Die Rache der Kinder
ihr Vater.
»Hallo, Dad.«
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
Kate war erstaunt. Woher wusste er, was geschehen war?
»Irgendwie warst du vorhin nicht du selbst«, fügte Michael hinzu.
Es war also nur Zufall.
»Im Gegenteil, ich war viel zu sehr ich selbst.« Kate erinnerte sich an ihr schreckliches Benehmen. »Es tut mir leid, Dad. Ich war wirklich blöd. Sagst du das bitte auch Delia?«
»Na klar, meine Süße.«
Wie schon viele Male zuvor segnete sie ihn für sein verzeihendes Wesen.
»Seid ihr in Heathrow?«, fragte sie.
»Ich bin zuhause«, antwortete Michael. »Allein. Delia hatte eine Krise.«
»Was denn für eine Krise?«
»Etwas mit der Familie.«
»In Oz?«
Vor ihrem geistigen Auge sah sie das freudige Bild Delias, wie sie eine Quantas-Maschine bestieg, doch sie vertrieb es rasch wieder; ihr Vater würde sie vermissen.
»Nein«, sagte Michael. »Cumbria.«
Falls Kate schon einmal gehört hatte, dass Delia Verwandte in Großbritannien besaß, so hatte sie es vergessen.
»Ich wollte dir einfach nur sagen, dass ich dich liebe, Kate«, fuhr Michael fort. »Und solltest du irgendwann das Bedürfnis verspüren zu reden – ich bin immer für dich da.«
»Danke, Dad«, sagte Kate. »Im Augenblick bin ich allerdings auf dem Weg nach Caisléan, um dort das Wochenende zu verbringen.«
»Genau das, was du brauchst«, erwiderte Michael.
»Das hoffe ich«, sagte Kate.
»Fahr vorsichtig, Liebling«, bat ihr Vater.
Kate versprach es ihm.
»Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte sie.
»Ich bin dein Vater«, entgegnete er. »Das steht in meiner Jobbeschreibung.«
18. Laurie
Es knallte nicht einmal, sondern zweimal, während Lauries Countdown weiterlief.
Zuerst war ein Rohr im ersten Stock geplatzt, wodurch die halbe Küchendecke eingebrochen und auf die schöne Granitarbeitsplatte und den Marmorboden der Moons gekracht war. Es hatte einen Kurzschluss in der elektrischen Anlage gegeben.Shelly Moon hatte ihre Tochter angefleht, zuhause zu bleiben und zu helfen.
»Ich helfe doch«, sagte Laurie und kehrte die Glassplitter auf. »Und ich werde weiter helfen, sobald ich morgen Abend zurück bin.«
»Du wirst deinen Besuch um eine Woche verschieben müssen.« Shelly war verzweifelt, obwohl Pete die Truppen bereits organisierte, und Dave und Frank aus dem Stall waren auch schon unterwegs.
»Ich kann das nicht verschieben, Mom«, sagte Laurie.
»Es ist ja nicht so, als würde das einen Unterschied für ihn machen«, sagte ihre Mutter.
Laurie richtete sich auf. »Hättest du das jetzt nicht gesagt, hätte ich es vielleicht verschoben.«
»Aber jetzt kommt es nicht mehr infrage, oder?«
»Stimmt«, bestätigte Laurie.
»Du hättest es sowieso nicht getan«, fügte ihre Mutter hinzu, und das Missfallen war ihr deutlich anzusehen.
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Laurie ihr zu.
Der zweite Knall kam, als sie gerade das Haus verlassen wollte, um ein paar Pizzas und Getränke für die Truppen zu organisieren: Ihr Wagen gab den Geist auf.
Der VW Polo hatte sie noch nie im Stich gelassen, und auch an diesem Abend war er beim ersten Mal angesprungen, doch dann, mitten in der Einfahrt, erstarb der Motor und ließ sich nicht mehr zum Leben erwecken.
»Bitte«, sagte Laurie zu dem Wagen. »Tu mir das nicht an.«
Noch ehe sie ausstieg, konnte sie die Reaktion ihrerEltern vorhersagen. Sie war nicht selbst Mitglied im Automobilklub, und ihr Vater würde sich weigern, für sie anzurufen. Und Shelly hatte zwar einen BMW, aber den würde sie ihr bestimmt nicht leihen. Außerdem war es schon so spät, dass Laurie das Doppelte würde bezahlen müssen, sollte sie einen Mechaniker rufen, und das konnte sie sich nicht leisten: Seit zwei Tagen war ihre Kreditkarte am Anschlag, nachdem sie diesen tollen Schal in einem Geschäft im The Oracle gesehen hatte. Sie hatte sofort gewusst, dass Sam der Schal gefallen würde. Zwar war er viel zu teuer gewesen, doch sie hatte ihrem Sohn einfach mal etwas Überteuertes schenken wollen.
Nun blieb ihr also keine andere Wahl, als zu ihrem Vater zu kriechen. Er war mit den Männern in der Küche. Einer von ihnen – Frank – stand auf der Leiter und rief dem Klempner etwas zu, der irgendwo oben war.
»Es tut mir leid, Laurie«, sagte Pete, »aber im Augenblick habe ich wichtigere Probleme.«
»Ich habe nur gedacht, dass vielleicht Dave oder …«
Ihr Vater fiel ihr ins Wort: »Ich hoffe, das war ein Scherz.«
Laurie sah, wie Dave – der für Frank die Taschenlampe
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