Die Rache der Jagerin
Bewegung protestierte. Aber es war die einzige Möglichkeit, Isleen zu überragen – zumindest solange sie saß. »Willst du damit sagen, dass die Triaden an diesem Scheißspiel schuld sind?«
»Schau dir einmal ihre Geschichte an, Evangeline, und dann bilde dir eine Meinung. Ob sie die Ursache oder einfach nur die Folge einer wachsenden Bedrohung sind.«
Ja, das würde ich garantiert machen. Nummer achtundsechzig auf meiner To-do-Liste. Einer Liste, die ständig nur länger wurde. »Wenn ich glauben würde, dass ich genug Zeit habe, um mir eine Meinung zu bilden, dann würde ich dich ja nicht darum bitten, mich aufzuklären.«
»Das kann ich aber nicht. Ich bin erst vor sechs Jahren hierher zurückgekehrt, nachdem ich zwei Jahrzehnte verreist war. Sprich mit den Leuten, die hier waren, nicht mit denen, die nicht zugegen gewesen sind.«
Damit meinte sie Wyatt und Rufus, die beiden dienstältesten Handler der Stadt. Ich rechnete mir wenig Chancen aus, die Antworten von den Hohen Tieren zu erhalten, selbst wenn ich sie in den nächsten zwei oder drei Tagen ausfindig machen konnte. Und angesichts meiner bisherigen Glückssträhne wurde dies immer unwahrscheinlicher. Kismet, Baylor, Willemy und die anderen waren alle in den letzten sieben Jahren dazugestoßen. Zwar waren sie länger Handler als ich Jägerin, aber vor zehn Jahren waren sie auch noch nicht dabei gewesen.
Verdammt.
»Was denkst du?«, fragte Isleen.
»Dass ich mich noch einmal mit Rufus unterhalten muss.«
»Warum mit Rufus?«
»Weil jemand, der dem sicheren Tod ins Auge blickt, eher bereit ist, Dinge zu gestehen, die er eigentlich nicht preisgeben soll.«
Sie nickte. »Du lernst schnell.«
Ich schnaubte. »Tja, dieser ganze investigative Müll ist neu für mich. Schließlich bin ich keine Detektivin, sondern eine Jägerin. Man zeigt mir meine Gegner, und ich erlege sie und frage sie nicht zu Tode.«
»Manchmal erfordert die Beschaffung von Antworten ein sanfteres Vorgehen.«
»Wie gesagt: Das ist nicht mein Job.«
»Wie es aussieht, ist es zu deinem Job geworden. Und wenn du deine Freunde und deine Spezies beschützen willst, solltest du diesen Beruf schnell erlernen.«
»Was kümmert es dich?«
»Wie ich bereits mehrmals betonte, sind wir Vampire mit unserem Platz in der Gesellschaft zufrieden. Obwohl die Unruhen nicht von uns verursacht wurden, wollen wir helfen, sie zu beseitigen.«
»Na prima.«
Gedämpfte Musik ertönte. Ich lauschte. Es kam aus dem Bad. Das Handy. Ich eilte hinein, fand das Telefon in der Gesäßtasche meiner abgelegten Jeans und klappte es auf.
»Stone«, meldete ich mich.
»Evy?« Auroras Stimme klang leise. Es war kaum mehr als ein Flüstern.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. »Ja?«
»Kann ich bitte mit Phineas sprechen?«
Ich hätte verdammt noch mal selbst gern mit Phin gesprochen. Nur das Beben in ihrer melodischen Stimme hielt mich davon ab, sie anzuschnauzen. Und davon, ihr zu erzählen, was in den letzten Stunden vorgefallen war. »Er ist nicht bei mir, Aurora. Was gibt es?«
»Kannst du bitte nach Hause kommen?«
»Ich bin gerade ziemlich beschäftigt.«
»Leo macht mir Angst, Evy. Und Joseph macht er auch Angst. Joseph ist der Meinung, wir sollten gehen und nach einem anderen Unterschlupf suchen. Aber Phin hat uns versprochen, dass wir hier sicher sind.«
Ich konnte den Drang kaum unterdrücken, gegen die Wand des Badezimmers zu treten. »Was macht er denn, was euch solche Angst einjagt?«
»Er hat ein Glas zerbrochen.«
Nicht gerade ein apokalyptisches Ereignis. »Bestimmt war es nur ein Missge…«
»Er hat es gegen die Wand geschleudert.«
»Er hat was gemacht?«
»Wir haben etwas im Fernsehen angeguckt, um uns die Zeit zu vertreiben. Er ist keine Sekunde lang still gesessen, hat immer herumgefuchtelt und mit den Beinen gewippt. Dann ist er einfach aufgestanden und hat das Glas gegen die Wand geworfen. Und als Joseph die Scherben aufsammeln wollte, hat er ihn angeschrien. Danach ist er ins Zimmer seines Sohnes gegangen, und seither veranstaltet er dort pausenlos Rabatz.«
Mich packte eine rasende Wut. »Was für einen Rabatz?«
»Vor allem schlägt er gegen die Wand. Und er flucht viel.«
Willkommen im Klub.
Ich ging aus dem Badezimmer und blieb auf halbem Weg zur Tür stehen. »Verhaltet euch ruhig. Ich bin gleich bei euch.« Ich klappte das Telefon zu und steckte es in die Tasche. »Könnt ihr mich wo hinfahren?«
»Arlen kann dich rauslassen, wo immer du willst.«
»Wenn Eleri
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