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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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identifizieren konnte. Er brauchte eine Weile, bis er erkannte, daß es sich um einen Tsla handelte, dem man das Fell abgezogen und die Gedärme herausgerissen hatte. Er warf einen Seitenblick auf seinen Begleiter. Im Gesicht des Trägers war keine Spur von Wut oder Haß zu erkennen.
    »Dich stört das wohl nicht sonderlich, wie?«
    »Was soll mich stören, Lehrer?«
    Etienne deutete auf die Feuerstelle. »Die braten dort unten einen von deiner Art.«
    »Jeder muß essen«, sagte Yulour gleichmütig.
    Etienne wandte sich ab. Offenbar bedurfte es noch umfangreicher Forschungen, bis sie die Tsla ganz würden verstehen können.
    Von viel unmittelbarerem Interesse war der Käfig, den er am rechten hinteren Ende der Senke erkennen konnte. Er war aus den gebogenen Rippenknochen irgendeines großen Lebewesens hergestellt, die man mit irgendwie behandelten Sehnen zusammengebunden hatte. In seinem Innern drängten sich vier - nein, fünf Tsla dicht aneinander. Und unter ihnen eine hellblau gekleidete Gestalt. Sein Puls raste, und seine Finger begannen zu zittern.
    Nach allem, was er sehen konnte, lebte Lyra noch und war offensichtlich auch unversehrt. Sie hatte sich die Jacke bis zum Kinn zugeknöpft und das lange Haar um das Gesicht geschlungen. Die Na hatten ihre Säcke bei ihrer Beute gelassen, und Lyra hatte sich mit einem davon halb zugedeckt, um sich vor der Kälte zu schützen.
    Ein einzelner junger Na hockte schläfrig vor dem Käfig und warf gelangweilt Steine ins Feuer, ohne sich sehr um seine Gefangenen zu kümmern.
    »Er schläft vielleicht bald, Lehrer«, sagte Yulour und meinte damit den Wächter.
    »Hoffentlich tut er das.« Etienne sah nach und vergewisserte sich, daß die beiden Pistolen schußbereit waren und die zusätzlichen Atemgeräte funktionierten. Dann arbeitete er sich vorsichtig den Abhang hinunter und umkreiste die Senke.
    Als sie wieder nach oben kletterten, kamen sie direkt hinter dem Käfig heraus. Dann warteten sie.
    Es war ein gutes Stück nach Mitternacht, als Etienne wieder in die Senke hinunterblickte. Tslamainas Monde waren von Wolken verdeckt, und der größte Teil des Lichts in der Kratersenke kam von dem Lagerfeuer in der Mitte. Er beobachtete den reglosen Posten noch eine halbe Stunde lang, bis er sicher war, daß der Na schlief.
    »Was muß ich tun, Lehrer?« fragte Yulour.
    »Bleib einfach hier, verhalte dich still und warte auf uns!«
    »Sei vorsichtig, Lehrer.«
    »Ganz bestimmt, Yulour.«
    »Wenn du mich brauchst, komme ich hinunter«, fügte er besorgt hinzu, als Etienne auf dem Bauch über den Kraterrand glitt.
    »Ich weiß schon. Du bist ein guter Freund, Yulour.«
    »Ich danke dir, Lehrer«, flüsterte der Träger, sichtlich von dem Kompliment überwältigt.
    Auf Händen und Knien, teils rutschend, teils kletternd, arbeitete Etienne sich den Innenhang des Kraters hinunter. Die Na lagen dicht aneinandergedrängt in totengleichem Schlaf unter dem Felsüberhang. Er warf einen Blick auf sein Armbandgerät. Die Temperatur betrug zwölf Grad unter Null. Er fühlte sich einigermaßen wohl, machte sich aber um Lyra Sorgen. Wenn die Temperatur noch viel weiter absank, würde sie beim Gehen Schwierigkeiten haben, bis er sie in ihren eigenen Thermoanzug stecken konnte, den er in Yu-lours geräumigem Rucksack verstaut hatte.
    Sein Fuß tastete nach einem Halt, aber der Felszacken brach ab und rollte den Abhang hinunter, wo er am rückwärtigen Teil des Käfigs liegen blieb. Der Wächter regte sich nicht. Etienne folgte dem Stein so schnell wie möglich und kniete schließlich hinter dem Käfig nieder.
    »Lyra!« flüsterte er eindringlich und ließ den Blick zwisehen ihr und dem Posten hin und her wandern. In der Höhle regten sich einige, aber keiner wachte auf.
    »Lyra!« Ihr Kopf ruckte in der Finsternis herum, und sie schob ihr Haar beiseite.
    »Etienne?«
    »Wer, zum Teufel, soll es denn sonst sein?« Er zog eine der Pistolen heraus und nahm sorgfältig eine Einstellung vor, nachdem er schnell untersucht hatte, wie die Käfigstangen zusammengehalten wurden. »Ich werde jetzt versuchen, das Zeug durchzubrennen, mit dem diese Knochen zusammengebunden sind. Halte dich um Gottes willen bereit!«
    Er fing zu arbeiten an, und das schwache Summen der Pistole wurde vom Wehen des Windes und dem Knistern des Lagerfeuers übertönt. Lyra bewegte sich leise, um ihre Mitgefangenen zu wecken. Sie waren geistesgegenwärtig genug, sich still zu verhalten, mit Ausnahme eines Tsla, der überrascht

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