Die Ratte des Warlords (German Edition)
schnell dieses Ende da sein könnte? Und nicht nur seines. Viel schlimmer – das ihre.
"Wozu?", fragte er kalt. "Du kannst nach Hause, zu deiner Familie, du kannst dein altes Leben wiederhaben. Betrachte das hier als eine Urlaubsromanze oder sowas, hast du bestimmt schon mal erlebt."
Katrin maß ihn mit ihrem Blick von Kopf bis Fuß und presste ihre Hände z usammen. Kepler sah trotzdem, wie sie zitterten. Dann atmete sie tief durch und sprach gefasst, auch wenn sie tief verletzt klang.
"Du bist echt krank. Du tust mir weh, damit du selbst nicht leiden musst."
So hatte Kepler nie gedacht, er hatte es ihr leicht machen wollen. Aber dann erinnerte er sich daran, was er der Nonne gesagt hatte. Es stimmte wohl auch so herum, sich selbst hatte er es auch leicht machen wollen.
Er stand wortlos auf und ging in die Dusche. Er zog sich aus, dann schloss er für einen Moment die Augen und atmete einige Male tief durch. Seine gewohnte Gemütsverfassung kehrte zurück, er straffte sich.
Als er zurückkam, saß Katrin auf ihrem Bett und las in einem Buch, zum wi evielten Mal auch immer. Sie sah ihn an, blickte aber sofort zur Seite, als ihre Blicke sich trafen.
"Du hast Besuch, draußen", sagte sie unbeteiligt.
"Katrin", sagte Kepler auf dem Weg aus der Hütte, HHhh, "in der Dusche ist noch genug Wasser. Dann solltest du packen. Wir fahren kurz nach Sonnenaufgang."
Draußen wartete nicht Kobi, sondern ein andrer Milize, Budi. Er erklärte Ke pler, dass Kobi sich am Tag zuvor den Knöchel verstaucht hatte. Die Männer hatten ausgelost, wer ihn morgen begleiten würde, und Budi hatte gewonnen. Er lachte, als er Kobis vergrämtes Gesicht nachahmte, weil der ihm die MP5 geben musste. Kepler lächelte auch, dann lief er mit Budi auf ein Feld hinaus.
Dort besprachen sie ihre voraussichtliche Vorgehensweise, nachdem Katrin weg sein würde, danach holten sie die Waffen heraus. Den Rest des Tages verbrachten sie mit Schießübungen. Budi war genauso gut mit der MP wie Kobi und er gab sich beim Schießen sichtlich Mühe. Er kopierte sogar Keplers Bewegungen beim Schießen, was Kepler amüsierte.
Dann deutete er auf einen Vogel, der in dreißig Metern Entfernung etwas aus der Erde wühlte. Budi legte sofort an und schoss. Er brauchte zwei Salven, aber Kepler war zufrieden. Seine Männer führten seine Befehle ohne nachzudenken aus. Und Budi hatte zwischendurch angemerkt, dass die Kompanie froh war, dass er endlich das Kommando hatte.
"Jetzt holst du den Mercedes, Sprit und Wasser. Morgen bist du eine Stunde nach Sonnenauf gang bei mir", wies Kepler Budi an, als sie gegen Abend mit den Übungen fertig waren. "Und reinige die Waffe."
An der Hütte verabschiedeten sie sich.
Kepler ging zu seinem Jeep und setzte sich in den Beifahrersitz. Er zündete eine Zigarette an, wartete auf den Sirius und schaute lange den hellen Stern an.
Es war spät, als er in die Hütte ging. Dort war es dunkel und still. Kepler ve rriegelte leise die Tür, ging zu seinem Bett und zog sich aus. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in die Dunkelheit.
Kepler hörte Katrins Atem und roch ihren Duft sehr intensiv. Er zwang sich, ruhig zu atmen und nichts zu denken. Irgendwann hörte er sein Herz schlagen und fing an, die Schläge zu zählen, um einzuschlafen.
Er döste ein und hielt es deswegen für eine Halluzination, als er sah, wie Katrin sich von ihrem Bett erhob, zu seinem kam und davor stehenblieb.
"Dirk, schläfst du?"
Es war also doch keine Halluzination.
"Nein", antwo rtete Kepler maßlos überrascht.
"Hast du Angst um mich?", fragte Katrin leise. "Dass ich sterben kön nte?"
"Nicht , wenn ich da bin", antwortete Kepler.
Katrin zog das Nachthemd aus. Kepler konnte sie nur schemenhaft in der Dunkelheit erkennen, aber so blieb sie ihm für immer im Gedächtnis.
Sie legte sich auf ihn und nahm sein Gesicht in die Hände. Jetzt war sie ganz nah bei ihm, er konnte ihre Augen sehen.
"Es ist unsere letzte Nacht", flüsterte sie, "sei mit mir, wie du noch nie mit einer Frau warst."
Kepler drückte sie an sich. Er roch sie, spürte sie, er nahm sie so i ntensiv wahr wie nie zuvor. Wie er es nie wieder können würde.
43. Kepler wachte wie immer bei Sonnenaufgang auf. Katrin schlief noch. Geräuschlos wusch er sich und putzte die Zähne, danach ging er aus der Hütte.
Es war egal, dass er Katrin mochte. Dass er mehr für sie empfand. Es hatte keinen Sinn, ein anderes Leben konnte er nicht haben,
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