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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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starrte. Es war unheimlich. Im Licht der Kerzen schienen ein Auge plötzlich zu blinzeln, eine Wange sich zu verziehen.
    »Ich habe es nicht getan«, sagte Ray.
    Courtenay faßte sich wieder. »Er war es nicht«, sagte sie zu Warren.
    Warren erhob sich, um einen neuen Joint zu holen. »Komm schon. Das mit der Halsstütze war zu offensichtlich. In einem Film würde ich dir das nie durchgehen lassen.«
    »Was ist daran offensichtlich?« fragte Ray.
    »Genausogut hättest du erzählen können, daß du es warst.«
    Hardy paßte genau auf. Ray schüttelte nur den Kopf, nahm den Joint, den Warren ihm reichte.
    Warren fuhr fort: »Jeder wußte, daß sie die Stütze nicht mehr brauchte. Sie ihr anzulegen …« Erklärend wandte er sich an Hardy. »Die ganze Sache fing mit dem anderen Kerl an – Rusty – und mit dieser Versicherung und dem Unfall, wissen Sie?« Er wandte sich wieder zu Weir: »Es ist zu offensichtlich, Ray. Du mußt subtiler werden.«
    Hardy fragte sich, ob Warren Maxines Tod für eine Art Spiel hielt, einen Entwurf für eine Szene. Hardy hatte sie gesehen, nackt und tot, die Halsstütze und das alles, und nichts an ihr war komisch oder sexy gewesen. Aber er hielt den Mund.
    »Er hat es nicht getan«, beharrte Courtenay. »Laß ihn in Ruhe, Warren.«
    »Ich war die ganze Nacht hier«, sagte Ray.
    »Das warst du nicht. Ich war hier. Ich habe auf der Treppe gesessen, ein Sechserpack ausgetrunken und darauf gewartet, daß du nach Hause kommst.«
    Auch in der Dunkelheit konnte Harry sehen, wie Weirs Augen aufgeregt hin und her glitten. »Vielleicht habe ich geschlafen. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Wie viele Leute wissen nicht, was sie in der Nacht gemacht haben, in der ihre Frau starb?«
    »Laß ihn in Ruhe, Warren.«
    »Dann bin ich eben einer von ihnen«, sagte Ray. »Ich weiß nur, daß ich hier war und das Haus nicht verlassen habe. Das habe ich auch der Polizei gesagt.«
    »Die Polizei hat einen anderen festgenommen«, erzählte Courtenay.
    »Die haben keine Ahnung«, sagte Warren.
    Das ganze Gespräch wurde in einem gleichmütigen, fast freundschaftlichen Ton geführt. Der Joint wanderte hin und her. Hardy sah zu, wie die drei sich die Bälle zuwarfen, als sei das Ganze rein hypothetisch. Ihn irritierte vor allem, daß Ray nicht traurig wirkte, obwohl er seine Frau angeblich über ihren Tod hinaus liebte und ihre Leiche noch nicht einmal kalt war und morgen feuerbestattet werden sollte. Kein bißchen traurig.
    Endlich äußerte auch er sich. »Ich kenne den Burschen, den man festgenommen hat. Die wissen schon, was sie tun.«
    Warren atmete hörbar aus und steigerte sich wieder in seine Theorie hinein. »Sehen Sie, Maxine stirbt, Ray ist nicht dort, wo er sagt, legt ihr die Halsstütze an, um seinen Freunden zu zeigen …«
    »Das ist Blödsinn, Warren.«
    Warren winkte ab und fuhr fort: »… um seinen Freunden zu zeigen, was er getan hat, was für ein Mensch er ist … Legt euch nicht mit Ray Weir an, lautet seine Botschaft. Vor allem: Laßt die Finger von seinem Eigentum.«
    Ray stand schwankend auf. »Geht nach Hause«, sagte er. Der gleichmütige Tonfall war verschwunden.
    Warren ignorierte ihn. »Und um all dem die Krone aufzusetzen, bekommt Ray die fünfundachtzigtausend aus der Versicherung allein und kann damit seinen nächsten finanzieren. Wir haben schon darüber gesprochen.«
    »Was willst du erreichen, Warren? Daß Ray verhaftet wird?«
    »Wieso?« Auf einmal klang Warren erschrocken. »Wer soll ihn verhaften?«
    Hardy, der aufgestanden war, stellte fest, daß er plötzlich im Mittelpunkt des Interesses stand. »Ich nicht, Leute. Ich bin kein Bulle. Pfadfinderehrenwort.«
    »Verdammt«, sagte Ray. »Ich habe genug davon. Ich bin müde.«
    »Bekommen Sie tatsächlich fünfundachtzigtausend Dollar?« fragte Hardy.
    Ray zuckte die Schultern. »Maxines Versicherung. Das ist kein Geheimnis.«
    Warren und Courtenay waren ebenfalls aufgestanden. Hardy trat einen Schritt zurück und musterte das Trio. »Wenn Sie so sicher sind«, fragte er Warren, »warum zeigen Sie ihn dann nicht an?«
    Warren ging hinüber zu Ray und legte ihm den Arm um die Schultern. »Seine Freunde zeigt man nicht an, und Ray und ich sind Freunde. Jetzt arbeiten wir auch noch zusammen. Ich möchte einfach, daß er als mein Partner ehrlich zu mir ist, das ist alles.«
    »Ich bin ehrlich«, sagte Ray wimmernd.
    Warren musterte ihn. »Ich liebe dich, Mann, aber ehrlich bist du nicht.«
    Ray warf Courtenay einen flehenden Blick

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