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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Dylan. Er verstand nur zu gut - entweder hatte Mar nicht den Mut zum Angriff gehabt, oder er hatte die Situation vollkommen falsch eingeschätzt. Und dieser Fehler hatte zur endgültigen Niederlage der Jakobiten geführt.
    Er wusste auch, dass dieser niedergeschlagene Aufstand einen weiteren nach sich ziehen musste, der in ein, zwei Monaten beginnen und wesentlich näher bei seiner Heimat stattfinden würde als der vorangegangene. Sein Scheitern in Glen Shiel im Nordwesten der Highlands war vorbestimmt.
    Es stellte sich heraus, dass der zu erwartende Aufstand auch der Grund für Mars Anwesenheit in Schottland war, wo er jeden Moment Gefahr lief, verhaftet zu werden. Als Iain wieder das Wort ergriff und das Gespräch dort fortsetzte, wo es unterbrochen worden war, begriff Dylan, dass Mar um Unterstützimg für die Truppen warb, die König Philip von Spanien ihm in Aussicht gestellt hatte. Da es im vorigen Sommer zu Feindseligkeiten zwischen England und Spanien gekommen war, wollten sich die spanischen Befehlshaber mit den Schotten verbünden, um einen groß angelegten Angriff auf den Süden Englands zu beginnen, während zugleich in Schottland ein Jakobitenaufstand stattfinden sollte. Ein kleines spanisches Kontingent von ungefähr dreihundert Mann würde den Schotten dabei zur Seite stehen.
    Was der Earl of Mar und der Laird von Ciorram nicht wissen konnten und was Dylan ihnen nicht zu verraten wagte, war, dass es zu dem spanischen Angriff auf England nie kommen würde. Ein plötzlich aufziehender Sturm wäre der Grund für die Vernichtung der spanischen Flotte, und die jakobitischen Truppen würden von der gescheiterten Invasion erst erfahren, wenn es zu spät war, um den Aufstand abzublasen.
    Aber wenn er die beiden Männer in sein Wissen einweihte, würde man ihn nur beschuldigen, mit bösen Mächten im Bunde zu stehen, wenn sich seine Vorhersagen bewahrheiteten. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, dass man den Lauf der Geschichte nicht verändern konnte. Auch dass es ihn in dieses Jahrhundert verschlagen hatte, war kein Zufall, wie sein Name in den Geschichtsbüchern bewies. Nichts, was er tat, konnte überhaupt etwas ändern, denn er war ja selbst bereits Teil der Geschichte.
    Während er Mar beobachtete, fragte er sich, ob der Earl wirklich glaubte, was er da sagte. Meinte er tatsächlich, die Jakobiten könnten die Engländer mithilfe der Spanier besiegen? Und wie sollte es seiner Meinung nach weitergehen, nachdem Philip V. England erobert hatte? Würde Schottland dann mit Spanien um die Herrschaft über England Krieg führen? Oder dachte er, Spanien würde James III. auf den englischen Thron setzen? Mar war wegen seiner opportunistischen Politik auch als der >wankelmütige John< bekannt. In England war er ein Outlaw, er konnte nur in seine Heimat zurückkehren, wenn anstelle von König George ein Herrscher auf den Thron kam, der ihm wohlgesonnen war. Dylan wusste, dass es Mar gleichgültig war, ob es sich dabei um Philip oder um James handelte, solange der Earl nur davon profitierte.
    Er wusste aber auch, dass sich Mars Hoffnungen nicht erfüllen würden.
    Ein halbwüchsiger Junge, der in die große Halle gestürmt kam und beinahe auf den Binsen ausgerutscht wäre, riss ihn aus seinen Gedanken. »Iain Mór!«, rief er aufgeregt. »An Sas-sunaich!«
    Iain fluchte, sprang auf und nahm Mar am Ellbogen. Ranald quiekte vor Schreck laut auf. Die Männer, die am Feuer gesessen hatten, stoben hastig in alle Richtungen davon, um von den Engländern nicht bei einer illegalen Versammlung ertappt zu werden. Die meisten verschwanden in der Küche, um von dort aus durch die Viehpferche zu entkommen oder um sich im Schulraum zu verstecken. Robin und Seumas stellten in einer Ecke der Halle rasch ein Schachbretttischchen auf und gaben vor, in das Spiel vertieft zu sein; Malcolm brachte Ranald zum Schweigen, ehe er ihn in den Burghof hinausscheuchte, Iain brachte Mar zu dem Gang, der zum Nordturm führte. Dylan wollte in die Küche laufen, um sich nach seinen Kindern zu erkundigen, aber Iain rief ihn zu sich.
    »A Dhilein! Komm mit. Artair, du auch.« Dylan gehorchte verwirrt. Die vier Männer hasteten zu dem Gang am anderen Ende der großen Halle hinüber. Mar schlotterte vor Angst; sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Er wusste, wenn er gefasst wurde, würden die Engländer ihn ohne viel Federlesens an den Galgen bringen.
    Gracie kam ihnen mit einem Stapel Leinentüchern in den Händen entgegen. Sie hatte schon

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