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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bedroht und wollten mich sogar erschießen.«
    Angst hatte er nicht. Sonst hätte er nicht so gut schauspielern können.
    »Ach, habe ich das? Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich habe bei dir geschellt, aber ich wollte mich nur nach einem Nachbarn erkundigen. Für die Waffe besitze ich einen Schein. Ich habe ihn bekommen, das ist alles.«
    Ob er mich anlog, wußte ich nicht. Mir war es egal, ich mußte ihn aus dem Verkehr ziehen, denn dieser Mensch war gewissenlos. Derartige Typen kannte ich. Sie waren völlig abgebrüht, und auch jetzt gab er sich, als hätte er hier Oberwasser.
    »Wenn du schießen willst, Sinclair, mußt du erst eine Hemmschwelle überwinden. Oder hast du schon mal einen Menschen niedergeknallt? Eine Kanone können viele tragen, aber richtig umgehen können damit nur wenige. Das kannst du mir glauben.«
    »Ich kann es.«
    »Hobbyschütze?«
    »Nein, beruflich.«
    Die beiden Worte hatten ihn härter erwischt als alles andere zuvor. Er verlor sichtlich seine Gelassenheit. Ich sah ihm an, welche Vermutungen durch seinen Kopf schössen. Er holte einige Male Luft, sein Gesicht zuckte, und bevor er noch eine Frage stellen konnte, war ich an der Reihe. »Ich bin zwar kein Killer wie Sie, aber ich habe die Waffe schon oft genug eingesetzt. Oder hat Ihnen niemand gesagt, daß Sie es mit einem Polizisten zu tun haben?«
    Der Mann schnalzte mit den Lippen. Er sah plötzlich verärgert aus, und das war kein Schauspiel. Man hatte ihn geschickt und ihn ins kalte Wasser geworfen. Jetzt versuchte er, sich durch Schwimmen an der Oberfläche zu halten. »Polizist?«
    »Sie haben das nicht gewußt? Um genauer zu sein, ich arbeite für Scotland Yard, und ich bin sicher, daß wir Ihren Namen im Computer finden und Sie identifizieren werden.«
    Der Kerl schwieg, weil er an den Neuigkeiten zu knacken hatte. Ich wußte nur nicht, an welchen.
    Auf seiner Stirn zeigten sich die ersten Schweißtropfen. Es war durchaus möglich, daß er sich illegal in der Stadt aufhielt und irgendwelche schmutzigen Jobs übernahm. Es gab zahlreiche Menschen aus dem Balkan, für die der Krieg noch nicht vorbei war. Die boten ihre grausamen Fähigkeiten anderen an. So jemand war auch der Unbekannte vor mir.
    »Für wen arbeiten Sie?« Er hob die Schultern.
    Ich lächelte kalt. »Warum sagen Sie nichts? Es wird herauskommen, so oder so. Sie können nicht…«
    In diesem Augenblick klingelte es. Ich wußte, daß es Shao war, die vorbeischauen wollte, aber ich hatte nicht mehr damit gerechnet.
    Deshalb war ich ein wenig überrascht.
    Der Killer witterte eine Chance.
    Wie vom Katapult abgefeuert, flog er mir entgegen. Er war verdammt schnell, und er flog dabei unter der Schußlinie meiner Waffe her. Ein Mensch wie ein Raubtier, der niemals aufgab.
    Ich schoß.
    Wir prallten trotzdem zusammen. Die Kugel mußte ihn erwischt haben, aber sie hatte den Schwung nicht stoppen können. Ich schaffte es nicht mehr, mich auf den Beinen zu halten. Der Gegner riß mich um.
    Wir landeten am Boden. Warmer Atem zischte über mein Gesicht hinweg. Ich hörte auch das Keuchen und spürte, wie er sich plötzlich nicht mehr rührte.
    Er war schwer geworden. Von mir weg rollte er auf die Seite und blieb liegen.
    Das Klingeln drang wie eine Alarmglocke durch die Wohnung. Shao nahm den Finger nicht mehr weg. Ich rannte zur Tür, öffnete sie und hetzte zurück zu dem Killer.
    Er lag verkrümmt mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Shaos Fragen stoppte ich mit einigen Handbewegungen und kümmerte mich um den Verletzten. Er war verletzt – noch, aber es sah nicht gut aus. Die Kugel hatte ihn in die Brust getroffen. Ich sah zwar kein Blut, aber…
    Mein Kopf explodierte. Plötzlich war ich nicht mehr in der Wohnung, sondern flog durch ein mit Sternen bestücktes All. Ich wußte nicht genau, was geschehen war, aber ich hörte Shao laut rufen, auch einen Fluch bekam ich mit, fand mich auf dem Boden wieder und rollte mich sehr mühsam auf die linke Seite.
    Die Wohnung tanzte vor meinen Augen.
    Keine Mauer stand mehr gerade, alles war in Bewegung. Auch der Teppich hatte sich in ein wogendes Meer verwandelt.
    Über die Wellen hinweg lief der Killer. Er hatte Shao übersprungen – warum übersprungen? – Rannte auf die Tür zu und war dann verschwunden.
    Zurück ließ er einen Mann, der sich selbst verfluchte. Ich war wie vom Blitz getroffen. Ich ärgerte mich wahnsinnig. Ich hätte mich selbst irgendwo hinbeißen können, aber das nutzte alles nichts, ich hatte leider

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