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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Eingreifens enthalten werden.«
    Ihr Tonfall verriet Wut über ihre Hilflosigkeit. Der König sah sie streng an.
    »Wenn du diese Tragödie nicht gewollt hast, hättest du sie nicht provozieren sollen. Man bedient sich keiner Waffe, die man nicht beherrscht.«
    Seine Lage gestattete ihm eine solche Bemerkung nicht. Überdies wusste er, dass er sich die Wahrheit nicht eingestand: Er hatte sehr wohl gespürt, dass die junge Frau aufrichtig versucht hatte, den Mann zu retten. Er nutzte ihre Jugend aus.
    Elea empfand die Bemerkung wie eine Ohrfeige. Joran hätte es nicht besser sagen können. Aber diesmal war ihr Vater derjenige, der ihr eine Moralpredigt hielt. Sie sagte nichts, sondern senkte den Kopf wie ein Kind. Die junge Frau biss sich auf die Lippen und ließ ihre wilde Amalyse über die Bodenplatten auf den Thron zugleiten.
    Der Hofstaat war entsetzt. Der junge Page wollte sich mutig vor seinen Herrscher stellen, aber der König stieß ihn beiseite. Er wollte nicht zurückweichen. Der Mund stand ihm in seinem braunen Bart halb offen, aber seine Augen waren auf das junge Mädchen gerichtet, um das Vorrücken der Pflanze nicht mitanzusehen.
    Als die Amalyse am Fuße der Treppe angekommen war, spaltete sie sich in zwei Hälften und drang zwischen die Adligen, die sich links von Seiner Majestät drängten. Unter Entsetzensschreien wichen sie vor der Pflanze zurück, denn sie fürchteten, die nächsten Opfer zu werden. Aber die Pflanze setzte ihren Weg fort, als hätte sie ein bestimmtes Ziel. Der kleine, angriffslustige Baron, der sich in die Gruppe geflüchtet hatte, drückte sich an eine Glastür des Balkons. Die Amalyse kam auf ihn zu. Mit der Hand suchte er fieberhaft nach einem Türgriff, aber seine Furcht hinderte ihn daran, seine Bewegungen zu kontrollieren. Als ihm die Amalyse auf den Fuß stieg, schrie er und begann zu weinen:
    »In den Kerkern des Westflügels! Die Kinder aus Eade sind in den Kerkern des Westflügels!«
    Bei dieser Enthüllung eilten Virgine, Ophelia und Erwan an Eleas Seite.
    »Nehmt ihn mit, und geht so schnell wie möglich!«, sagte sie zu ihnen und übergab Virgine einen Teil ihrer Amalysen und ihre Geisel.
    Während sie den Adligen hinausführten, der ganz aufgelöst darüber war, sich verraten zu haben, wandte Elea sich brüsk dem König zu.
    »Ihr sperrt Kinder in Kerkern ein, um ihnen neue Eltern zu suchen?«
    Der König war fassungslos.
    »Korta hatte nie die Absicht«, zischte Elea verächtlich.
    Dem König versagte die Stimme, und seine einzige Reaktion bestand darin, sich hinzusetzen. Auf seiner eigenen Burg wurden Kinder gemartert! Er sank in sich zusammen. Es musste eine Erklärung dafür geben!
    Hinter dem Thron glitt eine Amalyse still die Wandbespannung hinauf. Sie war ein Überrest derjenigen, die den hasserfüllten Adligen wiedergefunden hatte. Bei dem Geschrei, den Tränen und dem ganzen Aufruhr war sie heimlich Eleas Kontrolle entkommen und war auf der Suche nach etwas anderem. Die Süße des Gesangs hatte ihr nicht genügt – sie wünschte sich mehr davon. Aber während des Tanzes hatte sie die Gegenwart des Mannes gespürt, der sie vor ein paar Tagen weiß gemacht hatte. Sie näherte sich Andin.
    Er hielt sich um Prinzessin Elines willen immer noch im Hintergrund. Erwan hatte ihn beim Hinausgehen bemerkt, aber nichts gesagt. Der junge Mann fühlte sich nicht unbehaglich. Er hatte keine Angst mehr um die Prinzessin, denn er hatte verstanden, worum Victoria kämpfte, und billigte ihre Handlungsweise. Aber er war nicht an ihrer Stelle.
    In einer ziellosen Geste legte er die Hand auf die Wandbespannung hinter sich – und spürte eine Liebkosung zwischen seinen Fingern hindurchgleiten. Überrascht zuckte er zusammen und zog die Hand zurück, wobei er die Amalyse auf dem Handgelenk mitnahm. Andin empfand keine Furcht – sie war durchsichtig – , aber seine plötzliche Bewegung sorgte dafür, dass Eline sich umdrehte. Er legte sich den Finger auf den Mund, um ihr zu bedeuten zu schweigen, aber sie hatten schon Mistras und Victorias Aufmerksamkeit erregt.
    Letztere ging näher heran, um herauszufinden, wer sich hinter ihrer Schwester versteckte. Ihr fiel auf, dass die Haare der Person bernsteinfarben waren. Sie stieg die Stufen empor und zog an den Knöcheln das zarte Netz der wilden Amalyse mit, während sie fürchtete, das Richtige zu vermuten.
    Eline wich vor dem ausdruckslosen, geheimnisvoll maskierten Gesicht beiseite. Enttarnt wagte Andin es nicht, den Blick zu

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