Die Rebellion
Burschen?«
»Unglücklicherweise, ja. Das ist Razor, ein ehemaliger Investigator. Er hat in den Diensten des Wolf-Clans gestanden, als
Killerschoßhund und um die anderen Clans einzuschüchtern,
aber nachdem die Wolfs gestürzt worden sind und er jetzt diesen vollkommen geschmacklosen Kimono trägt, vermute ich,
daß er inzwischen eine ähnliche Position bei den Chojiros bekleidet. Wenn Ihr einer Religionsgemeinschaft anhängt, dann
ist jetzt der Zeitpunkt für ein paar Gebete gekommen, Hazel.«
»Er scheint keine Pistolen zu tragen. Warum erschießen wir
ihn nicht einfach aus sicherer Entfernung?«
»Erstens, weil er ganz ohne Zweifel einen Schild besitzt, und
zweitens, weil wir ihn damit wirklich wütend machen würden.«
Hazel steckte ihre Pistolen weg und zog das Schwert. »Dann
machen wir uns eben die Hände schmutzig.«
»Hazel, das ist ein Investigator! Eine Mordmaschine. Das beste mit jeder Waffe, die Euch einfällt!«
»Also schön. Was schlägst du vor?«
»Ich würde sagen, wir geben auf – aber ein Investigator
macht keine Gefangenen. Also werden wir wohl oder übel
kämpfen müssen. So eine verdammte Scheiße! «
»Jetzt hör endlich auf damit, Todtsteltzer! Er ist nur ein
Mann! Ich werde ihn zuerst angreifen.«
»Nein, Hazel. Das werdet Ihr nicht! Ihr habt Euch noch nicht
von Eurem letzten Zorn erholt!«
»Ich kann ihn schaffen! Wirklich!«
»Entschuldigung«, meldete sich der Investigator zu Wort.
»Ihr haltet den Mund«, erwiderte Owen. »Wir kommen
gleich zu Euch. Hazel, ich fange an, und damit basta. Ich dulde
keinen Widerspruch.«
»Seit wann hast du denn das Kommando bei dieser Mission?
Wenn ich mit ihm Kämpfen will, dann kämpfe ich!«
»Hazel, das ist wirklich keine gute Idee.«
»Entschuldigung«, sagte der Investigator erneut.
»Haltet den Mund!«
»Halt die Klappe!« sagten Owen und Hazel gleichzeitig und
funkelten sich wütend an.
Investigator Razor zuckte die Schultern und nahm die letzten
Stufen mit beinahe unglaublicher Geschwindigkeit. Seine beiden Schwerter waren nur ein Flirren. Owen und Hazel beschworen den Zorn . Sie erwarteten Razors Ansturm, die
Schwerter bereit. Das Blut rauschte in ihren Köpfen. Unbändige Kraft brannte in ihren Armen wie lebendiges Feuer, doch
Razor brach über sie herein wie ein Orkan, und seine Schwerter bewegten sich so schnell wie der Blitz. Die Luft dröhnte
vom Klirren des Stahls, und Owen und Hazel wurden Schritt
für Schritt zurückgetrieben. Sie hatten der schieren Wildheit
von Razors Angriff nichts entgegenzusetzen.
Razor ließ den Treppenabsatz hinter sich, gewann unaufhaltsam an Boden, bis Owen und Hazel sich mit dem Rücken gegen die Korridorwand gedrängt wiederfanden und sie nicht
mehr weiter zurückweichen konnten. Sie trennten sich und
attackierten den Investigator von zwei Seiten gleichzeitig, doch
Razor blieb standhaft und parierte jeden ihrer Angriffe. Seine
Klingen bewegten sich zu schnell für das menschliche Auge.
Owen tauchte im letzten Augenblick unter einem blitzenden
Hieb hinweg, und eine Klinge zog funkensprühend eine tiefe
Furche in die Wand hinter seinem Rücken, genau in der Höhe,
auf der sich Sekundenbruchteile zuvor noch sein Hals befunden
hatte. Hazel schoß vor, in der Hoffnung, den Investigator in
einem günstigen Augenblick zu erwischen; doch dann mußte
sie sich selbst zur Seite werfen, als ein lauerndes Schwert nach
ihr geschwungen wurde. Sie prallte hart auf den Boden und
war im gleichen Augenblick wieder auf den Beinen, aber sie
atmete schwer, und Blut rann an ihrem Ärmel herab. Hazel
ignorierte die Wunde. Der Schmerz wurde durch den Schock
und das Rasen des Zorns in ihr gedämpft.
Owen hatte inzwischen erkannt, daß sie den Investigator
auch mit vereinten Kräften nicht würden schlagen können. Razor war in allen Tötungskünsten bis zur Vollkommenheit ausgebildet. Owen fehlte einfach die Erfahrung, um dem Investigator gewachsen zu sein. Genau wie Hazel. Aber sie besaßen
den Zorn , und sie besaßen die Talente, die das Labyrinth des
Wahnsinns ihnen geschenkt hatte. Owen aktivierte das mentale
Band zu Hazel und trat mit ihrem Unterbewußtsein in Verbindung. Die beiden Rebellen warfen sich erneut auf Razor. Sie
griffen in vollkommener Abstimmung an; zwei Schwerter, die
von einem vereinten Willen geführt wurden. Razor wich einen
Schritt zurück, dann einen weiteren, und ein ungläubiges Staunen trat auf sein Gesicht. Doch plötzlich blieb er stehen. Weiter
würde er nicht zurückgehen.
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