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Die Ratten im Maeuseberg

Die Ratten im Maeuseberg

Titel: Die Ratten im Maeuseberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Entführung...“
    „Hm...“ brummte jetzt ich.
„Machte ‘n ziemlich freien Eindruck.“
    Ich rieb wieder meine
Nierengegend.
    „Zumindest die
Bewegungsfreiheit ihrer Beine war nicht eingeschränkt“, bemerkte Hélène
lächelnd. „Wenn sie aber so gekleidet... oder entkleidet... durch das Quartier
de Plaisance gelaufen ist... Sieh an, ein hübscher Name, finden Sie nicht?“
    „Werd Ferrand fragen, wenn ich
ihn das nächste Mal seh. Wird seine eigene Meinung darüber haben.“
    „Wenn sie also halbnackt rumgelaufen
ist, werden die Flics sie bestimmt bald einkassiert haben. Ich spring mal
schnell runter und hol die neuesten Zeitungen. Vielleicht steht was drin... Nackt
unter einem blutgetränkten Morgenmantel, irrte sie durch die heiße Nacht ...
So eine Überschrift lassen sich unsere Freunde von der Presse nicht entgehen,
wenn sie was Passendes darunterschreiben können.“
    „Darunter? Hm... Darunter waren
hübsche Sachen...“
    Sie wurde rot, stand auf und
rauschte hinaus. Ich blieb alleine mit ihrem Parfüm, meiner Pfeife, meinen
Rückenschmerzen und meinen verworrenen Gedanken.
    Kurz darauf kam Hélène wieder,
im Arm France-Soir, Paris-Presse und Crépuscule. ,Nackt unter einem ...
‘ wär zweifellos ‘ne hübsche Überschrift gewesen, passend für den heißen
Sommertag. Nur konnte ich ihn nirgendwo finden. Eine andere gelungene
Überschrift: Mit durchschnittener Kehle wurde ein Unbekannter in einem
Abbruchhaus im 14. Arrondissement entdeckt. Aber auch die schmückte
keins der drei Blätter.
    „Hm...“ brummte ich, wie so oft
heute morgen. „Komisch, komisch... Finden Sie nicht, Hélène?“
    „Wieso komisch?“ fragte meine
Sekretärin triumphierend. „Ich hab also recht: Die Frau ist in der
Nachbarschaft untergetaucht. Und was die Leiche angeht... Manchmal werden sie
eben nicht sofort gefunden. Ich weiß nicht, was daran so komisch sein soll.“
    „Tja...“
    Ich schnappte mir das Telefon,
wählte die Nummer des Crépuscule und ließ mich mit Marc Covet verbinden,
dem trink- und klatschfreudigen Journalisten. Nach dem üblichen Blabla fragte
ich:
    „Keine Meldung über eine Frau,
die nackt oder so gut wie durch Paris gerannt ist, letzte Nacht?“
    „Ist Ihnen eine weggelaufen?“
fragte mein Freund lachend zurück.
    „So kann man’s auch sagen.“
    „Blond?“
    „Rot.“
    „Um so besser. Feuer im...“
    „Ja, ja, schon gut. Nichts
dabei?“
    „Nein. So was wär mir
aufgefallen, mitten im Sommerloch. Aber sagen Sie... Ist was im Busch?“
    „Vielleicht.“
    „Fällt was für mich dabei ab?“
    „Wie immer. Aber Sie müssen was
dafür tun...“
    „Mein Bestes, wie immer. Wann
und wo?“
    „Letzte
Nacht. Quartier de Plaisance .“
    „Tja dann... Wenn jetzt noch
nichts dabei ist, kommt auch nichts mehr... Quartier de Plaisance... Hm... Kam
sie aus dem Haus?“
    Da hatten wir’s! Ferrands
Leiche war gefunden worden, und mein Freund stellte sofort einen Zusammenhang
her. Ein schlaues Kerlchen, dieser Marc Covet.
    „Aus welchem Haus?“ fragte ich
so teilnahmslos wie möglich.
    „Ach ja, das können Sie ja
nicht unbedingt wissen. Heute nacht ist ein Haus
abgebrannt. Wenn also eine nackte Frau auf der Straße rumläuft und ganz in der
Nähe ein Haus brennt, dann ist man versucht anzunehmen, daß die erstere aus dem
zweiten schnellstens abgehaun ist... Vor allem, wenn die Frau feuerrotes Haar
hat... Messerscharf geschlossen, hm?“
    „Messerscharf ist das richtige
Wort. Aber meine Rothaarige kam aus keinem brennenden Haus.“
    „Ja dann...“
    „Warten Sie! Mir kommt da ‘ne
Idee. Kann sein, daß sie von den Flics aufgegabelt wurde, ihre Familie aber
einen langen Arm hat und die Flics den Fall geheimhalten.“
    „Einen langen Arm? Wie das
Gesetz...“
    „Sie wissen gar nicht, was Sie
da sagen.“
    „Aber im Plaisance?“
    „Möglicherweise kommt sie aus
Kreisen, die nicht im Quartier de Plaisance wohnen.“
    „Das wird ja immer
aufregender!“
    „Könnten Sie mal in Ihrem
Fernschreiber nachsehen, der ständig mit dem Quai des Orfèvres in Verbindung steht? Da müßte der Fall drinsein.“
    „Moment! Bleiben Sie am
Apparat.“
    Nach einer guten Minute meldete
sich Covet wieder.
    „Und?“
    „Fehlanzeige. Wär auch zu schön
gewesen.“
    „Schade. Trotzdem vielen Dank.
Übrigens... Wie war das mit dem Haus?“
    „So ‘ne alte Bruchbude hat
Feuer gefangen, kurz bevor es hell wurde. Bei der Hitze... Kein Wunder! Eine
brennende Zigarette hat die Katastrophe

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