Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
die selbst sie sich nicht auflehnen können. Und das trifft auf jeden Hochgeist zu, ganz gleich, welche Welt in seinen Verantwortungsbereich fällt. Bei uns sind das die Drei Feen des Ostens und der Hexergeist Ibbak.«
»Ihr scheint Euch mit dem Thema auszukennen«, bemerkte der Herrscher.
»Seit vielen Jahren stelle ich Nachforschungen über die Gottheiten der verschiedenen Welten an. Ich weiß genau über das Ausmaß ihrer Kräfte Bescheid, auch über ihre Hierarchie, da ich schließlich im Verbotenen Wald einen Niedergeist spielen soll.«
»Also wisst Ihr ungeheuer viel über Theologie«, spottete der König.
»Nur so viel wie ein Ungeheuer, das genügt. Ich habe mit allen möglichen Gottheiten zu tun gehabt, sogar mit solchen, deren Namen Eure Majestät nicht einmal vor den eigenen Kindern erwähnen würde.«
Der Herrscher von Pandema war über Jorans Aussagen verstört, umso mehr, da dieser sich wenig Gedanken über ihre Tragweite zu machen schien. Er behielt seine Katzengestalt bei, zusammengerollt auf den Knien der blonden Prinzessin, und schnurrte aufs Schönste unter ihren Liebkosungen. Niemand konnte verstehen, dass er sich bis in die Krallenspitzen als Katze fühlte. Wie hätte er denn– so in die orangefarbene Seide von Elisas weiten Ärmel gehüllt und auf dem Goldschleier ihres Rocks ausgestreckt– auch widerstehen können? Doch alle glaubten, dass die junge Prinzessin trotz ihrer sorgenvollen Miene einfach zu töricht sei, sich nicht vor dem Wesen zu fürchten, das in dem niedlichen Geschöpf steckte, das sie so mochte.
»Jetzt, da alle auf dem Laufenden über die Wichtigkeit unseres Vorgehens sind, könnten wir vielleicht zu den Bedingungen übergehen, unter denen wir es in die Tat umsetzen können«, bemerkte Joran und entzog sich den Fingern der Prinzessin, bevor er seine Natur vergessen konnte. »Es wäre vielleicht an der Zeit, Landkarten und Pläne auf den Tisch zu bringen.«
Er machte einen Buckel und streckte sich dann. Seine Bewegung und seine Munterkeit weckten die Versammlung auf, und alle schienen die theologischen Andeutungen des sonderbaren Tiers zu vergessen– alle bis auf Frederik von Pandema, der einen Moment lang stumm blieb, während die Landkarten ausgebreitet wurden und alle sich darum scharten. Er beobachtete Joran, der sich mit einer beinahe automatischen Bewegung mit der Hinterpfote am Ohr kratzte, während er zugleich kühl seine Meinung zu jeder Überlegung äußerte. Es kam dem Herrscher so vor, als ob Joran sich nicht nur mit der Theologie der Welten auskannte, sondern über beinahe alles Wissen verfügte. Der Kerzenschein umspielte den geheimnisvollen schwarzen Kater. Hinter ihm zeigten die Wandteppiche eine kriegerische Vergangenheit voller Schiffe und Armeen, die wunderbar zu seinem stolzen Auftreten passte. Wer war er?
Frederik hätte es gern gewusst, aber tief in seinem Innersten fürchtete er sich vor der Antwort. Trotz all seiner Abneigung begann er einen gewissen Respekt für das Katzentier auf dem Tisch zu empfinden. Gelegentlich wirkte Joran gleichgültig, war dann aber wieder ganz bei der Sache.
»Wie Thalan uns mitteilt, hat Korta bisher noch keinen einzigen Angriff geführt. Ich bezweifle, dass er noch einen Krieg gegen die Große Ebene entfesselt«, sagte Joran gerade. »Das würde jetzt nicht mehr viel nützen.«
»Vielleicht weiß er noch nicht darüber Bescheid, dass wir hier sind?«, bemerkte Prinz Philip.
»Doch, er ist in Besitz eines Briefs, den Euer Bruder Cedric an mich geschrieben hat und der alle Einzelheiten über Eure Ankunft enthielt.«
»Kortas Untätigkeit ist also nicht normal«, setzte Philip neu an.
»Vielleicht ist es ihm lieber, uns auf seinem eigenen Grund zum Kampf zu stellen«, vermutete Joran. »Ich werde hin und her pendeln, wenn Euch das beruhigt. Von Orilen an wird es gefährlicher.«
»Die Dorfbewohner werden zu ihren Familien zurückkehren«, erklärte Eline. »Ich will nicht das Risiko eingehen, dass die Große Ebene angegriffen wird, während wir in der Nähe der Burg sind. Sie sind uns bis hierher gefolgt, um zu verhindern, dass wir in den Hügeln, die sie wie ihre Westentasche kennen, in einen Hinterhalt geraten. Aber hinter Orilen ist ihre Anwesenheit nicht mehr vonnöten.«
»Wir dürfen uns nicht in die Zange nehmen lassen.«
Und die Durchquerung von Etel? Die Stadt versprach, ein abenteuerlicher Wegabschnitt zu werden, aber die Tatsache, dass sie innerhalb der Mauern Verbündete hatten, würde das
Weitere Kostenlose Bücher