Die Rache der Zwerge
gehorchen.
»Seht Ihr? Seht Ihr das?«, jubelte eine zweite Stimme laut. »Oh, habe ich es nicht gesagt, dass Vraccas uns wenigstens einen Helden lässt, um das Geborgene Land vor dem Untergang zu bewahren? Ein Hoch auf Eure Kunst, Lot-Ionan.«
Heller Lichtschein drang zu Tungdil, er blinzelte und sah Rodario, Sirka und Lot-Ionan vor sich. »Wo bin ich?«, krächzte er und hob die Hand, um nach seinem linken Auge zu tasten.
Der Magus hielt sie fest. »Nein, Tungdil. Nicht.«
»Ein Pfeil«, sagte Rodario und zeigte ihm das Geschoss, an dem Blut haftete. »Wir haben ihn aus deinem Kopf gezogen. Lot-Ionan kam gerade noch rechtzeitig, um deinen Tod zu verhindern. Den Göttern gebührt Dank, dass sie dich leben ließen.«
»Aber dein Auge konnte ich nicht retten«, sagte Lot-Ionan bedauernd.
Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück, und Tungdil richtete sich mit der Unterstützung seiner Freunde auf. Er bemerkte, dass er eine Binde quer über dem Gesicht trug, welche die linke Augenhöhle bedeckte. »Vorsichtig, vorsichtig«, warnte ihn Sirka. »Eben noch standest du mit einem Bein vor deinem Gott.« Er befand sich immer noch in der Höhle, in der sich nun geschätzt einhundert Zwerge aufhielten, die sich um die Verwundeten kümmerten. »Wie geht es Ingrimmsch und Goda?«, fragte er und stützte sich auf die Untergründige.
»Wir haben sie zum nächsten Lager schaffen lassen«, teilte ihm Rodario mit.
»Wie es ihnen geht, will ich wissen!«
»Sie leben. Godas Wunde ist nicht lebensgefährlich, aber unseren Freund mit dem heißen Blut hat es übler erwischt. Eure Heiler sagten, sie würden erst in einigen Umläufen sagen können, ob er es überstehen wird.« Rodario hatte seine Heiterkeit verloren. »Niemals hätte ich geglaubt, dass die Elben so etwas tun würden.« Tungdil ballte die Fäuste und nahm das getrocknete Blut auf seiner Haut und der Kleidung wahr. Es konnte nicht alles von ihm stammen. »Nicht die Elben«, verbesserte er, auch wenn es ihm sehr schwer fiel, den Unterschied zu machen. »Die Atär. Esdalän hat mit diesem Irrsinn nichts zu tun.« Er sah die Überreste der Albin. Sie war achtlos neben den Altar geworfen worden, ihr abgeschlagener Kopf lag zwei Schritte neben ihr, das Gesicht wurde von den langen Haaren bedeckt.
Sirka hatte seinen Blick bemerkt. »Das Werk der Elben, bevor sie Bekanntschaft mit dem zweiten Unauslöschlichen machten.« Sie deutete nach links, wo die Leichen der Elben in ihrem Blut lagen. Unter den Toten, die durch glatte, mörderische Schnitte gestorben waren, befand sich auch Rejalin. Die Macht des Diamanten hatte sie nicht gerettet.
»Wir haben die Höhleneingänge sperren lassen, aber ...«
Tungdil winkte ab. »Es ist sinnlos. Er und seine verbliebenen Kinder sind auf dem Weg nach Weyurn.« »Die Quelle? Was sollte er bei der magischen Quelle, wo er doch den Diamanten besitzt?«, wunderte sich Rodario. »Andererseits, wenn er vor uns davonläuft, fehlt ihm wohl der richtige Zauber, um an diese Energie zu gelangen.«
Tungdil vermisste seine Feuerklinge; suchend blickte er sich um und fand sie nirgends. Auch auf seine Nachfrage hin wusste keiner zu sagen, wo die Axt abgeblieben war. Daraus schloss er, dass der Unauslöschliche sie mitgenommen hatte, denn der Tod war mit leeren Händen gegangen. Nun gab es mindestens zwei Gründe, den Unauslöschlichen zu verfolgen.
»Ich weiß, weswegen. Für... die Dritten haben einen Tunnel begonnen, der ins Jenseitige Land führen sollte«, berichtete er. Den Namen des Magisters verschluckte er, weil er Bandilors Behauptungen nach wie vor nicht glaubte. Furgas konnte einfach nicht hinter dem Plan stecken. »Sie wollten heimlich einen Durchgang schaffen, durch den Tions Horden unbemerkt einfallen könnten. Er stand kurz vor seiner Fertigstellung.« Die anderen starrten ihn an; in ihren Blicken standen Verwunderung und ein unausgesprochener Vorwurf, jetzt erst davon zu hören.
»Bandilor hat es mir während des Kampfes erzählt«, erklärte er. »Ich hielt den Tunnel für nicht so wichtig, der Diamant hatte Vorrang.«
»Und woher weißt du, dass der Unauslöschliche ausgerechnet dorthin möchte?« Rodario rieb sich über das Kinnbärtchen. »Ich bin kein Stänkerer, sondern ein äußerst Verwunderter. Haben sie es dir gesagt, bevor sie gegangen sind?«
»Ja«, log er. »Der Unauslöschliche verriet es mir, weil er dachte, ich würde meine Verletzungen nicht überleben. Ich sollte in Verzweiflung sterben.« Er schaute sie entschlossen an. »Sie
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