach einem anderen Weg gesucht, um mich an ihm und meinem Vater zu rächen, und meinen Halbbruder Richard bei dessen Aufstand unterstützt. Vorerst ist Richard gescheitert. Aber seine Zeit und die meiner Rache wird noch kommen. Darauf vertraue ich fest.«
    Ihre Stimme drückte eine grimmige Entschlossenheit aus. Adela zweifelte nicht, dass sie alles daran setzen würde, um ihr Ziel zu erreichen. Im Nebenzimmer regte sich Robin und begann gleich darauf zu weinen.
    »Geht zu Eurer Tochter.« Matilda erhob sich und berührte Adela am Arm. »Und gebt gut auf sie Acht.«
    *
    Verbissen zerrte Ann an dem Wurzelstrunk. Obwohl sie die Erde darum sorgfältig mit einer kleinen Harke gelockert hatte, wollte er sich einfach nicht aus dem Boden lösen.
    »Ach verdammt …« Zu spät realisierte sie, dass sie einen Fluch vor sich hin gemurmelt hatte. Ärgerlich über sich selbst kauerte sie sich auf ihre Fersen. Das strahlende, warme Herbstwetter war plötzlich und sehr früh im Jahr einer klammen Kälte gewichen. In der vergangenen Nacht hatte ein starker Wind geweht, der überall welkes Laub auf den Beeten verteilt hatte. Fast alle ihre Pflanzen waren endgültig verblüht. Viele waren auch bereits braun und ließen die Blätter hängen. Das Leben in ihnen hatte sich ganz in die Wurzeln und Knollen zurückgezogen. Die Natur bereite sich auf den Winter vor.
    Diese Zeit macht mir jedes Jahr zu schaffen , überlegte Ann. Aber daran konnte es eigentlich trotzdem nicht liegen, dass sie ständig niedergeschlagen und gereizt war. Vor einigen Tagen, als sie in Bellême einen Kranken besucht hatte, hatte sie Simon auf dem

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