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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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pressen. Doch als der Leibwächter die Männer herankommen sah, zerrte er Matsui hastig vom Steg in den Fluß und hielt den Kopf seines Herrn über Wasser.
    Ohne sich anmerken zu lassen, ob er Sanos Bitten gehört hatte, zerrte Chūgo seinen Gefangenen über den Steg. Verzweifelt versuchte Sano, die Katastrophe abzuwenden, indem er sich Chūgo in den Weg stellte. Doch der Hauptmann ließ sich nicht zum Zweikampf provozieren, sondern zog Yanagisawa nur fester an sich heran. Der Kammerherr keuchte; seine Hände krampften sich um den Arm Chūgos, und seine Augen waren starr auf die Schwertklinge vor seinem Gesicht gerichtet.
    »Die Waffe weg!« Chūgo blickte Sano scharf an und hieb Yanagisawa das Schwert auf die Lippen. Der Kammerherr schrie, als Blut aus der Schnittwunde quoll und von einem Regenschwall fortgewaschen wurde. »Und jetzt gebt den Weg frei, sonst schneide ich ihn noch einmal.«
    »Tut was er sagt!« flehte Yanagisawa.
    Sano schob sein Schwert in die Scheide. »Chūgo, Ihr …«
    »Verschwindet!«
    Das Gefolge des Kammerherrn stürmte nun an Hirata vorbei und zum Bootssteg. Die Schreie der Männer übertönten den Donner, den Wind und den Regen. Chūgo wirbelte zu der Meute herum, wobei er seinen Gefangenen mit sich riß.
    »Bleibt zurück, oder er ist ein toter Mann.«
    Sano sprang vor und versuchte, Chūgo zu packen, ihm das Schwert aus der Hand zu winden und Yanagisawa zu befreien, doch das Kreischen des Kammerherrn und ein gellender Aufschrei seines Gefolges ließen Sano innehalten. Als Chūgo sich wieder zu Sano umdrehte, stockte diesem vor Entsetzen der Atem.
    Die Klinge hatte Yanagisawas linkes Augenlid aufgeschlitzt. Blut strömte dem Kammerherrn übers Gesicht, das kreidebleich geworden war. Er öffnete und schloß den Mund, doch kein Laut kam hervor. Plötzlich verdrehte er die Augen. Seine Hand löste sich von Chūgos Arm und fiel schlaff herab. Die Knie gaben ihm nach.
    »Ihr dürft ihn nicht verletzen, Chūgo -san . Er ist der Vertreter Eures obersten Herrn.« Mit wachsender Verzweiflung appellierte Sano an den Samurai in Chūgo. »Die Ehre gebietet Euch, ihn zu schützen. Laßt ihn los. Falls Ihr eine Geisel wollt, nehmt mich an seiner Stelle. Hört endlich auf …«
    »Verschwindet. Sofort .« Chūgos barscher Befehl schnitt Sano das Wort ab. Der Hauptmann drückte seinem bewußtlosen, schlaffen Gefangenen die Schwertklinge an die Kehle.
    »Tut was er sagt!« – »Gehorcht ihm!« gellten Schreie aus Yanagisawas Gefolge.
    »Wenn Ihr bei diesem Wetter mit dem Boot hinausfahrt, Chūgo«, sagte Sano, »werdet Ihr und Euer Gefangener sterben. Bitte …«
    Die Worte gefroren Sano auf der Zunge, als er am düsteren, gnadenlosen Blick des Hauptmanns erkannte, daß dieser keinen vernünftigen Argumenten mehr zugänglich war. Es zerriß Sano beinahe das Herz, als er sich geschlagen gab, von der Laufplanke herunterstieg und Chūgo den Weg freigab. Hilflos stand er mit Hirata und den bedrückt schweigenden Männern des Gefolges auf dem Bootssteg und beobachtete, wie Chūgo seinen Gefangenen die Laufplanke hinauf und an Bord zerrte.
    Sano senkte den Kopf. Er hatte versagt. Er hatte den Auftrag des Shōgun nicht erfüllt, und er hatte das Versprechen an seinen Vater nicht gehalten. Der bundori- Mörder entkam, und Sano war für Yanagisawas sicheren Tod verantwortlich – ein Versagen, das eine schwere Bestrafung und immerwährende Schande zur Folge hatte.
    Chūgo hatte sich Yanagisawa derweil wie eine Stoffpuppe über die Schulter gelegt. Nun hieb er mit dem Schwert die Taue des Bootes durch. Langsam trieb es von der Anlegestelle fort. Chūgo schob sein Schwert in die Scheide; dann zog er die Laufplanke ein und machte das Segel los. Der Wind blähte das große, rechteckige Hanftuch, und das Boot schwankte, nahm Fahrt auf und bewegte sich den Fluß hinunter.
    Gnädige Götter! durchfuhr es Sano. Falls es Chūgo gelingt, über den Fluß bis aufs offene Meer zu gelangen … Das leicht gebaute Vergnügungsboot würde den starken Strömungen und dem heftigen Wellengang niemals standhalten. Nicht einmal die erfahrenste Mannschaft hätte es um die tückischen Riffe steuern können, die schon sehr viel größeren und besseren Schiffen zum Verhängnis geworden waren.
    Die Menge strömte über den Gehweg dem davontreibenden Boot hinterher. Yanagisawas Bogenschützen ließen einen Pfeilhagel auf Chūgo niedergehen, der nun am Heck stand, wo er die Taue des geblähten Segels und des Kajütendaches festband. Den

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