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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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und gibt einen langen, langsamen Seufzer von sich.
    »Nun, das wirst du auch. Ohne Blut, selbst wenn wir noch so viel Fleisch essen, sind wir körperlich ziemlich benachteiligt. Also, bisher haben wir euch nichts davon gesagt, weil wir euch nicht beunruhigen wollten.«
    »Dad, wir sind Mörder! Harper! Sie hat ihn umgebracht. Ich kann’s nicht fassen.«
    »Weißt du«, sagt Peter, »es ist möglich, dass du dein ganzes Leben wie ein normales menschliches Wesen verbringst.«
    Das ist jetzt wirklich ein Witz.
    »Ein normales menschliches Wesen! Ein normales menschliches Wesen! « Rowan muss beinahe lachen, als er das sagt. »Das sich ständig kratzt und niemals schläft und nicht mal zehn Liegestütze hintereinander schafft.« Ihm fällt etwas ein. »Deshalb halten mich in der Schule alle für einen Freak. Sie spüren es, nicht wahr? Irgendwie spüren sie unterbewusst, dass ich hinter ihrem Blut her bin.«
    Rowan lehnt sich zurück und schließt die Augen, während sein Dad mit seiner Einführungslektion über Vampirismus weitermacht. Offensichtlich waren etliche berühmte Leute Vampire. Maler, Poeten, Philosophen. Er zählt auf:
    Homer.
    Ovid.
    Machiavelli.
    Caravaggio.
    Nietzsche.
    So ziemlich alle Romantiker, außer Wordsworth.
    Bram Stoker. (Seine Anti-Vampirismus-Kampagne gehört in seine abstinente Phase.)
    Jimi Hendrix.
    »Und unsterblich sind Vampire auch nicht«, fährt Peter fort, »nur wenn sie sich an eine strenge Blutdiät halten und das Tageslicht meiden, können sie ziemlich alt werden. Man hat von Vampiren gehört, die über zweihundert Jahre alt geworden sind. Und ein paar ganz rigorose täuschen ihren Tod in jungen Jahren vor, wie Byron, der auf dem Schlachtfeld in Griechenland so tat, als hätte er Fußbrand. Diese Vampire legen sich ungefähr alle zehn Jahre eine neue Identität zu.«
    »Byron?« Rowan kann es nicht ändern, irgendwie tröstet ihn dieser Gedanke. Sein Vater nickt, versetzt seinem Sohn einen aufmunternden Klaps mit der Hand aufs Knie. »Er lebt noch, soweit ich weiß. In den Achtzigern bin ich ihm mal begegnet. Er war DJ zusammen mit Thomas de Quincey auf irgendeiner Party in einem Keller auf Ibiza. Don Juan und DJ Opium nannten sie sich. Der Himmel weiß, ob sie das immer noch machen.«
    Rowan sieht seinen Vater an, der ihm lebhafter denn je vorkommt, und entdeckt, dass trotz eifrigen Wischens immer noch ein bisschen Blut an seiner Backe klebt.
    »Trotzdem ist es nicht richtig«, sagt Rowan. »Wir sind Freaks.«
    »Du bist ein intelligenter, nachdenklicher, talentierter junger Mann. Du bist kein Freak. Du hast eine ganze Menge durchgemacht, ohne es zu wissen. Die Sache ist die, Rowan, Blut ist ein Genuss. Es verschafft einem ein Gefühl, das ziemlich süchtig macht. Es ergreift Besitz von dir. Es macht dich sehr stark, du fühlst dich unglaublich mächtig, glaubst, dir würde alles gelingen und du könntest dir die Welt so zurechtlegen, wie sie dir gefällt.«
    Rowan sieht, dass sein Vater vorübergehend weggetreten ist, gebannt von irgendeiner Erinnerung.
    »Dad«, fragt er nervös, »hast du jemals jemanden umgebracht?«
    Peter macht die Frage sichtlich zu schaffen. »Ich habe versucht, es nicht zu tun. Ich habe versucht, mich an Blut zu halten, an das ich auf andere Weise drangekommen bin. Im Krankenhaus zum Beispiel. Du musst wissen, dass die Polizei nie offiziell zugegeben hat, dass es uns gibt, aber es gab Spezialeinheiten. Wahrscheinlich gibt es die immer noch, genau weiß ich es nicht. Wir kannten etliche Leute, die einfach verschwunden sind. Ermordet. Also haben wir versucht, vorsichtig zu sein. Aber menschliches Blut schmeckt frisch am besten, und manchmal war die Gier so stark, und die Gefühle, die es auslöste … Die ›Energie‹, wie man so sagt …« Er sieht Rowan an, seine Augen verraten den Rest der Beichte.
    »So kann man nicht leben«, sagt er mit stiller Trauer in der Stimme. »Deine Mum hatte recht. Sie hat recht. So, wie wir jetzt sind, ist es besser. Auch wenn wir damit früher sterben, auch wenn wir uns meistens ziemlich mies fühlen. Es ist besser, wenn man gut ist. Warte mal kurz, ich will dir was geben.«
    Und er verlässt das Zimmer, um kurz darauf mit einem alten Taschenbuch mit einem schmucklosen grauen Umschlag zurückzukehren. Er reicht es Rowan, der den Titel liest: Handbuch für Abstinenzler.
    »Was ist das?«
    »Es ist hilfreich. Eine Gruppe anonymer Abstinenzler hat es in den Achtzigern geschrieben. Lies es. Alle Antworten stehen da

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