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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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diesen Worten legte der Laird die Papiere in das Buch zurück, klappte es zu und stellte es wieder auf das Regal.
    Dylan war sich nicht sicher, wie er Iains Verhalten beurteilen sollte. Ganz offensichtlich zog der Laird ihn immer noch als möglichen Nachfolger in Betracht. Und da er beiden Kandidaten für dieses Amt den Geheimgang gezeigt hatte, beabsichtigte er anscheinend, beide Männer zu einer Art Wettbewerb um das Erbe anzutreiben. Auf dass der Beste gewinnen möge. Angewandte Darwinsche Theorie.
    In der großen Halle erhob sich plötzlich ein lautes Geschrei, das bis zu Iains Arbeitszimmer drang. Die Stimmen gehörten englischen Soldaten, die lautstark nach dem Laird fragten. Iain, Artair und Dylan verließen eilig den Raum. Iain befahl ihnen, sich zu trennen - Artair sollte in die oberen Stockwerke des Turmes laufen, Dylan treppabwärts zu den Dienstbotenunterkünften flüchten, und Iain selbst kehrte in die Halle zurück, wo er sich über das unvermutete Auftauchen der Rotröcke so verwundert wie möglich zeigen wollte.
    Dylan öffnete die Tür zu dem Gang, an dem die Dienstbotenunterkünfte lagen, und schloss sie leise hinter sich.
    Sinann tauchte flügelschlagend vor ihm auf. »Hast du vollkommen den Verstand verloren? Was hat dich dazu getrieben, in diesem Ton mit Mar zu sprechen?« Sie war völlig außer sich vor Entgeisterung.
    Dylan verspürte nicht die geringste Lust, sich gerade jetzt mit ihr über dieses Thema zu streiten. »Lass es gut sein, Tink.«
    »So eine Dummheit ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht...«
    »Halt die Luft an, habe ich gesagt, Tinkerbell!«, zischte Dylan gereizt. »Jetzt nicht!«
    Über ihm dröhnten schwere Stiefel auf dem Holzfußboden. Das Geräusch hallte wie Donner in dem langen Korridor wider. Dylan blieb unschlüssig stehen. Sollte er weitergehen oder bleiben? Er musste unbedingt herausbekommen, wo Ciaran und Sile steckten, aber er mochte den Engländern nicht in die Arme laufen, weil er fürchtete, dass sie ihn auf der Stelle verhaften würden.
    Überall wurden Türen einen Spalt breit geöffnet, und neugierige Mägde steckten die Köpfe heraus, um zu sehen, was geschehen war. Dylan schüttelte abwehrend den Kopf, legte einen Finger an die Lippen und bedeutete ihnen, die Türen wieder zu schließen. Die meisten gehorchten widerspruchslos, nur Sarah zeigte sich störrisch.
    »Nun geh schon!« Dylan nickte ihr ungeduldig zu und wandte sich ab, um nach seinen Kindern zu suchen.
    »Komm hier herein. Hier bist du sicher.« Sarahs Stimme klang schrill vor Angst. Dylan blieb stehen und drehte sich um. Sie machte ihm aufgeregte Zeichen, zu ihr in die Kammer zu kommen.
    Er sah ein, dass sie Recht hatte. Wenn man ihn irgendwo in den Gängen der Burg aufgriff, würde man ihn höchstwahrscheinlich festnehmen und einem strengen Verhör unterziehen. Trotzdem schüttelte er den Kopf. Er musste seine Kinder finden und sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie in Sicherheit waren. »Schon gut, Sarah. Mach dir keine Gedanken um mich. Geh wieder hinein und verhalte dich ruhig. Und wenn sie kommen, sprich möglichst höflich mit ihnen, auch wenn es dir schwer fällt. Es ist immer besser ...«
    Die Tür am anderen Ende des Ganges flog auf. Dylan verstummte und wappnete sich für die Begegnung mit einem Sassunach. So sehr er sich auch bemühte, möglichst unbefangen zu wirken - er wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Immerhin hatte er gerade einem Mann zur Flucht verholfen, der von den englischen Behörden wegen Hochverrats gesucht wurde, und sich somit selbst des Verrates schuldig gemacht. Damit hatte er seine Begnadigung verwirkt, wenn er gefasst wurde. Die Engländer konnten zwar nicht wissen, dass Mar hier gewesen war, aber sie mussten zumindest Verdacht geschöpft haben, sonst wären sie nicht hergekommen, um die Burg zu durchsuchen. Irgendjemand würde heute Abend nur der Form halber verhaftet werden, und Dylan wusste, dass er aufgrund seines gespannten Verhältnisses zu Bedford derjenige war, der in der größten Gefahr schwebte. Er behielt die Tür aufmerksam im Auge. Am liebsten hätte er auf der Stelle die Flucht ergriffen, aber er wusste, wie hoffnungslos dies Unterfangen war.
    Ein Mann betrat den Gang. Artair! Dylan entspannte sich ein wenig, schrak jedoch zusammen, als der junge Mann seinen Dolch zog. »Verräter!«, fauchte er. »Du stehst mit den Sassunaich im Bunde!«
    Dylan riss Brigid aus der unter seiner Gamasche befestigten Scheide. Er hatte sofort

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