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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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flackernd glitt der Blick über den Hof, als suchte sie nach etwas Neuem, worüber sie sich erregen könnte.
    Die Männer standen starr und schweigend, als ginge sie das Ganze nichts an, doch Bathildis vergaß, im rechten Moment die Augen niederzuschlagen. Es hätte wohl wenig genützt, wenn sie’s getan hätte, denn schon versteifte sich Leutsinda erneut vor Zorn, und ihre Stimme wurde wieder kreischend laut. »Wer ist dieses Mädchen da?«, heulte sie in den Hof.
    Wohingegen sie den Streit mit Erchinoald wortlos aufgenommen hatten, begannen die Wachen und das Gesinde, das mit Leutsinda die Feste verlassen hatte, über Bathildis’ Anwesenheit zu tuscheln.
    Erchinoald schnaubte nur ungeduldig. »Weiß ich selbst nicht recht. Hab sie im Wald gefunden. Wild haben wir hingegen keins erlegt.«
    Sprach’s und wandte sich ab, um endlich ins Warme zu gehen.
    »Was soll das heißen?«, plärrte Leutsinda ihm nach. »Wem gehört sie?«
    Erchinoald ließ sich nicht aufhalten.
    »Nun... ab heute dir, liebste Leutsinda. Betrachte sie als Geschenk – als Ausgleich für sämtliche Unannehmlichkeiten, die ich dir, der ach so Armen, ständig bereite.«
    Seine Gestalt verschwand im Tor, und eilig suchten ihm die Männer zu folgen, nachdem sie die Pferde den Knechten überlassen hatten. Nur Bathildis blieb steif stehen, unsicher, wie sie der Frau zu begegnen hatte, die da misstrauisch auf sie zukam, zuerst ganz nahe, um das Mädchen genauer zu mustern, dann zurücktretend, weil es so viel größer war als sie und sie den Kopf nicht in den Nacken legen wollte.
    Wortfetzen schwirrten Bathildis durch den Kopf. Erchinoald... der Major Domus des Königs... sein Weib heißt Leutsinda ... und hasst ihn.
    So peinvoll der Streit der beiden war, dessen sie alle hatten Zeugen werden müssen – vielleicht konnte sie sich das Zerwürfnis der Eheleute zunutze machen.
    »Ich heiße Bathildis«, begann sie hastig zu sprechen, »und es ist wahr: Euer Gatte hat mich im Wald gefunden. Ich bin keine Sklavin, sondern die Tochter eines Fürsten – doch stamme ich aus fernen Landen, sodass es hier niemanden gibt, der für meine Rechte eintritt. Ich bitte Euch...«
    Leutsinda kniff ihre Augen zusammen.
    »Was wollte mein Gatte von dir?«, unterbrach sie sie unfreundlich.
    Bathildis fröstelte. Sie stand in einer Pfütze von getautem Schnee, und die Kälte kroch ihr am ohnehin schon ausgekühlten Körper hoch.
    »Er... Er wollte mich entehren«, sprach sie vorsichtig.
    Leutsinda starrte sie mit verkniffenem Mund an. Sie schien über die Worte nachzudenken, entweder weil sie sie ob Bathildis’ fremder Aussprache nicht recht verstanden hatte, oder weil sie sich nicht entscheiden konnte, etwas ernst zu nehmen, was aus dem Mund einer Unwürdigen kam.
    Schließlich trat sie zurück, und Bathildis meinte schon, dass sie ihr keine Beachtung schenken würde. Doch dann begann Leutsinda zu kreischen, noch durchdringender als vorhin, nur diesmal nicht bösartig, sondern unendlich verzweifelt.
    »Hast dich an ihn geworfen, nicht wahr?«, krächzte sie. »Wolltest ihn mir abspenstig machen, ihn mit deiner Jugend verführen! Das wirst du mir büßen, du verfluchtes kleines Biest! Erchinoald ist ein guter Mann. Er hat sich niemals eine zweite Frau neben mir genommen. Ja, er ist ein guter Mann! Er ist ein guter Mann!«
    Sie schrie wie von Sinnen, und es schien sie mehr zu kosten, als der ausgemergelte Leib verkraften konnte. Plötzlich zuckte sie zusammen, als wäre sie von einem wuchtigen Schlag getroffen worden. Er fällte sie, gleich so, als wäre sie in zwei Teile zerhauen.
    »Mein Gott, was habt Ihr?«, rief Bathildis entsetzt.
    Leutsinda stöhnte, aber antwortete nicht. Sie sackte auf dem kalten Boden zusammen. Plötzlich roch es nach Blut.
    Erst als der Aufruhr im Hof geschlichtet war, konnte Bathildis ihre Frage wiederholen.
    »Was ist ihr geschehen? Was hat sie? Worunter leidet sie?«
    Sie wandte sich an eine Frau mit groben Händen und fleckigemKleid, die zu jenen Mägden zählte, welche herbeigelaufen kamen, um die Herrin zu stützen und schließlich hineinzutragen. Draußen in der Kälte hatte Leutsinda nur gestöhnt – drinnen in der raucherfüllten Wärme vermochte sie wieder Befehle zu äußern. Ihre Stimme jedoch war nun piepsend.
    Bathildis war der Schar gefolgt, von der Hitze, die sie einhüllte, nicht belebt, sondern gelähmt und niedergedrückt, als wäre ihr ein Kettenhemd umgelegt worden. Sie verstand nicht, was Leutsinda sagte, doch offenbar

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