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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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dessen Gesicht sich wieder etwas aufhellte. Offenbar hatte er eine andere Möglichkeit gesehen, und die hatte ihm Sorge gemacht. Ich hatte zwar auch einen vagen Verdacht, aber begründete Spekulationen waren bei meinem augenblicklichen Wissens stand unmöglich. Über eins war ich mir allerdings völlig sicher: Gatalas wäre gar nicht in der Lage gewesen, seine Meuterei mit einer Invasion der Kaledonier zu koordinieren, selbst wenn er das gewollt hätte. Wir alle waren mit dieser Welt zu wenig vertraut, um uns an Ränkespielen irgendwelcher Art beteiligen zu können. Und schließlich hatte der Bericht über Gatalas’ Meuterei keinerlei Hinweis darauf enthalten, sie könnte mit irgend etwas anderem koordiniert gewesen sein. Viel näher lag die Vermutung, er habe durch diese verzweifelte Geste seine Ehre rächen wollen. Aber wieso? Was war geschehen? Zweifellos war er gezwungen worden, sich tiefer unter das Joch der römischen Disziplin zu beugen, als ich es getan hatte – wäre er sonst mit seinem Drachen in Baracken gezogen? Aber das hätte nicht ausgereicht, um ihn zur Meuterei zu treiben. Er hatte auf dem ganzen Marsch von Aquincum bis Bononia Facilis’ Beschimpfungen geschluckt und nur deswegen mit einem Aufstand gegen die Überquerung des Ozeans gedroht, weil er sie für eine Todesfalle hielt. Er hatte nach Ruhm im Kampf gedürstet, sich auf Schlachten gefreut, wie wir gerade eine siegreich beendet hatten. Er hatte gehofft, er könnte hier glücklich werden. Und er mußte immer noch einen Rest von Vertrauen zu den Römern gehabt haben, sonst hätte er seinen Männern nicht befohlen, sich zu ergeben, als er mit seiner Leibwache hinausritt, um zu sterben.
    Gefahr durch Lügen, hatten die Ruten der Weissager in Bononia gewarnt. Ich argwöhnte, daß jemand Gatalas Lügen erzählt hatte, jemand mit Kontakten zu den kaledonischen Stämmen – und aus Comittus’ Andeutungen schloß ich, daß ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf gegangen war. Und ohne detaillierte Vorstellungen und ohne den geringsten Beweis zu haben – wie ein Mensch, der im Dunkel auf Echos horcht, fragte ich mich, ob der Legat wohl seine Gemahlin mitbringen würde, wenn er aus Eburacum kam.

 

    7
    Julius Priscus traf fünf Tage später in Corstopitum ein und beorderte mich, Comittus und Facilis sofort zu sich. Wir übergaben Leimanos und Longus die Verantwortung für das Fort und ritten, begleitet von meiner Leibwache, hinüber. Ich nahm auch Eukairios mit. Der Schreiber hatte versucht, reiten zu lernen, und war inzwischen soweit, daß er nicht mehr abgeworfen wurde, das heißt, falls das Pferd sich nicht in den Kopf setzte, ihn loszuwerden. Er fühlte sich zwar immer noch nicht recht wohl auf dem Pferderücken, aber er wollte in die Stadt, um seinen »Korrespondenten« dort zu treffen. Ich hatte mich über diese Person nicht näher erkundigt, da es sich vermutlich ebenfalls um einen Christen handelte und es mir lieber war, nichts Genaueres über diese illegalen Verbindungen zu wissen. Es war anzunehmen, daß Eukairios den Namen und ein Kennwort in Londinium erhalten hatte oder vielleicht in Eburacum. Aber wer der Mann auch sein mochte, ich war ihm jedenfalls sehr dankbar für seine Warnung.
    Bei unserer Ankunft stellten wir fest, daß der Legat mit der Hälfte seiner Legion angerückt war, mehr als genug Truppen, um mit rebellischen Sarmaten fertig zu werden. Auch Gajus Valerius Victor und ein weiterer Offizier aus Condercum waren herzitiert worden. Und Arshak war mit dem Legaten gekommen, der tatsächlich seine Frau mitgebracht hatte. Aurelia Bodica hatte neben ihrem Gemahl in der Haupthalle des Stabsquartiers Platz genommen, während die anderen sich stehend an der Diskussion über die Frage beteiligten, die zu lösen Priscus hierhergekommen war: »Was soll mit den Sarmaten geschehen?«
    Ich nehme an, es war ein großes Zugeständnis und nur dem Sieg über die Kaledonier zu verdanken, daß es Arshak und mir gestattet wurde, an der Konferenz teilzunehmen. Zunächst hatte ich allerdings viel eher das Gefühl, als Angeklagter vor Gericht zu stehen.
    »Einhundertvierundzwanzig römische Soldaten tot!« begann der Legat fast mit den gleichen Worten, die Facilis gebraucht hatte, nur daß Priscus die genaue Zahl hatte. »Und warum? Weil der blutdürstige Wilde, der den Vierten Sarmatischen Numerus befehligte, es sich irgendwie in den Kopf gesetzt hatte, daß man ihn seines Kommandos entheben wollte! Wer hat ihm das eingeflüstert, he?« Er

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