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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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selbst will.«
    »Ganz Diplomat«, schmunzelte Pappas Mavros, »davon können wir in der Hetärie nicht genug haben.«
    Auf seine Frage, wer auf Mykonos noch dem Geheimbund angehöre, nannte der Pope Marcus Mavrojenous und schlug vor den jungen Mann sofort aufzusuchen.
    Mando fand Tinos entsetzlich langweilig, und das lag vor allem daran, dass jetzt nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihre Schwester versuchte, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken. Irini ging dabei viel klüger zu Werke als Zakarati. Wenn Mando das Haus verlassen wollte, gab es immer irgendeine Aufgabe, die die inzwischen hochschwangere Schwester nicht erledigen konnte. Nur zu ihrem Unterricht bei Pappas Mavros durfte sie ungehindert gehen, und so kam es, dass das Haus des Popen sehr bald so etwas wie Freiheit für sie symbolisierte. Dies umso mehr, als der Onkel den Unterricht nicht immer zwischen den vier Wänden abhielt. Er zeigte ihr das Heiligtum des Poseidon und kletterte einmal mit ihr auf einen Berg, um ihr den Felsen von Exoburgo zu zeigen.
    »Dank dieser Akropolis überstand Tinos mehr als zehn organisierte Angriffe der Türken. Sogar der berüchtigte Pirat Chaireddin Barbarossa schaffte es nicht, die Insel zu erobern. Man nannte Tinos die Rose unter den Dornen, weil es die letzte griechisch-venezianische Insel unseres Landes war«, erklärte er.
    »Wieso fiel Tinos trotzdem?«, erkundigte sie sich. Sie blickte auf den kahlen Felsen. »Und wo ist überhaupt die Akropolis?«
    »Tinos kam erst vor hundert Jahren unter türkische Herrschaft, und das völlig unnötigerweise. Der damalige Proveditore Bernardo Balbi ergab sich dem Kapudan Pascha, als dieser mit fünfundvierzig Schiffen die Insel angriff. Man vermutet, dass Balbi entweder feige war oder bestochen wurde, aber er entging seiner gerechten Strafe nicht und wurde von den Venezianern geköpft …«
    »Hätte man denn gegen so viele Schiffe etwas ausrichten können?«
    Pappas Mavros warf Mando einen seltsamen Blick zu.
    »Es kommt nicht auf die Zahl an, sondern auf die Strategie«, sagte er, ein Satz, an den sich Mando viele Jahre später immer wieder erinnern würde.
    »Und die Festung?«, fragte sie. »Was ist damit geschehen?«
    »Die Türken haben sie auf der Stelle schleifen lassen. Außerdem haben sie 200 römisch-katholische Familien nach Nordafrika verschleppt – Tinos zählte damals ungefähr 15.000 Einwohner.«
    »Was das Leben sicher spannender machte, als es heute ist«, seufzte sie und setzte schnell hinzu, »… in Friedenszeiten, natürlich.«
    Mit einem großen weißen Taschentuch wischte Pappas Mavros den Staub von einem glatten Felsbrocken und lud Mando ein sich zu setzen.
    »Du bist nicht glücklich hier?«
    »Außerordentlich glücklich«, gab sie bitter zurück, »ich darf meine Schwester bedienen, wunderschöne Deckchen sticken, mir den Kopf über das Menü des nächsten Tages zerbrechen – das ist eine wirkliche Herausforderung – und mit meiner Mutter jeden Abend vierhändig am Klavier spielen, um meinen Schwager Antonis zu unterhalten. Und wenn erst das Kleine kommt, dann darf ich als liebende Tante ihm sicherlich Lieder vorsingen! Was kann sich der Mensch mehr wünschen?«
    »Und was willst du wirklich?«
    »Etwas Sinnvolles tun!«
    »Heiraten?«
    »Dann könnte ich zumindest andere herumkommandieren. Und wenn ich einen Sohn kriege, könnte ich später meiner Schwiegertochter das Leben schwer machen.«
    Erst auf Tinos hatte Mando begriffen, weshalb Irini so darauf gedrängt hatte, dass sie mit ihrer Mutter auf die Insel zog. Ihre Schwester brauchte Verbündete im endlosen Streit mit Antonis Mutter, die im Nebenhaus wohnte, jeden Tag mehrmals bei Irini auftauchte und ihr Anweisungen gab, wie sie ihren Haushalt zu führen, ihren Mann zu behandeln und sich in der Dorfgemeinschaft zu betragen habe. Mehr als einmal hatte Mando Irini in Tränen aufgelöst vorgefunden.
    »Schick die alte Hexe zur Hölle«, hatte sie ihrer Schwester geraten. Irini wäre dieser Empfehlung gern gefolgt, aber sie hatte Angst, dass es zum Bruch mit ihrem Mann kommen könnte. Die Schwiegermutter war in Gegenwart ihres Mannes zuckersüß zu ihr und Antonis hätte ihr nie abgenommen, dass seine Mutter sie in seiner Abwesenheit terrorisierte.
    »Wenn ich heirate, nur einen Mann ohne Mutter«, sagte Mando jetzt zu ihrem Onkel.
    »Die Mutter von Jakinthos lebt auf Hydra«, warf der Pope ein.
    »Das macht ihn zu einem interessanten Kandidaten«, erwiderte Mando trocken.
    Seit ihrer

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