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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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rechtzeitig die Festung erreicht hatten, gehörten jetzt auch zu den Eingeschlossenen.
    Dank der Mitwirkung der Großmächte waren große Teile des Landes wieder befreit und die Akropolis immer noch nicht von den türkischen Belagerern eingenommen, als Mando im März 1827 eine bestürzende Entdeckung machte: Sie war schwanger.
    Sie vertraute sich Vassiliki an und die Dienerin setzte alle die ihr bekannten Mittel ein, um die Schwangerschaft abzubrechen. Mando wurde schlecht von den vielen Kräutern, aber sie blieb schwanger.
    »Das ist eine sehr starke Seele«, bemerkte Vassiliki verzweifelt, »es gibt jetzt nur noch eines, aber das ist auch für dich nicht ungefährlich.«
    Mando schüttelte vehement den Kopf. »Ich kann keine so starke Seele vernichten«, sagte sie und dachte, es ist die Frucht meiner Liebe, sie soll leben.
    Ihr fiel der kleine Jorgo ein, jener Losverkäufer in Lakka, der das Ergebnis einer Beziehung zwischen Verwandten sein sollte. Fast jeden Tag ging sie jetzt zu ihm hin, kaufte ein Los und sah ihn sich dabei genau an. Er hatte schräge Augen, einen ständig offen stehenden Mund, konnte nur mühsam reden und bewegte sich tapsig. Trotzdem war etwas um ihn, was Mando gefiel, und erst nach Tagen konnte sie die richtigen Worte dafür finden.
    »Er strahlt Liebe aus«, sagte sie zu Vassiliki, »das ist schon etwas sehr Kostbares. Heute hat er meinen Arm gestreichelt und als ich ihn angelächelt habe, hat er ganz fröhlich gegrunzt und mich plötzlich auf die Wange geküsst.«
    »Das würdest du dir auch nur von einem Idioten gefallen lassen«, gab Vassiliki zurück und Mando musste betroffen zugeben, dass sie Recht hatte.
    »Weil ich weiß, dass ich von diesem Jungen nichts zu fürchten habe«, sagte sie. »Von welchem Menschen kann man so was noch sagen!«
    Zum Beispiel nicht von Dimitri Ypsilanti.
    »Fahr hin«, drängte Vassiliki, »sag ihm, dass du geläutert bist und es noch einmal mit ihm versuchen willst. Und, mein Kind, lege dich um Himmels willen so schnell wie möglich auf sein Lager. Du darfst keinen Tag mehr warten, sonst nimmt er dir später unmöglich ab, dass dieses Kind eine Frühgeburt sein wird.«
    Mando, die Marcus nichts von der Schwangerschaft verraten hatte, teilte ihm mit, sie werde nach Nauplia reisen, um Dimitri den grünen Kasten wieder abzunehmen.
    »Da hast du dir einen schlauen Zeitpunkt ausgedacht«, lachte er. »Die Vertreter der Nation werden sich in wenigen Tagen in Trezene versammeln und entscheiden, wem sie die oberste Entscheidungsgewalt geben werden. Man munkelt, dass Kapodistrias der einzige Kandidat ist.«
    »Das wäre ein kluger Zug«, sagte sie und hoffte, dass dem Mann, der ihr brieflich so viele gute Ratschläge erteilt hatte, dieses Amt auch wirklich übertragen werden würde.
    »Wann reisen wir?«, wollte Marcus wissen.
    »Ich nehme nur Vassiliki mit.«
    »Mando, seitdem Russland der Türkei den Krieg erklärt hat, ist das Reisen zwar etwas sicherer geworden, aber immer noch viel zu gefährlich für zwei Frauen allein.«
    Marcus durfte auf keinen Fall mitkommen und wie immer setzte sie ihren Kopf durch.
    Jaja machte große Augen, als sie Mando und Vassiliki vor der Haustür erkannte. Die alte Frau hatte sich schon über die Verlobungssitten bei den feineren Herrschaften gewundert. In ihren Kreisen wäre es unmöglich gewesen, dass sich eine Verlobte anderthalb Jahre von ihrem Zukünftigen fern hielt. Andererseits wusste sie, dass sowohl Ypsilanti als auch Mando im Auftrag der Revolution große Aufgaben verrichteten, und da dies alles höchst geheim war, mochten für dieses Paar Sonderregeln gelten.
    Mando war dankbar Dimitri nicht zu Hause anzutreffen und richtete sich in ihrem alten Schlafzimmer wieder häuslich ein.
    »Du darfst keine Nacht versäumen!«, schärfte ihr Vassiliki ein, als sie ihre Pritsche im Ankleidezimmer nebenan aufbaute.
    »Am besten du legst dich gleich in sein Bett!«
    Als Mando wieder an das dachte, was dort geschehen war, wäre sie am liebsten sofort abgereist. Sie wusste, dass Ypsilanti es ihr nicht leicht machen würde, und obwohl sie normalerweise nicht von Selbstzweifeln geplagt war, fürchtete sie, mit ihrem letzten Auftritt alles verdorben zu haben. Wenn sie Hera war, dann war er Zeus, und dessen Rache hatte bekanntlich fürchterliche Folgen. Bei Dimitri konnte sie nicht allein auf ihren Charme zählen, sondern musste sich schon einen plausiblen Grund für ihre Rückkehr einfallen lassen. Alles andere würde seinen

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