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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Wellengangs. Vor wenigen Wochen hatte es einen schlimmen Sturm gegeben. Eine ganze Flotte war vernichtet worden – ein Vorfall, der durchaus zum Ende ihrer Nachforschungen führen konnte, mit denen das uralte Wissen aus Chersonesus Aurea gerettet und zum erneuten Bau der Goldenen Brücke genutzt werden könnte.
    »Fassen Sie Mut, kleiner Mann«, sagte der Mönch. Sie strich mit ihren Fingerspitzen über Wangs Wangen. »Sie werden gerufen, nicht dorthin geschickt. Das ist der Unterschied zwischen einem Ochsenkarren zum Himmel und einem Streitwagen in die Hölle.«
    Paolina
    Es schien a Murado genauso weit nach oben wie nach unten zu geben. Die Mauer auf ihrer nördlichen Seite zu erklimmen war nicht einmal annähernd so schwierig gewesen. Es schien, dass sich die Wildnis der Südlichen Hemisphäre in der südlichen Seite von a Murado spiegelte.
    »Folge«, hatte der Engel gesagt, bevor er im Nebel verschwunden war. Wem oder was sollte sie folgen? Paolina begann sich zu wünschen, den zerstörten Tempel oben auf der Mauer niemals verlassen zu haben, der sich an das in den Himmel strebende Messing direkt an der Erdumlaufschiene schmiegte. Das Gebäude war ihr fremd erschienen, hatte sie aber ungemein fasziniert, denn das Anwesen begann zwar zu verfallen, war aber noch nicht völlig verwildert. Sie und Ming hätten dort lange bleiben und von den verlassenen Obstgärten leben können, den Hasen und den alten Gärten, in denen zahlreiche wilde Gemüsesorten in kühler und feuchter Umgebung gediehen.
    Doch ihr war klar, dass auch das nichts gebracht hätte. Der eigentliche Grund, warum sie die Mauer überquert hatte, war, den politischen Verwicklungen der Nördlichen Hemisphäre zu entkommen. Sie hatte zu viele Tote auf dem Gewissen. Sie hatte schwierigste Entscheidungen getroffen, und dennoch waren sie gestorben.
    Paolina mochte es noch sosehr versuchen, aber sie würde sich nie wieder solcher Unvernunft hingeben. Einfach die Fähigkeiten und das Wissen auszulöschen, die für eine weitere Taschenuhr notwendig wären, würde die Männer dieser Welt nicht daran hindern, sie in dem Versuch zu verfolgen, ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele zu versklaven.
    Sie kannten keine Grenzen, und damit waren sie nicht allein.
    Einige Menschen aber waren anders. Al-Wazir. Vielleicht dieser chinesische Kapitän, Mings Kommandant, der sie mit ihm weggeschickt hatte.
    Boas, flüsterte unaufgefordert tief in ihrem Kopf eine Stimme.
    »Er ist kein Mensch«, rief sie. Die Worte waren eine Lüge, noch bevor sie sie ausgesprochen hatte – wenn etwas auf den Messingmann zutraf, den sie verloren hatte, dann, dass er ein Mensch war. Nicht, was eine Rasur oder pilinhas betraf. Es lag vielmehr an seiner Form.
    Paolina konnte Boas nicht einfach übergehen.
    Kitchens
    Der Mann des Clans MacGregor folgte Kitchens nicht in das Schlachthaus. Nahezu undurchdringliche Schwärze erwartete den Sonderbeauftragten, der den Raum allein betrat. Tiefdunkle Schatten auf schwarzem Boden drängten sich ihm entgegen, während der Gestank zunahm und das Pochen in seinen Ohren dröhnte.
    Ein schmaler Mann in einem schwarzen Anzug und geflammter Seidenweste stellte sich Kitchens in den Weg. Licht schillerte schwach auf seinem Monokel. Der Mann trug einen Zylinder in einer Hand, als ob er gerade erst einer Kutsche entstiegen wäre.
    »Werden Sie erwartet?«
    »Ja«, lautete Kitchens’ schlichte Antwort. Er fragte sich, wie viele unerwartete Gäste Blenheim Palace aufsuchten; wer schaffte es schon, an all diesen misstrauischen, von ihren eigenen Fähigkeiten als Meister der Verstohlenheit überzeugten Männern vorbeizukommen?
    »Der Sonderbeauftragte. Aus London.«
    Kitchens tippte kurz mit einem Finger an seine Melone und ließ sich vom Gewicht der eingenähten, messerscharf geschliffenen Pennies trösten. Dieser Mann war die erste Person in Blenheim, vor der er Angst hatte. Alle anderen taten hier nur ihre Pflicht, ähnlich wie Kitchens selbst, aber diesen Kerl umgab die Aura von jemandem, der wahrlich gläubig war.
    »Ich bin Dr. Stewart. Bitte hier entlang.«
    Er drehte sich um, den Zylinder weiterhin in seiner Hand, und schlängelte sich zwischen zwei riesigen Blasebälgen hindurch, die im Rhythmus des Pochens knarzten. Vor ihnen arbeitete eine ältere Frau in einem eleganten Kleid vor einer weiteren ungeschlachten Maschine an einem Stück eingerahmten Stoff; ihre Nadel bewegte sich in einem kleinen Lichtkreis regelmäßig vor und zurück.
    Ihre Kaiserliche

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