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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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lehnte die vom Gemeindepfarrer angebotene Gastfreundschaft ab und machte sich entschlossenen Schrittes wieder auf den Weg.
    Er schlief unter einem der zahlreichen Dolmen, die die Landstraße säumten. Am nächsten Tag konnte er schon von weitem Bellerocaille erkennen, das hoch oben auf der bemerkenswerten felsigen Bergspitze lag, der es seinen Namen verdankte. Es war Markttag, und auf der Straße drängelten sich die Bauern, die gekommen waren, um dort ihre Waren zu verkaufen.
    Da Justinien nichts zu verzollen hatte, durfte er den Zollposten an der Brücke ohne zu zahlen passieren, aber als er an das Westtor kam, mußte er seine Nase abnehmen, bevor er in die Stadt hineingelassen wurde.
    Er mischte sich unter die Menge, stieg eine Straße hinauf, die von vielen Fahrzeugen verstopft war, und gelangte so auf einen sehr belebten Platz. Er bahnte sich einen Weg durch die Stände, die mit Fleisch, Käse, Wurzelgemüse aller Art und Früchten beladen waren. Etwas weiter wurden Hühner, die aneinander gebunden waren, an den Füßen gefesselte Schweine, Schafe und ein paar Ziegen verkauft, die kläglich meckerten, sobald man sie berührte.
     
    Justinien interessierte sich einen Moment lang für etwas, das er zunächst für ein besonders abstoßend aussehendes Kind hielt, das in türkische Gewänder gehüllt und an eine Kette gefesselt, sich immer wieder verbeugte. Doch dann begriff er, daß es sich um einen Affen handelte, den sein Meister angeblich aus dem Orient mitgebracht hatte. Dann kam er an einen Karren, auf dem ein in Gelb und Blau gekleideter Dentist stand, der den Hut eines Marquis trug. Als Beweis seines Könnens trug er um seinen Hals eine dreireihige Kette aus Backen-, Eck- und Schneidezähnen. Einige Exemplare waren so groß, daß man Mühe hatte, sich die Statur ihrer ehemaligen Besitzer vorzustellen. Einen Meißel gegen Karies in der einen und eine Zange zum Zähneziehen in der anderen Hand, versicherte er den Umstehenden, daß vor ihren Augen »rasende Zahnschmerzen mit der Wurzel ausgerottet« würden, als Justinien beim Klang eines Tamburins zusammenfuhr. Dem Geräusch folgend, überquerte er den Platz, um zu einer dichten Menschenansammlung zu gelangen, die sich im Kreis um eine Gauklertruppe aufgestellt hatte, die gerade mitten in ihrer Vorführung war.
    Baldo klimperte auf seiner Harfe und biß sich dabei angeregt auf die Lippen, während Vitou sich wichtig machte und auf Händen ging und gleichzeitig mit den Füßen sechs bemalte Holzkugeln jonglierte. La Margote schlug mitreißend ihr Tamburin, und Mouchette, schöner denn je, tanzte dazu barfüßig eine leidenschaftliche Tarantella, die ihren Rock hochfliegen ließ und mehr, als schicklich war, entblößte.
    Der Anblick dieses »etwas mehr« brachte den jungen
    Mann ziemlich durcheinander, und er geriet in Rage. Er dachte nicht mehr nach, sondern bahnte sich, mit dem Knüppel in der Hand, einen Weg in das Rund.
    » Gebt mir meine Sachen zurück, ihr Banditen! «
    Die Harfe und das Tamburin verklangen, und das Gesicht, das Mouchette schnitt, als sie ihn erkannte, klärte ihn über ihre Gefühle auf. Die Holzkugeln fielen herunter, und Vitou kam wieder auf die Füße. Nicht sonderlich beeindruckt von seinen Anschuldigungen fielen die Gaukler mit vereinten Kräften über ihn her.
    » Hilfe! Sie bringen mich um! « rief er aufgeregt Mouchette zu, die auf ihn zukam.
     
    Aber nur, um ihm einen gemeinen Tritt in den Unterleib zu versetzen. Außer sich vor -Wut packte er ihre Wade und biß brutal zu. Mit großem Vergnügen spürte er, wie das Fleisch riß und warmes Blut in seinen Mund floß. Äußerst schmerzhafte Tritte in die Nieren brachten ihn dazu, seinen Griff zu lockern. Er schrie wieder um Hilfe.
    »Holt die Wache! « rief jemand.
    Die Bogenschützen, die von einem Knebelspießträger befehligt wurden, waren an einem Markttag immer in der Nähe und bahnten sich mit den Stielen ihrer Piken einen Weg durch die Menge.
    » Macht der Wache Platz! Platz da! « schnauzte der Kommandant mit überheblich klingender Stimme.
    Mouchette und ihrer Mutter gelang es, zu entkommen, doch Baldo, Vitou und Justinien wurden, trotz seiner heftigen Proteste, brutal gefesselt und zur Prévôté geschleppt, wo sie kurz verhört wurden.
    Justinien brachte zuerst vor Schreck kein Wort heraus, als er hörte, wie Baldo und Vitou erklärten, daß er mit zu ihnen gehöre.
    » Sie lügen, wenn sie den Mund aufmachen, edler Herr, es ist alles ganz anders! «
    »Die Untersuchung

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