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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurecht. »Es kommt auf mich an, ob ich dich laufen lasse oder nicht. Man hat es nicht gern, wenn jemand seine Finger nach Senta ausstreckt.«
    Man hatte es also nicht gern. Jetzt wußte ich auch, daß er nicht aus eigenem Antrieb handelte. Jemand stand hinter ihm. Er war geschickt worden. Aber wer?
    »Ob man es nun gern hat oder nicht, das ist mir egal. Ich habe es nicht angefangen. Senta hat bei mir angerufen.«
    »Das weiß ich.«
    Ich ging davon aus, daß er oder ein anderer das Gespräch abgehört hatte. Entweder war man ihr auf der Spur, oder aber, sie wollte nicht loslassen. Ich dachte an die Ratten, schaffte es jedoch nicht, die Tiere mit meinem Besucher in eine Verbindung zu bringen. Aber etwas anderes fiel mir ein.
    Senta de Fries hatte von einem Chef gesprochen, dem auch ihr Wagen gehört haben mußte. Einen Luxusschlitten wie diesen BMW konnte sie sich wohl nicht leisten. Doch die Zeiten sind vorbei, wo man von der Größe des Wagens auf die Einkommens- oder Vermögensverhältnisse der Menschen schließen konnte.
    Dieser Chef saß sicherlich nicht vor mir, und deshalb fragte ich: »Wer hat Sie zu mir geschickt? Sentas Boß?«
    Er schwieg.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Weil ich hier die Fragen stelle, und ich entscheide, ob ich dich umlege oder nicht. Ich tendiere zur ersten Möglichkeit, denn du bist mir zu verschlossen, Sinclair. Man hat es nicht gern, wenn man sich um Senta kümmert. Sie soll ihren eigenen Weg gehen und sich von keinem anderen ablenken lassen. Du kommst mir vor, als wolltest du den Kavalier spielen, das wird dir nicht gelingen, und das lasse ich auch nicht zu.« Es war eine indirekte Morddrohung, und er wandelte sie in eine direkte um, als er in die Tasche griff und einen Schalldämpfer hervorholte, den er auf den Lauf schrauben würde.
    Das war verrückt. Er hatte sich schlecht informiert.
    Wahrscheinlich wußte er nicht, welchem Beruf ich nachging. Zudem hatte er mich auch nicht auf Waffen untersucht, und das konnte mein Vorteil sein. Er hatte mich einmal überrascht. Diesmal war ich an der Reihe, ihn zu überraschen.
    Wie fit war ich? Viel kam darauf an. Ich war sicherlich nicht top. Zudem hatte ich es mit einem Profi zu tun, aber ich dachte an das Moment der Überraschung.
    Der Killer ließ mich nicht aus den Augen. Nur mußte er den Schalldämpfer aufschrauben. Dazu bewegte er die Pistole aus ihrer ursprünglichen Richtung. Er tat es langsam. Jede Bewegung glich bereits einer Drohung. Mir traute er nicht viel zu. Der Beruf stand ja nicht auf dem Klingelschild, und danach erkundigt schien er sich auch nicht zu haben.
    Die Mündung zeigte gegen die Decke.
    Es war meine Chance, und ich griff ein.
    Mir flog die Beretta zwar nicht in die Hand, aber diesen Griff hatte ich schon geübt, auch wenn ich auf dem Boden saß, und dieser abgebrühte Killer wurde tatsächlich überrascht. Er hockte plötzlich da und wußte nicht, wohin er schielen sollte. Auf seine Waffe oder auf meine.
    »Laß sie fallen«, flüsterte ich. »Laß sie nur schnell fallen. Das ist jetzt mein Spiel.«
    Die Pistole mit dem Schalldämpfer bewegte sich. Es gibt Leute, die können ihre Waffe blitzschnell herumdrehen und sofort schießen. Dieser Mann gehörte nicht zu den Kunstschützen. Er ließ sie aus seinen Fingern rutschen, und ich atmete zunächst einmal auf, als die Pistole zu Boden prallte.
    Dann stand ich auf. Sehr schnell, so daß der andere es nicht schaffte, sich neu zu orientieren. Er hockte auf seinem Stuhl. In seinem Gesicht hatte sich nichts verändert. Möglicherweise schauten seine Augen jetzt wissender.
    »Okay, jetzt bin ich es, der die Fragen stellt.« Ich hielt ihn aus der Distanz unter Kontrolle und erklärte ihm noch, daß ich die Beretta nicht aus Zufall bei mir trug.
    »Das sehe ich.«
    »Dann sind wir ja klar. Eine Frage am Anfang: Was wollten Sie von mir? Warum ich? Nur weil ich einen lockeren Kontakt zu Senta de Fries gehalten habe?«
    »Ich kann es nicht sagen.« Er zeigte sich störrisch. »Ich bin gekommen, um Antworten zu bekommen.«
    »Und um zu töten, nicht?«
    Er hob die Schultern.
    »Sie haben sicherlich auch einen Namen!«
    »Vergessen.«
    Ich ließ mich nicht provozieren und fragte weiter: »Da ich kaum glaube, daß Sie aus eigenem Antrieb hier erschienen sind, will ich wissen, wer Sie geschickt hat.«
    »Vergessen.«
    »Was haben Sie mit Senta de Fries zu tun?«
    »Wer ist das?«
    »Gut, Sie wissen von nichts. Ich hätte es mir denken können. Aber Sie haben mich mit der Waffe

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