Die Reise Nach Petuschki
für den Verstand, folglich gibt es Ihn. Also, seid vollkommen, so vollkommen wie euer Vater im Himmel.
Elektrougli — Kilometer 43
Ja. Trinkt mehr und eßt weniger dazu. Das ist das beste Mittel gegen Selbstgefälligkeit und oberflächlichen Atheismus. Seht euch den Gottlosen an mit seinem Schluckauf: er ist verwirrt, finster, er leidet und ist verderbt. Kehrt euch von ihm ab, spuckt aus und seht mich an mit meinem Schluckauf. Ich glaube an die Bewältigung und pfeife auf irgendwelchen Widerstand. Ich glaube, daß Er gütig ist, und deshalb bin ich auch gütig und heiter.
Er ist gütig. Er führt mich aus dem Leid zum Licht. Von Moskau nach Petuschki. Durch die Qualen am Kursker Bahnhof, durch die innere Reinigung in Kutschino, durch das Gefasel in Kupawna zum Licht nach Petuschki. »Durch Leid zum Licht!« wie die Deutschen sagen.
Ich fing wieder an, auf der Plattform herumzulaufen, noch erregter als vorher. Rauchte und rauchte. Da schoß ein erleuchtender Gedanke wie ein Blitz durch mein Gehirn:
Was könnte ich noch trinken, um auch diesmal in Stimmung zu bleiben? Was könnte ich in Deinem Namen noch trinken?
So ein Malheur! Ich habe nichts, was Deiner würdig wäre. Kubanskaja? Das ist der reinste Scheißdreck! Rossijskaja? Es ist lächerlich, in Deiner Anwesenheit davon zu reden. Und der hochkarätige Rose für einen Rubel siebenunddreißig?
O Gott! Nein, wenn ich heute heil nach Petuschki komme, werde ich einen Cocktail kreieren, den man ungeniert in Anwesenheit des Herrn und der Menschen trinken kann, in Anwesenheit der Menschen und im Namen des Herrn. Ich werde ihn »Jordanwellen« oder »Stern von Bethlehem« nennen. Wenn ich das in Petuschki vergessen sollte, erinnert mich bitte.
Lacht nicht. Ich habe reiche Erfahrung im Kreieren von Cocktails. Zwischen Moskau und Petuschki trinken sie diese Cocktails bis heute, ohne den Namen des Autors zu kennen. Sie trinken »Kanaanbalsam«, »Komsomolzenträne«, und recht haben sie, daß sie trinken. Wir können von der Natur keine milden Gaben erwarten. Wir müssen uns selbst nehmen, was wir brauchen, aber das setzt voraus, daß wir die genauen Rezepte kennen. Wenn ihr wollt, kann ich euch die Rezepte verraten. Hört zu! Einfach nur Wodka, auch dann, wenn man ihn aus der Flasche trinkt, ist eine Qual für Körper und Seele. Wodka mit Eau de Cologne vermischt - das hat eine gewisse Raffinesse, aber es fehlt jegliches Pathos. Doch ein Glas »Ka-naanbalsam« - das hat Raffinesse und Phantasie und Pathos und darüber hinaus einen metaphysischen Bezug. Welche Komponente des »Kanaanbalsams« schätzen wir vor allen anderen? Natürlich den Spiritus. Aber der Spiritus, der nur als Objekt für die Inspiration dient, besitzt keinerlei eigene Inspiration. Was also schätzen wir in diesem Fall am Spiritus vor allem anderen? Nun, natürlich das nackte geschmackliche Erlebnis. Und noch höher schätzen wir das Miasma, das er ausdünstet. Um dieses Miasma abzutönen, braucht man eine Spur von Aroma. Deshalb vermischt man den Spiritus im Verhältnis 1:2:1 mit dunklem Bier, am besten der Marke »Ostankinskoje« oder »Senator«, und mit gereinigter Politur. Ich brauche euch ja nicht zu erklären, wie Politur gereinigt wird, das weiß jedes Kind. Komischerweise weiß in Rußland niemand, wie sich Puschkin den Tod geholt hat, aber wie Politur gereinigt wird — das weiß jeder.
Kurz, schreibt euch das Rezept für den »Kanaanbalsam« auf. Man lebt nur einmal, wie schon Nikolaj Ostrowskij sagte, und deshalb kommt es darauf an, daß man sich beim Zusammenstellen von Rezepten nicht irrt.
100 g Brennspiritus
200 g dunkles Bier
100 g gereinigte Politur
So, vor euch steht der »Kanaanbalsam«. In der Umgangssprache nennt man ihn auch »Braunbär«, weil es eine Flüssigkeit von schwarzbrauner Farbe ist, von mäßiger Stärke und beständigem Aroma. Das ist fast kein Aroma mehr, das ist eine Hymne. Die Hymne der demokratischen Jugend! Und zwar deshalb, weil man nach Genuß dieses Cocktails Vulgarität und dunkle Kräfte entwickelt. Wie oft schon habe ich das beobachtet...!
Um die Entwicklung dieser dunklen Kräfte irgendwie zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens: keinen »Kanaanbalsam« trinken, zweitens: an seiner Stelle den Cocktail »Geist von Genf« zu sich nehmen.
Er besitzt zwar keinen Tropfen Majestät, aber dafür Bukett. Ihr werdet mich fragen: »Worin besteht denn das Rätsel seines Buketts?« Ich werde euch antworten: »Ich weiß nicht, worin das Rätsel
Weitere Kostenlose Bücher