Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
wenden. Er verfolgte jeden noch so kleinen Flügelschlag, bis sie auf einem Felsvorsprung landeten. Hinter ihnen schien eine Sperrkette aus Männern aus dem Boden hervorzuwachsen, um die Grenze zu markieren. Sie waren alle bewaffnet, aber keine Soldaten. Ausgerüstet mit Kettenhemden oder behelfsmäßigen Waffenröcken in allen möglichen Farben bildeten sie eine seltsame Armee, in der nur eine Form von Disziplin herrschte: blinder Gehorsam der schwarz gekleideten jungen Frau gegenüber, die auf dem Felsen stand.
Die Männer aus Pandema wurden langsamer; das Klirren der Rüstungen breitete sich entlang der Kolonne aus. Die Pferde machten Platz, um ein Ehrenspalier für die königliche Kutsche zu bilden.
Elea rührte sich nicht, obwohl sie höchst aufgeregt war, seit sie Andins Kopf aus dem Fenster hatte hervorragen sehen. Er war so lange weg gewesen! Sie beugte sich mühsam dem Protokoll, auf dem Frederik von Pandema anscheinend beharren wollte. So wartete sie mehr schlecht als recht ab, bis einer der kräftigsten Männer aus seinem Gefolge, die allesamt von Kopf bis Fuß in prächtig glänzende Stahlrüstungen gehüllt waren, einige Schritte von ihrem Felsen entfernt eine grüne Standarte mit dem Wappen von Pandema aufpflanzte. Mit einer Handbewegung ließ sie mithilfe ihres Füllhorns die himmelblaue Fahne von Leiland erscheinen und warf sie Sten zu. Es kostete den Riesen aus Ize ein Lächeln, sein Barett zurechtzuschieben und dieselben Schritte auszuführen, um die Fahne neben der von Pandema aufzustellen. Ein Windstoß sorgte dafür, dass der azurblaue Stoff mit den silbernen Monden sich um die drei goldenen Sterne auf grünem Grund schlang.
Elea erschauerte, als sich der Kutschenschlag öffnete, aber Frederik von Pandema stieg als Einziger aus. Elea glitt von ihrem Felsen zu Boden und schritt durch ihre Männer hindurch bis zu den Flaggen. Im Vorübergehen tätschelte sie ihrem Rappen den Hals.
Obwohl sie immer wieder verstohlen zur Kutsche hinübersah, um einen Blick auf Andin zu erhaschen, musterte sie mit Interesse den König, der auf sie zukam. Sie erinnerte sich nur noch sehr verschwommen an ihn. Der schöne, blonde Bart, den Frederik erst seit wenigen Jahren trug, verhinderte, dass sie ihn wiedererkannte. Stickereien aus Goldfäden bedeckten die Schultern und Ärmel seines Purpurmantels. Sie fand, dass er ein schöner Mann war. Vielleicht nicht so groß wie ihr Vater, aber auch weniger beleibt.
»Majestät«, sagte sie nüchtern und neigte den Kopf.
Ihre braungoldenen Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, glitten ihr über eine Schulter. Sie war immer noch hübsch und natürlich. Für Frederik hatte die Vergangenheit ihre Versprechen mehr als eingelöst. Jetzt verstand er die Gefühle seines jüngsten Sohns. Es schien ihm erst einmal die Sprache verschlagen zu haben: Er hatte nicht damit gerechnet, ihr so bald zu begegnen, und wusste nicht, wie er sie anreden sollte.
»Mein Fräulein«, antwortete er schließlich einfach mit derselben Kopfbewegung wie die Rebellin.
Sie schenkte ihm ein reizendes Lächeln, und der König bemerkte die Sterne, die in ihren Augen funkelten.
»Nennt mich Elea, Euer Majestät. Das ist einfacher. Ich habe vor kurzem meinen Vornamen wieder angenommen und höre ihn gern.«
Wie zur Antwort auf ihre Bitte schrie einer der hinter ihr postierten Männer ihren Namen. Elea wirbelte herum.
»Ceban!«
Sie schien nicht wirklich wütend auf den dreisten jungen Kerl zu sein, der sich ins Fäustchen lachte. Zur Antwort setzte er ein äußerst törichtes Lächeln auf:
»Ich wollte dir doch nur einen Gefallen tun, Elea.«
Sie sah ihn schief an und drehte sich wieder zu Frederik um.
»Vergebt die übergroße Begeisterung einiger meiner Gefährten, Majestät. Keiner von ihnen ist allzu vertraut mit der Etikette. Unser König ist tot, und das Volk befindet sich im Aufstand gegen die angemaßte Macht eines Herzogs. Die Prinzessinnen dieses Königreichs sind an unserer Seite, und jedes Ereignis, das ihnen helfen könnte, ihren Thron zurückzuerlangen, versetzt uns in große Freude. Ihr habt eine Armee mitgebracht, aber ohne meine Zustimmung werdet Ihr die Große Ebene nicht durchqueren können, um zur Königsburg zu gelangen, ja, Ihr werdet noch nicht einmal über die Grenze kommen.«
»Muss ich annehmen, dass Ihr mir untersagen werdet, dieses Land zu betreten?«
»Nein, Majestät«, entgegnete sie lächelnd. »Der einzige Widerstand, mit dem Ihr rechnen müsst, ist der
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